Ist die Heidelbeere die neue Avocado?

Ob auf Social Media, in Gesundheits- oder Kochmagazinen, alles ist voll von dem dunkelblauen saisonalen Superfood. Doch, wenn man schaut, welche Wege es zum Teil hinter sich hat und wie katastrophal die Eingriffe in die Natur sind, die ihrem Gedeihen dienlich sein sollen, fragen wir uns, zu welchem Preis wir uns mit diese geballte Superkraft einverleiben.

 

Der Markt hinter dem Heidelbeer-Boom

Prinzipiell ist die Heidelbeere ja eine heimische Pflanze, aber nachdem sich die jährlich verkaufte Menge von 2018 bis 2021 verdoppelt hat, ist es den Heimischen Landwirten nicht mehr möglich dieser Nachfrage nachzukommen und Importe müssen aushelfen.

Diese stammen zum größten Teil aus Peru.

Wie der Anbau dort vonstattengeht und warum er so problematisch ist, hat Funk (gemeinsames Angebot von ARD und ZDF) im neuen Auslandsformat „Atlas“ recherchiert und in einem kurzen Doku-Film aufbereitet.

Nun wissen wir, dass Blaubeeren mitten in einer öden peruanischen Wüstenlandschaft auf riesigen Feldern wachsen. Damit das in der trockenen Wüste überhaupt möglich wird, muss künstliche bewässert werden.

Das Wasser stammt laut „Atlas“ aus einem Fluss, der umgeleitet wurde, allein um fruchtbares Farmland zu schaffen. Er stammt aus den Anden und wurde dort aufgestaut und abgelenkt. Nun fließt er zumindest teilweise anstatt nach Osten in Richtung Atlantik auf der anderen Seite der Anden in Richtung Westen.

„Gigantische Eingriffe in die Natur“ so der ARD-Korrespondent Matthias Ebert.

Außerdem geht aus dem Video hervor, dass in der Folge der Fluss-Umleitung Kleinbauern und -bäuerinnen östlich den Anden über massiven Wassermangel klagen.

Aber auch Menschen aus der heutigen Anbauregion kommen zu Wort, sie profitieren von den neu geschaffenen Arbeitsplätzen.

 

Und die Klimabilanz?

Wie man sich vorstellen kann, sieht die Klimabilanz alles andere als rosig aus. Der Transportweg ist über 10.000 Kilometer lang, dementsprechend sind auch die Emissionen, vom Wasserbedarf ganz zu schweigen.

Dass wir uns nun von der Heidelbeere an die Avocado erinnert fühlen, ist nicht weit hergeholt. Beide wurden zum wundervollbringenden Superfood gehypt, aber einen Unterschied gibt es:

Heidelbeeren können auch aus heimischem Anbau kommen

Wer also auf die Ursprungs-Kennzeichnung schaut, kann Heidelbeeren mit gutem Gewissen essen.