Von den schweren Bürden des Januars
Der Jänner hat es nicht leicht – die Abmontage der weihnachtlichen Glanzspender und damit einhergehende plötzliche Dunkelheit, das Wetter und die großen Erwartungen an asketische Lebensführungskorrekturen wie in Schlagworten wie „Dry January“ und „Veganuary“ manifestiert, machen ihn nicht sympathischer.
Alle Türchen des Adventkalenders sind geöffnet, der Christbaum bei der Entsorgung, weihnachtlicher Klimbim wieder für ein Jahr in Kartons verstaut und George Michael schweren Herzens für 11 Monate feierlich verabschiedet. Und was jetzt?
Der Weichzeichner des warmen Lichterglanzes hat unsere Welt ein Monat lang in Gold getaucht – jetzt ist er weg und plötzlich ist alles, was davor nicht so ansehnlich war, noch finsterer.
Dazu kommen utopische Erwartungen, die wir ihm einfach umhängen um im Februar, erwartungsgemäß leicht frustriert, wieder zur Tagesordnung überzugehen.
Er tut mir richtig leid.
„Dry January“ und „Veganuary“
Gut, die Feiertage und ihre Vorboten verlangen uns einiges ab. Glühweinstände, Sektgelage, Fleischorgien und Vanillekipferl müssen verarbeitet werden – da ist die Idee des „Monats ohne Laster“ ja eigentlich sehr gut und naheliegend, nur der Kontrast ist wie Neonröhre nach warmem Kerzenschein. Warum immer diese Extreme?
Vielleicht wäre der Jänner besser für eine sanfte Übergangsphase genutzt?
Geben wir uns Zeit
Wer sein Leben ändern möchte, behält sich am besten ein gewisses Wohlgefühl, um nicht irgendwann (in jeder Hinsicht) hungrig mit einem riesigen Gefühl von Mangel zusammenzubrechen und dann doppelt so viel an lasterhaften Substanzen in sich hinein zu stopfen.
Um dieses Gefühl zu erzeugen reicht meist kein, noch so tugendhafter, Vorsatz.
Noch weniger ein laut ausgesprochenes: „Schluss mit lustig!!“
Vielmehr wäre vielleicht ein langsames, bewusstes Hineingleiten in eine, der Gesundheit und der Umwelt dienlichere, Lebensweise mit liebevollem Verständnis für uns selbst zielführender und würde gleichzeitig das Image des düsteren Januars aufpolieren.
