Lässt sich mit Geoengineering die Welt retten?

Es klingt wie Science-Fiction, ist aber eine Wissenschaft. Forscher versuchen dabei, mit technischen Maßnahmen künstlich auf das Klima einzuwirken. Die Ideen hierbei reichen von Sonnenschirmen über Spiegel im All bis zu riesigen CO2-Filtermaschinen. Das Problem dabei ist der massive Eingriff in natürliche Abläufe und dass deren Folgen bis dato unerforscht sind.

Sonnenlicht fernhalten

Es gibt zwei unterschiedliche Geoengineering-Ansätze, um die anthropogenen Treibhausgasemissionen zu senken. Die erste Methodengruppe – Solar Radiation Management SRM – versucht Sonnenlicht von der Erde abzuhalten, um die Erderwärmung zu reduzieren. Dies würde zum Beispiel mittels enormen Sonnenschirmen und Spiegeln in All versucht werden, deren Kosten und Aufwand unschätzbar hoch sind. Der Weltklimarat rät von derlei Maßnahmen ab.

 

Weiters wäre es möglich, einen natürlichen Vulkanausbruch wie den des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 nachzuahmen, der zu einer globalen kurzfristigen Abkühlung des Klimas um ein halbes Grad geführt hat. Dazu müssten Schwefelpartikel mit Flugzeugen in die Stratosphäre freigesetzt werden. Ein solcher Eingriff hätte aber erhebliche Nebenwirkungen: Die Schwefelpartikel könnten die Ozonschicht schädigen und der Temperaturunterschied zwischen den Tropen und den Polen würde sich verringern – mit ungeahnten Folgen.

 

Weiters gehen Forscher davon aus, dass der Sommermonsun in Ländern Indien und China beeinträchtigt wird und den Wasserhaushalt und damit auch die Landwirtschaft der betroffenen Länder gefährdet. WissenschaftlerInnen und KlimaaktivistInnen halten diese Experimente für so gefährlich, dass sie 2021 einen Feldversuch in Schweden stoppten.

 

Der Aufwand, der betrieben werden müsste (7.000 Flüge pro Tag) und der erzielbare Effekt plus unplanbarer Nebenerscheinungen machen diese Art des Geoengineering uninteressant, weil zu gefährlich und selbst klimaschädlich.

 

Unsere Luft reinigen

Der zweite Ansatz des Geoengineerings versucht mit technischen Maßnahmen, Kohlendioxid aus der Luft zu entnehmen – dies wird auch Carbon Dioxide Removal (CDR) oder Negative Emissions Technologies (NET) genannt.

Das 2-Grad-Ziel  werden wir laut Berechnungen des Weltklimarats wohl nur noch mit „negativen Emissionen“ erreichen können. Die Idee dahinter: CO2 soll mittels technischer oder naturnaher Methoden aus der Luft gefiltert und gespeichert werden.

 

Es bestehen bereits Anlagen, mit denen Kohlenstoff aus der Luft gefiltert wird, wie zum Beispiel in Island. Dieses muss dann irgendwo unterirdisch oder unter dem Meeresboden sicher eingelagert werden. Problematisch ist es, wenn es zu Lecks kommt. Diese hätten massive negative Auswirkungen.

Ein weiteres Problem besteht im enormen Energiebedarf dieser Anlagen, sodass diese nur mit erneuerbarer Energie sinnvoll betrieben werden können. 

Naturnahe Methoden: Aufforsten

Eine Idee, Co2 auf naturnahe Weise zu speichern, die großflächige Aufforstung mit Bäumen und/oder mit anderen Co2-speichernden Pflanzen wie zum Beispiel Elefantengras. Allerdings müsste man dermaßen große Flächen aufforsten – manche Forscher sprechen von einem Gebiet 50 mal so groß wie Deutschland, andere wieder von einem Drittel aller landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit, dass dies sehr unrealistisch scheint. Wüsten- oder Savannenregionen aufzuforsten könnte eine Erwärmung zur Folge haben, weil es hellen, stark reflektierenden Flächen dunklere Areale würden. Außerdem ist nicht klar, wie sich so gigantische Aufforstungen auf das gesamte Ökosystem und den Wasserkreislauf auswirken würden.

 

Erfolgsversprechend? Das Prinzip der Verwitterung

Einige Gesteinsarten können in Kombination mit Wasser CO2 aus der Atmosphäre entfernen und binden es dauerhaft. Künftig könnten wir Gestein auf Felder und in Ozeane streuen um CO2 zu reduzieren, so Untersuchungen des DFG-Forschungsprojekts „Climate Engineering – Risks, Challenge, Opportunities?“, geleitet von Klimaforscher Andreas Oschlies vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Problematisch ist der immense Eingriff in unser Ökosystem mit ungeahnten Folgen (zum Beispiel die Belastung mit Schwermetallen) und die ungeheure Menge, die wir für einen echten Effekt aufs Klima, benötigen würden – nämlich umgerechnet Gesteinsmassen im Ausmaß eines Bergs pro Jahr.

Es gibt viele ethische und rechtliche Bedenken bezüglich Geoengineering, da wir dadurch massiv auf Ökosysteme eingreifen. Darüber hinaus sollten wir an effektiven Maßnahmen einer CO-Reduktion arbeiten statt Geoengineering einzusetzen. Unser aktives Eingreifen in das Weltklima ist auch rechtlich, da über nationale Grenzen hinweg, sehr bedenklich und gravierend, wie in dem Video des Max-Planck-Instituts auch gut erklärt wird.

 

Unser pro.earth.Fazit: Vieles ist uns Menschen heute möglich. Allerdings bleibt immer die Frage der Sinnhaftigkeit, der Relation zwischen Aufwand und Ergebnis und den Auswirkungen, die gerade bei so immensen Eingriffen in natürliche Kreisläufe, nicht vorhersehbar sind.

Geoengineering wird von WissenschafterInnen erforscht und vorangetrieben, muss aber von uns als Zivilgesellschaft (wie viele andere Forschungsgebiete auch) auf ethische, soziale, rechtliche, ökologische und ökonomische Sinnhaftigkeit überprüft werden.

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