Wie schnell es geht ….

Der Bauerngarten meiner Mutter war ihr Lieblingsort, ihr mit Herzblut gepflegtes Kleinod, das sie mit Freude plante und bearbeitete. Aufgrund des Älterwerdens war es ihr allerdings in den letzten Jahren nicht mehr möglich, sich regelmäßig darum zu kümmern. Im Lauf eines Lebens gehen wir durch unterschiedliche Lebensphasen und unsere Gärten mit uns. Gibt es Kinder, sehen sie anders aus, wird man alt und schwach, müssen sie pflegeleichter werden. Und man kann davon ausgehen, dass die nächsten Gartengestalterinnen ihn nach ihren Vorstellungen verändern werden. Außer man ist in England und der Garten ist so einzigartig, dass er nach dem eigenen Ableben vom National Trust weiterbetreut wird …. .

 

Wollen wir von Anfang an, dass der Garten pflegeleicht ist, müssen wir einen naturnahen Garten mit vielen Sträuchern zur Strukturierung und heimischen, für die Gegebenheiten passenden Pflanzenarten planen, die keinerlei Bewässerung oder sonstiges Schischi, wie andere Erde, ständiges Düngen usw benötigen. Es ist nicht einfach, die richtigen Pflanzen zu wählen. Dies wissen wir #Beetschwestern nur zu gut aus eigener Erfahrung. Wieviel Geld und Zeit haben wir investiert und mussten nach zwei bis drei Jahren feststellen, dass die gewählten Pflanzen einfach nicht mehr kamen. Die richtige Auswahl an Pflanzen – gibt es Wühlmäuse, wieviele Sonnenstunden, wieviel Niederschlag und Wind herrschen, wie ist der Boden beschaffen – ist sehr entscheidend.

 

Zurück zum Bauerngarten meiner Mutter: innerhalb dieses kurzen Zeitraumes verwandelte sich der Garten in die Domäne von einem extrem aggressiv wuchernden Hahnenfußgewächs sowie ein paar mehrjährigen Pflanzenarten wie Gartenmargarite, Flockenblume, Herbstaster und Phlox, die den ganzen Garten eroberten. Die Wege waren alle zugewachsen und nicht mehr zu erkennen. Brennessel machten das Durchstreifen sehr unangenehm. An diesem Stück Erde kann man gut erkennen, wie schnell sich Gärten verändern, sobald wir mit der Pflege aufhören. Natürlich sind Blumen- und Gemüsegärten besonders davon betroffen.

 

Ich habe also den gestrigen Feiertag damit zugebracht, die Wege wieder freizumachen und auch mit Hackschnitzel, die mein lieber Nachbar mir großzügigerweise geschenkt hat, zu fixieren. Dies ist zwar keine langfristige Fixierung wie Steine, aber für den Moment reicht es. Ich habe auch die Hahnenfußwiese abgestochen und eine sichtbare Grenze zwischen Beet und Umgebung gemacht. Nach vielen Stunden Arbeit musste ich erstaunt feststellen, wie wenig freie Fläche – bis auf die Wege – ich in einem Tag geschafft habe. Der Großteil der Beetflächen sind noch zu bearbeiten. Nachdem ich aber nicht immer vor Ort bin, muss ich mir gut überlegen, welche Perma-Veggies, Kräuter und Stauden dieser Situation gerecht werden.

 

Aber auch Staudengärten würden ihr Gesicht schnell verändern, denn es gibt Arten, die sich stark ausbreiten und solche, die keinen Wurzeldruck vertragen. So würden sich die Dominanten ausbreiten und andere verdrängen. Sträucher und Bäume hingegen sind resistenter, sofern man keine pflegeintensiven Arten gewählt hat.

 

Der geliebte Bauerngarten meiner Mutter wird also wieder sein Gesicht verändern und gemeinsam mit mir in eine neue Phase eintreten. Und dann? Wir werden sehen. Meine Tochter hat bereits im Spaß angedroht, anstelle des blühenden Kleinods Rollrasen verlegen zu wollen …. .