Schadstoffe verändern Blütenduft – das kann für Insekten fatal werden

Die um sich greifende Luftverschmutzung lässt Blumen anders duften, manchmal duften sie einfach schwächer – klingt traurig, aber harmlos – ist es aber nicht. Für Insekten kann das fatal werden, wie ein US-Forschungsteam herausfand.

 

Die Welt ist nicht mehr dieselbe wie noch vor 100 Jahren – nicht einmal wie vor 20.

Neben vielen anderen Faktoren beeinträchtigen Luft- und Lichtverschmutzung sowie Lärm massiv alle Lebewesen. In welcher Intensität hier Kettenreaktionen losgetreten werden, war allerdings bis jetzt nicht klar.

Die Luftverschmutzung beeinflusst Insekten und Schwärmer zum Teil so intensiv, dass sie aufs Bestäuben von Blüten „vergessen“.

Das Team der Universität Washington, Seattle unter der Leitung von Jeremy Chan hat sich dem Phänomen angenommen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Science“ präsentiert.

Demnach können die Tiere die Pflanzen offenbar nicht mehr finden. Aber warum?

 

Der Schmetterlingsversuch

Genau untersucht wurde das Verhalten von Schwärmern einer Schmetterlingsfamilie (Sphingidae) in Bezug auf das Bestäuben der duftintensiven Blassen Nachtkerze (Oenothera pallida), die generell viele bestäubende Insekten anzieht.

Die Forschungen wurden sowohl im Labor als auch in natürlicher Umgebung durchgeführt:

200 Stunden lang (davon 110 Stunden nachts) wurde ein Auf einem Feld mit 300 Nachtkerzen aufgezeichnet, wie viele Schwärmer zu welchen Zeiten die Blüten frequentieren.

Auch das Duftgemisch der Blüten wurde mittels Gas-Chromatographie genau analysiert.

Ihr zufolge enthält der Blütenduft der Nachtkerze Monoterpene. Diese flüchtigen Aromen sind hauptsächlich in Nahrungspflanzen wie Zitruspflanzen enthalten.

Der Schwärmer erkennt die Nachtkerze an diesen Stoffen über eine Distanz von mehreren Kilometern. Kurz gesagt: Fehlen diese Stoffe oder sind sie zu wenig ausgeprägt, wird die Pflanze für den Bestäuber „unsichtbar“.

Die Forschungen ergaben außerdem, dass vor allem im urbanen Raum die Distanzen, in denen Blühpflanzen für Insekten wahrgenommen werden können, immer kürzer werden.

 

Woher der Duftverlust?

Nitratradikale im Ozon bauen unterschiedliche chemische Verbindungen ab, die eine Blüte ausströmt. Das sind leider Teile ihrer Aromastoffe.

Das tun sie vor allem in der Dämmerung oder bei Nacht. Das war bekannt.

Ist die Konzentration der Nitratradikale in der Luft besonders hoch, wirkt sich das auf flüchtige Aromen aus. Das bedeutet: Entweder die Zusammensetzung der Blumenduftstoffe verändert sich oder sie werden überhaupt sehr rasch zur Gänze abgebaut.