Hochwertiges Protein mithilfe von CO2 gewinnen

Das österreichische Startup Econutri GmbH rund um den Gründer Dr. Helmut Schwab hat in Kooperation mit dem Austrian Center of Industrial Biotechnology eine bahnbrechende Technologie entwickelt, bei der schädliche Treibhausgase als Futter für Mikroorganismen dienen, um ein hochwertiges Protein herzustellen. Mit diesem innovativen Ansatz können nicht nur der steigende Proteinbedarf gedeckt, sondern auch CO2-Emissionen reduziert werden.

 

„Mein Doktorvater hat bereits vor über fünfzig Jahren Kohlendioxid, kurz CO2, als Rohstoff betrachtet und sich überlegt, welche nützlichen Produkte daraus entstehen können. Und auch ich habe für meine Dissertation mit einem Organismus gearbeitet, der in der Lage ist, das Kohlendioxid in interessante Moleküle umzusetzen, die industriell verwertbar sind“, erzählt Helmut Schwab, ehemaliger Vorstand des Instituts für Molekulare Biotechnologie der TU Graz und Mitbegründer des acib, des Austrian Center of Industrial Biotechnology.

 

Gemeinsam mit seiner Tochter gründete der 73-jährige Universitätsprofessor „im Unruhestand“ im Jahr 2021 das Biotechnologie-Startup Econutri, mit dem Ziel CO2-Emissionen einzudämmen und gleichzeitig eine alternative, nachhaltige Proteinquellen zu erschließen. Dazu verwendete das Team bestimmte Mikroorganismen, die CO2 als Rohstoff nutzen können und baute damit auf vorhandene Forschungen von Schwab auf.

 

2022 installierte das Startup eine Pilotanlage in den Räumlichkeiten der Grazer TU mit einem  300-Liter-Reaktor, in dem sich innerhalb von zwei Tagen 20 Kilo Protein mittels sogeannter Gasfermentation produzieren ließen. „Am Ende des Prozesses kann ‚Cupriavidus necator‘ in seiner Biomasse bis zu 80 Prozent an hochwertigem Protein einlagern – und das umweltfreundlich und platzsparend“, erklärt Schwab. Dieses Protein ist vegan, biologisch und nicht genverändert.

 

Mögliche Anwendungsbereiche sind Tierfuttermittel, menschliche Nahrungsmittel oder auch technische Proteine. Im ersten Schritt konzentriert sich Econutri auf Futtermittel, da dieses Ziel am schnellsten zu erreichen ist und weniger Schritte in der Aufbereitung erfordert. „Außerdem könnte dadurch eine zusätzliche, alternative Form der Nahrungserzeugung geschaffen werden, die ohne Anbau- und Weideflächen und mit weniger Ressourcen auskommt“, so Schwab.

 

Im selben Jahr erhielten Econutri und das acib gemeinsam für ihre „Carbon-Utilization-Technologie“ – so werden Verfahren zur CO2-Abscheidung und -Verwendung bezeichnet –  den Innovationspreis Steiermark 2022 in der Kategorie „Nachhaltigkeit: F&E-Institutionen“ .

 

Letztes Jahr beteiligte sich RKP InnInvest mit einer 6-stelligen Summe am Unternehmen. „Econutris Vision folgt nicht nur einem kurzfristigen Trend, sondern wird zukünftig die steigende Protein Nachfrage durch eine wachsende Weltbevölkerung, die Schonung von Boden und Wasser, sowie gesundheitliche Ansprüche an Lebensmittel, erfüllen“, meint überzeugt Michaela Hold, RKP InnoInvest Geschäftsführerin.

 

Win-Win- Situation

Sobald das Protein in industriellem Stil hergestellt werden kann – zum Beispiel durch eine Koppelung von Industrieanlagen wie Zementwerken und Bioreaktoren – wird es gleich zwei wertvolle Impacts liefern: Einerseits kann dadurch schädliches CO2 aufgefangen und andererseits wertvolles Protein für Mensch und Tier geliefert werden, das keinerlei wertvolle Ressourcen wie Boden, Wasser oder Tier, benötigt um hergestellt zu werden. Momentan wird an der Veterinärmedizinischen Universität Wien ein Versuch durchgeführt, ob sich das Econutri-Protein als Fischfutter geeignet ist.