Waldbrandgefahr wächst mit Klimawandel

Die Folgen des Klimawandels wie längere Trockenperioden und Hitzewellen sowie die verstärkte Freizeitnutzung des Waldes erhöhen die Waldbrandgefahr in Österreich. 2023 kam es gemäß einer Aussendung der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) zu über 100 Waldbränden in Österreich, wobei etwa 10 davon Bundesforste-Flächen betrafen. Rund 80 Prozent aller Waldbrände in Österreich werden durch Menschen, vor allem durch achtlos weggeworfene Zigaretten, ausgelöst.

 

Wechselwirkung zwischen Klimawandel und Waldbränden

„Tatsächlich gibt es beunruhigende Projektionen für die Zunahme von ‚Brandwetter‘. Das Risiko wird mit der fortschreitenden Klimakrise immer größer. Langanhaltende Dürren in Kombination mit Hitzewellen sind besonders problematisch, auch weil die Vegetation dann wasserärmer, geschwächt und damit leichter entflammbar ist“, betont Förster Peter Wohlleben gegenüber watson.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) beschreibt in seinem Bericht eine Wechselwirkung: Einerseits würden Waldbrände durch den Klimawandel verschlimmert, weil  “Dürre, hohe Lufttemperaturen, niedrige relative Feuchtigkeit, Blitze und starke Winde” aufgrund des Klimawandels zunehmen. Dadaurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Waldbränden und auch ihre Ausbreitung. Andererseits heizen Waldbrände den Klimawandel aber auch selbst weiter an, so die Autoren des UNEP-Berichts.

 

 Im Frühling ist Waldbrangefahr hoch

„Die Gefahr eines Wald- und Vegetationsbrandes ist nicht nur im Hochsommer, sondern auch im Frühling besonders hoch. Dies liegt unter anderem an dem trockenen Boden und dem noch fehlenden Austrieb. Ein Funke reicht oft aus, um das trockene Laub oder Gras am Boden zum Brennen zu bringen“, warnt Andreas Gruber, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, die rund 15 Prozent der heimischen Wälder betreuen.

Neben trockenen Böden begünstigt vor allem starker Wind die Ausbreitung von Feuer. Erst Anfang April kam es in der Steiermark, begünstigt durch einen Föhnsturm, zeitgleich zu drei Waldbränden auf Bundesforste-Flächen. Betroffen waren insgesamt rund 110 Hektar Wald. „Werden Schutzwälder durch einen Brand zerstört, steigt auch das Risiko von Naturgefahren wie Muren oder Steinschlag. Vorbereitung und präventive Maßnahmen sind daher entscheidend, um die Waldbrandwahrscheinlichkeit und mögliche Folgen zu minimieren“, betont Gruber.

Gemeinsam gegen die Flammen: Umfangreiches Maßnahmenpaket zur Waldbrandprävention

Um der zunehmenden Waldbrandgefahr entgegenzuwirken, intensivieren die Bundesforste in allen ÖBf-Forstbetrieben Vorsorgemaßnahmen. Diese beinhalten die Entwicklung artenreicher Mischwälder, Bewusstseinsbildung für Waldbesucher:innen – unter anderem durch die Kampagne „#waldfairliebt“ – sowie die verstärkte Kooperation mit Feuerwehren. „Waldbrandbekämpfung erfordert ein effizientes, ganzheitliches Management das Prävention, Früherkennung sowie die eigentliche Feuerbekämpfung umfasst. Daher beabsichtigen wir auch in allen ÖBf-Forstbetrieben Waldbrandübungen bzw. Planspiele durchzuführen“, berichtet Gruber.

Artenreiche Mischwälder als beste Brandvorsorge

Während die Brandausbreitung entscheidend von den Windverhältnissen beeinflusst wird, hängt die Brandentstehung maßgeblich von der Bodenfeuchtigkeit ab. Zudem haben Nadelhölzer, wie zum Beispiel Schwarzkiefern, eine höhere Tendenz zu brennen als belaubte Bäume, da sie neben Harz auch ätherische Öle enthalten, die wie Brandbeschleuniger wirken.

 

Echte, gesunde Mischwälder und Urwälder brennen so gut wie nicht, meint Förster und Autor Peter Wohlleben im Interview mit watson. „Von Natur aus hätten wir Buchenurwälder und diese natürlichen Wälder würden nicht brennen, weil sie sehr feucht sind. Es ist also hauptsächlich ein Problem der Plantagen in Kombination mit Kahlschlägen und in den allermeisten Fällen – mit Brandstiftung.“ meint er zur Problematik. Diese Plantagen sind um rund 8 Grad wärmer als Buchenurwälder, so Wohlleben. „Wir manipulieren im Wald zu viel, das ist der Punkt. Wenn man diese sterbenden Fichtenplantagen abräumt, wird der Boden noch heißer in der Sommersonne, trocknet noch leichter aus. Und gerade auf diesen Kahlschlägen können Waldbrände ganz besonders leicht entstehen.“

 

Dies sehen die ÖBf ähnlich: „Die Bundesforste steuern daher mit einer angepassten Waldbewirtschaftung der Brandgefahr langfristig entgegen. Denn ein vielfältiger, artenreicher Mischwald hält Umwelteinflüssen besser stand“, erläutert Gruber. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Durchmischung gefährdeter Waldgebiete mit Laubholz gelegt, das auch in trockeneren Zeiten mehr Feuchtigkeit aus den tieferen Bodenschichten fördern kann. Außerdem wird darauf geachtet, eine stabile Humusschicht aufzubauen und zu erhalten, in der Niederschläge bestmöglich gespeichert werden können.

 

„Ein Waldbrand ist erstmal eine Tragödie, gar keine Frage. Deshalb sollte man alles versuchen, um sie zu verhindern. Aber wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht, kann es auch eine Chance sein, endlich wieder natürliche Wald-Ökosysteme zu bekommen.“, meint Peter Wohlleben abschließend.