Sieg für Arten- und Klimaschutz in Ecuador

Ein Referendum führt zum Ende der Ölförderung im ecuadorianischen Nationalpark Yasuni. Nach über zehnjährigem Kampf haben Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen gemeinsam mit indigener Bevölkerung dieses Jahr die Durchführung des Referendums mithilfe des Verfassungsgerichtshofes durchgesetzt. Und die Mehrheit der Bevölkerung hat sich für ein SI, also ein Ja zum Schutz des Yasuní-Nationalparks und zum Ende der Erdölförderung in einem der artenreichsten Biosphärenreservate der Welt, entschieden.

 

Insgesamt haben sich 59% der Bevölkerung für die Beendigung der Ölförderung ausgesprochen. Dieses Ergebnis muss von der Regierung innerhalb von 365 Arbeitstagen umgesetzt werden, so die Richter*innen des Verfassungsgerichtshofes. Bis dahin müssen die Bohrlöcher versiegelt und die Förderanlagen und Pipelines rückgebaut werden. „Das ist technisch kein Problem, es kann zu Verzögerungen kommen, aber die Regierung und der staatliche Förderkonzern Petroecuador sind dazu verpflichtet“, sagt Alberto Acosta, Ökonom, ehemaliger Bergbau- und Energieminister und einer der Väter der Yasuní-ITT-Initiative aus dem Jahr 2007.

 

Dieser Sieg hat wichtige Signalwirkung

Der Yasuni-Nationalpark ist Heimat indigener Völker, die dort in freiwilliger Isolation leben und  ein Artenvielfalts-Hotspot. Auf einem Hektar wurden 644 Baumarten gezählt. In einem 25 Hektar-Gebiet waren es 1.104 verschiedene Baumarten – mehr als in ganz Europa beheimatet sind.

 

Diese einzigartige Landschaft zu schützen und dafür die Erdölförderung zu stoppen, ist ein wichtiges weltweites Signal. Erstmals konnte eine Bevölkerung über die Beendigung fossiler Energieproduktion entscheiden und hat sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen, den Schutz der indigenen Bevölkerung und der einzigarten Pflanzen- und Tierwelt ausgesprochen.

 

Für viele Aktivistinnen vor Ort endet damit ein schwieriger Kampf, denn: „Das ist die andere Seite der Medaille der Erdölförderung.Wer Widerstand leistet, wird ausspioniert, bedroht oder auch bestochen“, sagt Holmer Machoa im Interiew mit taz, einer der Umweltaktivisten eines indigenen Stammes im Nationalpark, der jahrelang ausspioniert, verfolgt und mit Gefängnisstrafen bedroht wurde.

 

Bei dem parallel dazu durchgeführten Referendum über den Bergbau zum Schutz des Chocó Andino (ein weiteres von der Unesco erklärtes Schutzgebiet) stimmten 68 % der Bevölkerung gegen Bergbauprojekte in den Anden.

 

Diese beiden Referenden seien nicht nur ein Votum für den Umweltschutz, sondern auch eines für ein anderes Wirtschaftsmodell, meinte Acosta in der Nacht zu Montag bei der Auszählung der Stimmen: „Beide Referenden sind eine Absage an die traditionelle Rohstoff-Exportpolitik. Daher müssen wir in eine Debatte über die ökonomische Zukunft unseres Landes eintreten – es geht um nachhaltige Zukunftskonzepte“.

 

Die Organisation „Rettet den Regenwald“ sieht darin auch eine Abfuhr an den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, der beim Amazonas-Gipfel mit seinem Veto eine gemeinsame Erklärung der acht Anrainerstaaten des Amazonasgebietes verhinderte, die sich gegen neue Erdölprojekte im Regenwald ausgesprochen hatten.

 

Unser pro.earth. Fazit: Zuerst einmal waren wir erstaunt darüber, dass ein Gebiet, in dem Erdöl gefördert wird, als Nationalpark ausgewiesen sein kann. In unserer Welt war dies bislang ein Widerspruch. Durch den erfreulichen Ausgang des Referendums wird dieses Gebiet zu einem echten Schutzgebiet. Auch für die dort lebenden Indigenas. Und das Erdöl, das nicht aus der Erde geholt wird, entspricht CO2, das nicht emittiert wird, noch eine gute Nachricht. Und nun können die Menschen vor Ort hoffentlich nach jahrzehntelangem Kampf und Widerstand wieder friedlich leben! Ein Sieg auf voller Länge!