Ist Klimawandelleugnung eine Art Selbsttäuschung?

Die neueste Studie der Universität Bonn und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IZA) ergab unerwartete Erkenntnisse darüber, warum Menschen den Klimawandel leugnen. Bei dem Online-Experiment der Forscher, die in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht wurde, nahmen 4.000 Erwachsene aus den USA teil. Ausgehend von der Fragestellung, ob Klimaleugner:innen Tatsachen verdrehen, um ihr klimaschädliches Verhalten nicht verändern zu müssen, zeigten sich die Autoren überrascht über die Ergebnisse.

 

Prof. Dr. Florian Zimmermann, Ökonom am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Uni Bonn und Forschungsdirektor am IZA, erklärte, dass die Studie sich mit dem sogenannten „motivated reasoning“ befasste, einem Konzept, bei dem Menschen ihre Überzeugungen und Entscheidungen so anpassen, dass sie mit ihren eigenen Wünschen und Zielen übereinstimmen.

 

 

Eine Art der Selbsttäuschung?

Die Forscher führten eine Reihe von Online-Experimente durch, bei denen die Teilnehmer:innen zwischen Spenden für Organisationen, die sich dem Kampf gegen den Klimawandel widmen, und dem Behalten des Geldes für sich selbst wählen konnten. Überraschenderweise entschieden sich fast 50 Prozent der Teilnehmer dafür, das Geld für sich zu behalten.

 

Zimmermann und sein Kollege Lasse Stötzer wollten daraufhin untersuchen, ob diese Entscheidung durch eine nachträgliche Leugnung des Klimawandels gerechtfertigt wurde: „Wer die Spende behält, muss sie vor sich selbst rechtfertigen“, sagt Zimmermann, der auch Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute, des Sonderforschungsbereichs Transregio 224 und des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Individuum & Gesellschaft“ an der Universität Bonn ist. „Eine Möglichkeit, das zu tun, ist, die Existenz des Klimawandels zu leugnen.“

 

Obwohl die Teilnehmer:innen zufällig den Gruppen zugewiesen wurden, konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen Selbsttäuschung und Klimawandelleugnung festgestellt werden. „Mit anderen Worten: Unsere Studie hat uns keine Hinweise darauf gegeben, dass die weit verbreiteten falschen Vorstellungen über den Klimawandel auf diese Art von Selbsttäuschung zurückzuführen sind“, fasst Zimmermann seine Arbeit zusammen.

 

Teil der eigenen Identität

Zimmermann wies jedoch darauf hin, dass einige Menschen die Leugnung des Klimawandels als Teil ihrer Identität betrachten könnten. Für diese Gruppen sei die Leugnung des Klimawandels ein wichtiges Merkmal, das sie von anderen politischen Gruppen unterscheide. Dies könnte die Schwierigkeiten bei der Überzeugung dieser Personen durch Informationskampagnen erhöhen.

 

Insgesamt betonte Zimmermann, dass die Ergebnisse der Studie sowohl positive als auch negative Aspekte für den Umgang mit dem Klimawandel aufzeigen. Während die Ergebnisse darauf hindeuten könnten, dass Menschen, die den Klimawandel leugnen, durch bessere Informationsvermittlung erreicht werden könnten, zeige die Studie auch, dass für einige Menschen die Leugnung des Klimawandels eine tief verwurzelte Überzeugung sei, die schwer zu ändern sein könnte, weil Argumente nicht wirklich zählen.