Hohe Inflation wirkt sich negativ auf gesunde Ernährung aus

Ein bedrückendes Bild zeichnen die Ergebnisse des diesjährigen Edenred’schen FOOD Barometers. In Anbetracht des gestrigen Welternährungstags bildet die Studie die Negativauswirkungen der hohen Inflation auf die (gesunde) Ernährung der Österreicher*innen ab. Befragt wurden 945 User*innen der digitalen Essensgutscheine „Ticket Restaurant“ und Partner*innen aus der Gastronomie.

 

 

Die Inflation in Österreich erreichte in der zweiten Hälfte des letzten Jahres und Anfang 2023 Höchstwerte. Und speziell die Preise für Nahrungsmittel stiegen stärker an als andere Warengruppen. Dies liegt laut Sebastian Koch vom Institut für Höhere Studien (IHS) vorwiegend an der „hochgradig energieintensiven“ Produktion von Lebensmitteln, sodass die stark gestiegenen Kosten für Energie sehr stark auf das Preisniveau durchschlagen. Die österreichische Arbeiterkammer errechnet monatlich die Verbraucherpreise eines Warenkorbs, der die preiswertesten Angebote für 40 Produkte umfasst. Dieser ist in den letzten 2 Jahren um ganze 43 Prozent teurer geworden. Gerade im Billigpreissegment waren die Preisanstiege am größten. Ein Beispiel: das billigste griffige Weizenmehl wurde innerhalb der letzten 2 Jahre um 113 Prozent teurer, das billigste Sonnenblumenöl um 100 Prozent.

 

Diese Teuerung betrifft besonders das unterste Zehntel der Einkommensbeziehenden. Diesen können mit ihrem Haushaltsbudget um 4,6 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen erwerben als noch letztes Jahr. Einkommensschwache Haushalte geben für Lebensmittel, die stark vom Preisanstieg betroffen sind, einen überdurchschnittlich hohen Anteil aus. „Sie müssen das Geld für überlebensnotwendige Güter ausgeben und können nicht wie die Mittelschicht eine Etage tiefer greifen“, sagt Koch. Daher komme es zu gänzlichem Konsumverzicht.

 

Resultate des FOOD-Barometers 2023

Das Ergebnis der Studie zeigt ebenfalls in diese Richtung: Die Österreicher*innen essen infolge der hohen Inflation weniger gesund und regional und können sich Restaurantbesuche zunehmend nicht mehr leisten. Arbeitgeber*innen könnten ihre Mitarbeiter*innen mit einem steuerfreien Essenszuschuss unterstützen. Diese Möglichkeit wird allerdings zu wenig genutzt bzw. ausgeschöpft. So kommen nur 20 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in den Genuss eines solchen Benefits.

 

 

Inflation bremst Konsumverhalten

Die Teuerungen dominieren, wie bereits im vergangenen Jahr, weiterhin das Konsumverhalten und bremsen dieses ein. 82 Prozent der Befragten reduzieren aktuell ihre Restaurantbesuche – neben Kleidung (Platz 1) und Tourismus (gemeinsam mit der Gastronomie auf Platz 2) ist es jener Bereich, bei dem am meisten gespart wird. Aussicht auf Besserung gibt es keine: Fast 90 Prozent erwarten in den kommenden Monaten weitere Preisanstiege in der Gastronomie bzw. bei Lebensmitteln.

 

 

Essenszuschuss von Arbeitgeber:innen als wirksame Entlastung

Unternehmen hätten im Bereich der Ernährung die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter:innen zu unterstützen – indem sie deren Mittagessen steuerfrei bezuschussen: „Mit bis zu zwei Euro bei Lebensmitteln und bis zu acht Euro bei Restaurantbesuchen können Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen in Form von steuerfreien Essensgutscheinen finanziell spürbar entlasten“, erklärt Edenred-Geschäftsführer Christoph Monschein. Allerdings kommen aktuell nur etwa 20 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in Österreich in den Genuss eines solchen Essenszuschusses – und das, obwohl dieser laut Umfragen unter Arbeitnehmer:innen zu den beliebtesten Benefits zählt und sich positiv auf die Mitarbeiterbindung auswirkt.

Grafik ©️ Edenred Austria

 

Steuerfreibetrag für Mittagessen wird nicht ausgeschöpft

Hinzu kommt: Nicht alle Unternehmen schöpfen den Freibetrag von acht Euro vollkommen aus. „Mit durchschnittlich 4,40 Euro pro Person und pro Tag unterstützen Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen“, berichtet Monschein. Zu wenig, wie die aktuelle Umfrage zeigt. Denn die Teuerung hat zur Folge, dass die Mehrheit mit ihrem Essenszuschuss nicht auskommt. Über zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) könnten sich jedoch jeden Tag ein Mittagessen leisten, wenn ihr Essenszuschuss verdoppelt werden würde.

 

 

Essenszuschuss federt Gäste-Rückgang ab

Die Geldknappheit geht auch an der Gastronomie nicht vorbei. Als Konsequenz der anhaltend hohen Inflation verzeichnen 36 Prozent der befragten Restaurants weniger Kund:innen. Das Essenszuschuss-System hilft, diese Entwicklung einzudämmen: Die Wahl des Restaurants hängt für 68 Prozent der Befragten davon ab, ob es (digitale) Essensgutscheine akzeptiert.

Das merken auch die Gastronom:innen: 81 Prozent geben an, dass die digitalen Gutscheine einen positiven Effekt auf ihr Geschäft haben. So werden neue Kund:innen gewonnen (41 Prozent) und die Anzahl der Restaurantbesuche bestehender Kund:innen erhöht (49 Prozent).

 

 

Diskrepanz zwischen gesundem Ernährungswunsch und Leistbarkeit

Die Ergebnisse des FOOD Barometers veranschaulichen außerdem eine erhebliche Diskrepanz zwischen gesunder Ernährung und Leistbarkeit: „Neben der finanziellen Entlastung sorgen Essensgutscheine für eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Diese kommt bei vielen Österreicher:innen aktuell zu kurz – das zeigen die Studienergebnisse des FOOD Barometers ganz klar“, so Monschein.

Zwei Drittel der Befragten geben an, dass sich eine Verdoppelung des Essenszuschusses positiv auf die Qualität ihres Mittagessens auswirken würde. „Die Menschen wollen sich gesünder und regionaler ernähren. Durch die aktuellen Teuerungen sind Bio-Lebensmittel und Restaurantbesuche für viele aber immer weniger leistbar“, schildert Monschein.

Drei Viertel der Befragten (78 Prozent) erwarten von Restaurants ein gesünderes Angebot – nicht nur aus gesundheitlichen Gründen (96 Prozent), sondern auch aufgrund von kulinarischem Abwechslungsreichtum (73 Prozent) und aus Tier- und Umweltschutzgründen (67 Prozent).

Damit liegt Österreich um mehr als zehn Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. Etwa die Hälfte der heimischen Gastronom:innen verzeichnet eine gestiegene Nachfrage nach veganen Speisen und regionalen Produkten. Fast drei Viertel haben deshalb ihr Lieferant:innen-Netzwerk angepasst. Mehr als die Hälfte nutzen teilweise Bio-Produkte. 94 Prozent bieten vegetarische Speisen an.

„Wir können Unternehmen also nur raten, den aktuellen Steuerfreibetrag von maximal acht Euro voll zu nutzen – das ist auf allen Ebenen von Vorteil, sowohl was die Gesundheit der Mitarbeiter:innen betrifft als auch deren Kaufkraft“, plädiert Monschein abschließend.