Lebensmittelversorgung durch Bodenfraß bedroht

Der Boden ist unser kostbarstes Gut. Dennoch gehen wir viel zu sorglos damit um. Ernährungssicherheit kann man nicht importieren. Eine heimische Landwirtschaft, die ausreichend gesunden Boden zur Verfügung hat, um Nahrungsmittel zu erzeugen, ist unverzichtbar für eine Volkswirtschaft. Eine dramatische Entwicklung.

 

Wie sollen wir immer mehr Menschen mit immer weniger Fläche ernähren?

„Allein in den vergangenen 50 Jahren wurden in Österreich 300.000 Hektar beste Agrarflächen durch Verbauung vernichtet. Das entspricht der gesamten Ackerfläche Oberösterreichs. Dennoch werden auch heute noch täglich 11,5 Hektar verbaut – das entspricht 16 Fußballfeldern. Österreichs Ziel seit 2002 ist es, nur 2,5 Hektar pro Tag zu verbauen, und trotzdem wächst die Flächenversiegelung jährlich schneller als die österreichische Bevölkerung.

Mit dem Bodenverbrauch stieg auch die durchschnittliche Wohnfläche pro Person an. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir in Österreich bei wachsender Bevölkerung immer mehr Platz zum Wohnen, aber weniger Fläche zur Essensproduktion zur Verfügung haben. Es stellt sich dabei die Frage: Wie sollen wir mit immer weniger Boden immer mehr Menschen ernähren?“, weist Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, auf die Notwendigkeit eines Umdenkens hin.

 

Keine Selbstversorgung mehr möglich

„Der fortschreitende Klimawandel und der Bodenverbrauch werden ohne entsprechende Lenkungsmaßnahmen in den nächsten Jahrzehnten dazu führen, dass bei den meisten derzeit bedeutenden Feldfrüchten nach 2030 keine Autarkie mehr gewährleistet werden kann, selbst wenn alle derzeit verfügbaren Bodenressourcen in der Produktion verbleiben“, brachte es Andreas Baumgarten, Leiter einer Studie der AGES, die in Kooperation mit anderen Institutionen im Auftrag des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) erstellt wurde.

 

Sonnentau

 

 

Fakten auf einen Blick

  • Die tägliche Verbauung von 13 Hektar – das entspricht der Fläche von 20 Fußballfeldern – wertvoller Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shoppingcenter und Industriehallen hat dramatische Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgungssicherheit

 

  • Die größten Verlierer der Bodenversiegelung sind landwirtschaftliche Flächen: In den vergangenen 50 Jahren wurden in Österreich 300.000 Hektar beste Agrarflächen durch Verbauung vernichtet  – eine landwirtschaftliche Fläche so groß wie das Burgenland

 

  • So entspricht der jährliche Verlust an Agrarflächen knapp 5.000 Hektar Äcker und Wiesen

 

  • Wir müssen aufgrund der schwindenden Bodenfruchtbarkeit mit einem Gesamtrückgang der Erträge um bis zu 19% in den kommenden 40 Jahren rechnen

 

  • Aufgrund der Trockenheit wird von Forscher*innen für das Flach- und Hügelland im Osten Österreich die Abnahme der Fruchtbarkeit um 48 Prozent bis 2065 prognostiziert –  wo sich die ertragreichsten Ackerböden befinden.

 

  • In Summe werde Österreich ein Drittel der landwirtschaftlichen Produktivität verlieren.

 

  • Das bedeutet umgerechnet beispielsweise einen Verlust von 30 Millionen kg Brotgetreide (5.000 Hektar mal durchschnittlich 6.000 kg/Hektar). Für den Brotkonsum werden rund 85 kg Getreide pro Kopf und Jahr benötigt

 

  • Somit verbauen wir in einem Jahr das Brotgetreide für mehr als 350.000 Österreicherinnen und Österreicher. Diese Entwicklung ist fahrlässig, weil es die Ernährungssouveränität Österreichs massiv gefährdet

 

  • Wir haben bereits jetzt nur mehr einen Selbstversorgungsgrad von

    • von 86 Prozent bei Brotgetreide,
    •  von 80 Prozent bei Kartoffeln,
    •  nicht einmal 50 Prozent bei Gemüse und
    •  sogar nur von 15 Prozent bei Soja

 

  • Aber auch der Klimawandel wird beschleunigt. Durch die Versiegelung des Bodens geht notwendiger CO2– und Wasserspeicher für immer verloren, Schäden durch Wetterextremereignisse wie Dürreperioden und Hochwasser werden mehr.

 

Der Bodenatlas gibt Auskunft über den Anteil versiegelter Flächen – hier geht’s zur Grafik