Finanzwelt setzt Firmen massiv unter Druck, sich an Klimaziele zu halten

Bis dato gilt die Finanzwelt ja nicht unbedingt als großer Treiber in Sachen Nachhaltigkeit. Eine gemeinsame Initiative von 318 Finanzinstituten und multinationalen Firmen, die gemeinsam 37 Billionen USD verwalten, fordern über 1.000 der weltweit einflussreichsten Unternehmen auf, wissenschaftsbasierte Klimaziele einzuhalten.

 

Greenwashing ist ein Vorwurf, mit dem die Finanzbranche oft zu kämpfen hat. So werden mancherorts Produkte als grün tituliert, damit sie sich besser verkaufen, die jedoch bei genauerem Hinsehen ein ziemliches Sammelsurium an investierten Unternehmen beinhalten, kaum unterscheidbar von einem nicht grünen Produkt.

Die gemeinsame Initiative (2022 CDP Science-Based Targets Kampagne) wird von der im Jahr 2000 gegründeten Organisation Carbon Disclosure Project vorangetrieben und koordiniert. CDP ist im Besitz der größten Datenbank zu Treibhausgasemissionen und Wasserverbrauch von Firmen, Staaten und Kommunen mit dem klaren Ziel diese zu veröffentlichen.      

Betroffene Unternehmen

Unter den aufgeforderten Firmen befinden sich Chinas größter Einzelhändler JD.com, die australische Fluggesellschaft Qantas, das weltgrößte Chemieunternehmen BASF sowie Caterpillar, FedEx, General Electric, Wal Mart de Mexico und Wilmar International.

48 % aller ins Visier genommenen Unternehmen sind im asiatisch-pazifischen Raum angesiedelt, gefolgt von 23 % in den Vereinigten Staaten. Nur etwa 1 von 10 ins Visier genommenen Unternehmen stammt aus Europa, was zeigt, wie ausgereift die Zielvorgaben in dieser Region sind. Diese 1.000 Firmen, die so viele Emissionen ausstoßen wie Indien und die USA zusammen, sind von entscheidender Bedeutung für die weltweiten Bemühungen, die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Die Forderung der Kampagne wird von vielen der größten Finanzinstitute der Welt unterstützt, darunter Allianz Global Investors, AXA Group, Crédit Agricole, Insight Investment Management, La Banque Postale, Nomura Asset Management, PIMCO, UBS und die Europäische Investitionsbank. In Deutschland machen u.a. die vier großen Fondsgesellschaften DWS, Allianz Global Investors, Union Investment und Deka bei der Kampagne mit.

Es geht um Glaubwürdigkeit

Der Leiter ESG der Frankfurter Fondsgesellschaft Union Investment Henrik Pontzen: „Wir investieren in glaubwürdige Transformation. Dafür müssen die Unternehmen verlässlich ambitionierte Klimaschutzziele verfolgen. Wissenschaftsbasierte Ziele sind der Schlüssel zu einer glaubwürdigen Transformation.“

Laurent Babikian, Joint Global Director Capital Markets bei CDP, sagte: „Die extremen Wetterereignisse der letzten Monate haben uns erneut gezeigt, was eine Erwärmung der Welt um 1,2 Grad anrichtet. Die Situation wird sich katastrophal verschlimmern, wenn wir nicht eine noch nie dagewesene Reduzierung der Treibhausgasemissionen erreichen – 50 % in den nächsten acht Jahren -, um den Anstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aber das ist einfach unerreichbar, es sei denn, die Unternehmen mit den größten Auswirkungen haben ehrgeizige Ziele für die Reduzierung aller Emissionen in ihrer Wertschöpfungskette. Ich bin froh, dass Finanzinstitute und große globale Einkäufer SBTs jetzt als wesentlich für alle Unternehmen ansehen und als notwendig erachten, damit sie ihre eigenen Netto-Null-Ziele erreichen können. SBTs sind die genaueste Bewertung der gesamten Emissionsauswirkungen eines Unternehmens auf dem Markt – ohne sie können Unternehmen Investoren und Kunden nicht überzeugend darlegen, dass sie sich im Übergang befinden.“

Erfolge ableiten

Weltweit sind bereits über 3.500 Unternehmen, die mehr als ein Drittel der globalen Marktkapitalisierung repräsentieren, Teil der SBTi. Davon haben über 1.200 Unternehmen 1,5°C-Ziele beschlossen. Die SBTi-Daten zeigen, dass ein typisches Unternehmen mit einem Ziel seine Emissionen um 8,8 % pro Jahr senkt und damit mehr als die 4,2 %, die erforderlich sind, um sich auf einen 1,5°C-Pfad einzustellen.

 

Unser pro.earth.fazit: Nicht nur die Unternehmen, die hoffentlich unter dem Druck des Finanzsektors tatsächlich ihre Emissionen massiv reduzieren, sondern auch die Finanzinstitute selbst gewinnen an Glaubwürdigkeit durch die Festlegung von wissenschaftsbasierten Klimazielen, die tatsächlich messbar sind und nicht nur wie ein grünes Mäntelchen wirken. Die nächsten Jahre werden weisen, ob die aufgeforderten Firmen Verantwortung übernehmen werden. Und die tragt schwer, bedenkt man welchen „impact“ sie auf unser Weltgeschehen haben. Wir werden die Entwicklung weiterhin kritisch verfolgen.