Weltweite Temperaturrekorde im Juli sind Klimawandel geschuldet

Nach den ERA5-Daten des von der EU finanzierten Copernicus Climate Change Service (C3S) waren die ersten drei Juliwochen die wärmsten drei Wochen seit Beginn der Aufzeichnungen, und der Monat ist auf dem besten Weg, der wärmste Juli und der wärmste Monat aller Zeiten zu werden. Diese Temperaturen waren mit Hitzewellen in weiten Teilen Nordamerikas, Asiens und Europas verbunden, die zusammen mit Waldbränden in Ländern wie Kanada und Griechenland erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft hatten.

 

“ Wir müssen nicht auf das Ende des Monats warten, um das zu wissen. Wenn es in den nächsten Tagen nicht zu einer Mini-Eiszeit kommt, wird der Juli 2023 alle Rekorde brechen“, sagte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, der von der internationalen Gemeinschaft nun ein schnelles und radikales Gegensteuern erwartet, weil:

„Die Ära der globalen Erwärmung ist vorüber. Die Ära des globalen Kochens ist angebrochen.»

 

1,5° Celsius überschritten

Die globale Durchschnittstemperatur überschritt in der ersten und dritten Woche des Monats vorübergehend die Schwelle von 1,5° Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Diese 1,5° Celsius markieren das Ziel, das sich die Weltgemeinschaft 2015 in Paris gesetzt hat (Pariser Abkommen). Wir haben diese Marke wesentlich früher überschritten, als wir dachten.

 

“ Für weite Teile Nordamerikas, Asiens, Afrikas und Europas ist es ein grausamer Sommer. Für den gesamten Planeten ist es eine Katastrophe. Und für die Wissenschaftler ist es eindeutig: Der Mensch ist schuld. All dies steht im Einklang mit den Vorhersagen und wiederholten Warnungen. Die einzige Überraschung ist die Geschwindigkeit des Wandels.“

Antonio Guterres

 

Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus Climate Change Service (C3S) am ECMWF, kommentiert: „Die Rekordtemperaturen sind Teil des Trends zu einem drastischen Anstieg der globalen Temperaturen. Die anthropogenen Emissionen sind letztlich die Hauptursache für diesen Temperaturanstieg“. Er fügte hinzu: „Es ist unwahrscheinlich, dass der Juli-Rekord in diesem Jahr ein Einzelfall bleiben wird.“

 

Lufttemperaturen

2023 wird  höchstwahrscheinlich der wärmste Juli und auch der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen sein, nachdem bereits der Juni der wärmste war. Die globale mittlere Oberflächenlufttemperatur erreichte ihren höchsten Tageswert von 17,08 Grad am 6. Juli, dicht gefolgt vom 5. und 7. Juli. Der vorherige Rekord stammte vom 13. August 2016 mit einem Wert von 16,8 Grad. Dieser Rekord wurde in diesem Jahr an fast allen Juli-Tagen übertroffen.

 

Meeresoberflächentemperaturen

Seit Mai liegt die globale durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur* deutlich über den zuvor für diese Jahreszeit beobachteten Werten und hat zu dem außergewöhnlich warmen Juli beigetragen.

Die täglichen Meeresoberflächentemperaturen (SST), gemittelt über die globalen extrapolaren Ozeane (60°S-60°N), sind seit April 2023 auf Rekordwerten für die Jahreszeit geblieben. Vor allem seit etwa Mitte Mai sind die globalen SST-Werte auf ein für die Jahreszeit noch nie dagewesenes Niveau gestiegen. Nach den ERA5-Daten erreichte der tägliche SST-Wert am 19. Juli 20,94 °C und lag damit nur 0,01 °C unter dem höchsten Wert, der am 29. März 2016 (20,95 °C) gemessen wurde.

 

 

Temperaturrekorde

Die nationalen meteorologischen und hydrologischen Dienste haben eine Reihe von täglichen und stationären Temperaturrekorden gemeldet und sind für die Überprüfung neuer nationaler Temperaturrekorde verantwortlich. So stellte China am 16. Juli einen neuen nationalen Temperaturrekord von 52,2 °C auf (Stadt Turpan in der chinesischen Provinz Xinjiang), wie die chinesische Wetterbehörde mitteilte.

In Phoenix im US-Bundesstaat Arizona stiegen die Temperaturen drei Wochen in Folge auf über 43 Grad – ein Rekord. Und im Death Valley, Kalifornien, wurden mehr als 50 Grad Celsius registriert.

In Europa wurde in Katalonien der heißeste Tag aller Zeiten verzeichnet, und in anderen Teilen Spaniens wurden die höchsten Tagesminimumtemperaturen aller Zeiten erreicht. Der am 11. August 2021 in Sizilien gemessene Temperaturrekord für Kontinentaleuropa von 48,8 °C wurde nach vorläufigen Angaben während der Hitzewelle im Juli nicht gebrochen.

 

Hitzetote

Laut einer Aussendung des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA) starben dutzende Menschen an den Folgen der Hitze in den Vereinigten Staaten. Mehrere Hitzetote sind in den USA bestätigt worden, darunter auch Migranten an der US-mexikanischen Grenze. Allein in Mexiko starben über 200 Menschen an den Folgen der Hitze. Spanien, Italien, Griechenland, Zypern, Algerien und China meldeten ebenfalls Hitzetote und einen starken Anstieg der Krankenhauseinweisungen aufgrund hitzebedingter Krankheiten.

Für große Teile der Bevölkerung in Italien und Spanien sowie für über 100 Millionen Menschen im Süden der USA gilt Hitzewarnung. In allen drei Regionen stieg die Stromnachfrage sprunghaft an, was sich negativ auf eine Reihe wichtiger Kulturen auswirkte, darunter Olivenöl in Spanien und Baumwolle in China.

 

„Vorgeschmack auf die Zukunft“

„Das extreme Wetter, von dem im Juli viele Millionen Menschen betroffen waren, ist leider die harte Realität des Klimawandels und ein Vorgeschmack auf die Zukunft“, sagte der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie, Prof. Petteri Taalas. Und weiter:

„Die Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ist dringender als je zuvor. Klimamaßnahmen sind kein Luxus, sondern ein Muss.“

In der Zukunft könne sich dieser Trend noch verschlimmern, meint die Wissenschafterin Friederike Otto vom Imperial College in London, und ihr WWA-Team. „So lange wir fossile Brennstoffe verbrennen, werden wir mehr und mehr dieser Extreme sehen“, fuhr sie fort.

 

Hitzewellen ohne Klimawandel unmöglich

Eine der Erkenntnisse einer neuen Schnellanalyse des WWA ist, dass ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel die Hitzeereignisse dieses Jahres extrem selten gewesen wären. In China käme ein solches Ereignis etwa einmal in 250 Jahren vor, während eine maximale Hitze wie im Juli 2023 in der Region USA/Mexiko und in Südeuropa praktisch unmöglich gewesen wäre, wenn der Mensch den Planeten nicht durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erwärmt hätte.