Warum wir nein zu Lachs sagen sollten

Lachs hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Speisefischen bei uns entwickelt. War er einstmals eine exklusive Delikatesse, begegnen wir ihm momentan inflationär. Mit vielen negativen Auswirkungen auf Umwelt und unsere Gesundheit. Die meisten bei uns erhältlichen Lachse stammen aus Aquakulturen. Diese verwenden jedoch einen Cocktail aus Antibiotika und Pestiziden für die Aufzucht der Tiere in viel zu engen Zuchtbecken im Meer. Und auch das ihnen zugeführte Fischfutter ist vielfach mit Schwermetallen und Pestiziden belastet, welche sich in der Fettschicht der Tiere ansammeln.

 

Ein regelrechter Boom

Sushi und Maki mit Lachs, Bowl mit Lachs, Lachs geräuchert, frischer Lachs, Lachsbrötchen und vieles mehr. Der Boom hat zu einer rasanten Zunahme des Konsums in Deutschland um rund 25% in den letzten zehn Jahren geführt – in Österreich sicherlich ebenso. Nachdem die Populationen des Wildlachses aufgrund von Überfischung und Umweltproblemen stark zurückgegangen sind, entstanden vorallem in Norwegen, das rund 50% des weltweiten Lachsbedarfes abdeckt, aber auch in Chile, Schottland und Kanada immer mehr Lachs-Aquakulturen. In diesen werden die Raubfische millionenfach in viel zu kleinen Zuchtbecken gehalten. Wenn sie – wie in Chile oder auch Island millionenfach passiert – aus ihren Zuchtbecken ausbrechen, gefährden sie die Wildpopulationen und schädigen die Ökosysteme.

 

 

Aquakultur: Lösung gegen Überfischung wurde selbst zum Umweltproblem

Bereits 90% aller Lachse stammt aus aquakulturen. Die oft als umweltschonend bezeichnete Fischzucht ist aber tatsächlich eine ökologische Katastrophe. Die extrem beengten und nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Fische führen vermehrt zu Krankheiten. Die Lachse leiden unter Seeläusen, Erkrankungen des Pankreas und dem infektiösen Lachsanämie-Virus, das sich in Nordeuropa ausgebreitet hat. Daher werden den Tieren Unmengen antibiotika und Schädlingsbekämpfungsmittel zugeführt, die das ganze Ökosystem belasten.

 

 

Eines dieser, sich im Lachs befindlichen Pestizide, nennt sich Ethoxyquin und es bewahrt das Fischfutter vor dem Verschimmeln. Da das von Monsanto hergestellte Pestizid nicht mehr für landwirtschaftliche Zwecke verwendet werden darf, musste ein Ersatz gefunden werden: Fischfutter!

Diese Giftstoffe, tote Tiere und der Unrat aus den Becken bedecken den Meeresboden viele Meter hoch, verschmutzen ihn und gefährden andere Meerestiere. Desweiteren gasen die Fäkalien und Schädlingsbekämpfungsmittel dort ihre Schadstoffe aus. Die Lachse fressen dies und wir fressen wiederum den Fisch. Aus all diesen Gründen gilt Zuchtlachs mittlerweile als giftigstes Lebensmittel weltweit!

 

Dieser Unrat führt außerdem dazu, dass hochgiftige Algen entstehen. Erst 2016 haben solche Algen in Chile zu einem Massensterben von anderen Fischen und Meerestieren geführt. Der Abbau dieser Schadstoffe erzeugt außerdem Bakterien, die den Sauerstoffgehalt im Wasser senken und andere Meerestiere in Gefahr bringen. Neben den dramatischen Auswirkungen auf das Ökosystem verlieren außerdem lokale FischerInnen ihre Lebensgrundlage.

 

In Island werden Lachse bereits in großen Tanks an Land gezüchtet. Dies hat mehrere Vorteile: Es gibt keine Lachsläuse, die Abwässer können gefiltert werden und die Tiere nicht ausbüchsen, so ein Bericht der NZZ.

 

Problematische Fischfutterherstellung

Um 1 Kilogramm Zuchtlachs zu erhalten, bräuchte man 1,5-8 kg Wildfische. Diese stammen oftmals aus der Ostsee, dem am stärksten verschmutzten Meer der Welt. Neben Schwermetallen und radioaktivem Material werden auch Düngemittel aus der Landwirtschaft von den angrenzenden neun Ländern in die Ostsee geleitet.

Heute besteht Lachsfutter aus wirtschaftlichen und ressourcentechnischen Gründen in der Regel nur zu 25% aus Wildfisch (in Form von Fischmehl und Fischöl), zu 71% aus Soja oder Raps und zu 4% aus anderen Zusatzstoffen. Um ein Kilo Lachs zu produzieren, werden etwa 500 Gramm Sojabohnen und 660 Gramm Fisch benötigt. Nicht zuletzt trägt die Herstellung von Fischmehl und Soja als Futtermittel für die Zucht massiv zur Überfischung der Meere und zur Rodung von Wäldern bei.

Auch das weit verbreitete ASC-Zertifizierungssystem (Aquaculture Stewardship Council) hat zudem nicht zu mehr Nachhaltigkeit oder besseren Haltungsbedingungen geführt, sondern gaukelt KonsumentInnen lediglich ein falsches Sicherheitsgefühl vor, schreibt Greenpeace und fordert daher seit längerem einen raschen Umstieg auf heimischen Bio-Fisch in Handel und Gastronomie sowie eine klare Kennzeichnung von Fisch und Fischprodukten. KonsumentInnen sollten genauer auf Deklaration wie Haltung, Fütterung und Herkunft achten.

 

Nährstoffeinbußen durch Zucht

Die industrielle Lachszucht hat zu fatalen Folgen geführt: Nährstoffmangel und ein Überschuss an Omega-6 Fetten. Wildlachs enthält 5-7% Fett während gezüchtete Fische bis zu 34% enthalten können. Der Grund liegt im Einsatz von verarbeitetem, fettreichen Pflanzenfutter, weil dieses billiger ist. Dieses Futtter besteht zum Großteil aus Weizenmehl, Sojamehl, Maismehl, Fischöl und tierischen Fetten sowie gemahlenen Tierresten.

Hinzu kommt das radikal veränderte Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren, wobei der Omega-6-Anteil massiv zunimmt.

 

Dokumentarfilm „Fillet-Oh-Fish“

In seinem Film „Fillet-Oh-Fish“ wirft Nicolas Daniels einen kritischen Blick auf die weltweite Fischindustrie und deckt erschreckende neue Fakten zur Aquakultur auf. Darin kommt unter anderem Kurt Oddekalv, ein renommierter norwegischer Umweltaktivist, zu Wort, der die Lachszucht für „eine Katastrophe, sowohl aus ökologischer als auch gesundheitlicher Sicht“ hält. Er selbst isst keinen Lachs mehr.

 

Alternativen zu Lachs

Es heißt ja immer, man sollte zweimal die Woche Fisch essen. Dies ist heutzutage allerdings gar nicht so einfach, weil viele Fischarten überfischt und auch mit Schwermetallen uvm belastet sind. Auch wenn wir in jedem Supermarkt und Restaurant Lachs finden, sollten wir darauf verzichten, außer es handelt sich um Wildlachs (der allerdings aufgrund der Nachfrage bereits stark zurückgegangen ist) oder Lachs aus biologischer Zucht. Wer Fisch essen will, sollte auf heimische Zuchtfische aus biologischen Betrieben zurückgreifen. Hier bei uns wären das Wels, Karpfen, Forelle und Saibling, den man aus nachhaltig geführten Zuchtbetrieben erhält.