Wie schwer ist der Ekel vor Insekten zu überwinden?

Sie liefern Proteine, Vitamine und Mineralien, sind insgesamt nachhaltig in ihrem Dasein und könnten Schweine- oder Rindfleisch leicht ersetzen – eigentlich die eierlegende Wollmilchsau – wäre da nicht der Ekel.

 

Zumal wir aus jetziger Sicht auf dieser Erde eher Mehr statt Weniger werden, ist eine Sache völlig klar: neue Nahrungsquellen müssen her.

Dafür bieten sich neben Laborfleisch und 3D-Drucker-Kuchen auch Insekten als gesunde Alternative an. Im Kopf klingt das absolut plausibel. Sie könnten die Eiweißquelle der Zukunft sein – allein der Ekel steht im Weg.

 

Nur Gewöhnungssache?

Im Zuge einer neuen Erhebung des europäischen Forschungsprojektes namens „Sustainable Insect Chain“ (SUSINCHAIN), unter der Leitung von Mariam Nikravech, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin im Fachbereich Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft, wurden jeweils 500 Personen aus Deutschland, Italien und Portugal befragt.

Der Altersschnitt lag zwischen 18 und 65, darunter Frauen und Männer ungefähr zu gleichen Anteilen.

Man konnte zwischen Fleischbällchen aus Mehlwürmern und Heuschrecken oder jenen aus Hühnerfleisch, wobei die Hühner mit Insekten gefüttert wurden, wählen. Die Akzeptanz für das Hühnerfleisch war hier nur geringfügig höher.

Bei der Bewertung waren die Befragten allerdings kaum bereit, Geld für Insekten-Lebensmittel auszugeben. Sogar das Gegenteil wurde diskutiert: Eine Art Prämie für den Griff zu insektenbasierten Lebensmitteln solle in Erwägung gezogen werden

Interessantes Faktum ist, dass so genannte „Never Takers“ (Personen, die keinesfalls zu Insekten greifen würden) besonders in Deutschland und Portugal verbreitet sind. Personen aus Italien sind der Erhebung zufolge offener dem neuen Ernährungsstil gegenüber.

Ekel oder sogar Angst vor insektenbasiertem Essen bezog sich meist auf Gesundheitsrisiken.

In einem nächsten Schritt versuchten die Forschenden, herauszufinden, wie diese Personen zu überzeugen wären. Als Schlüssel kristallisierte sich das Thema Information heraus.

Eine davon zum Beispiel die, dass Hackfleisch, wenn es durch fleischlose Alternativen, einschließlich Insektenproteine, ersetzt wird, Treibhausgasemissionen reduziert.

Auch der Kontakt zu insektenbasierten Lebensmitteln und die Probiermöglichkeit, weichte die Prinzipien hartnäckiger „Never Takers“ auf.

Ob diese Methoden allerdings ausreichen, um in der westlichen Gesellschaft langfristige Akzeptanz für insektenbasierten Fleischersatz zu schaffen, ist fraglich.