In 500 Jahren könnte Planet ganz anders aussehen

Wie sich der Klimawandel auf unseren Planeten und dessen Ökosysteme auswirkt, wurde bereits in einigen Studien beleuchtet. Diese gehen meist bis ins Jahr 2100. Ein internationales Wissenschaftsteam der ETH Zürich hat nun ein Klimazukunftsmodell erarbeitet, das bis zum Jahr 2500 reicht. In den kommenden 500 Jahren werden bis zu 50% der momentanen Ökosysteme nicht mehr an den heutigen Flächen zu finden sein, so eines der möglichen Szenarien. Dies hätte massive Auswirkungen auf das Leben zukünftiger Generationen.

 

Die Forscher:innen um Bethany Allen der ETH Zürich habe sich an die schwierige Aufgabe gewagt, ein Klimazukunftsmodell mit drei verschiedenen CO2-Emissionsszenarien für die kommenden 500 Jahre zu erarbeiten und damit die bestehende Datenlücke zu schließen. Denn bis dato gehen die Vorhersagemodelle zu klimatischen Entwicklungen nur bis zum Jahr 2100. Im Abstrakt zur Studie, die im Fachmagazin Philosophical Transactions of the Royal Society B Biological Sciences veröffentlicht wurde, erklären die Wissenschaftler:innen, dass der Zeithorizont bis 2100 „unser Verständnis des zeitlichen Umfangs der Klimaauswirkungen einschränkt und möglicherweise geeignete Anpassungsmaßnahmen verhindert“ als Grund für die Studie. Sie gehen davon aus, dass die Auswirkungen des anthropogenen, also menschgemachten, Klimawandels auch nach Erreichen der Klimaziele, weiter wirken.

 

Ziel der Studie war es, mittels Klimazukunftsmodell die Veränderungen der klimatischen Einflüsse auf die Vegetation weltweit, die Durchführbarkeit der für die Umsetzung dieser modellierten Vegetationsverschiebungen erforderlichen Migration und mögliche Überschneidungen mit der menschlichen Landnutzung auf der Grundlage heutiger Großlebensräume zu untersuchen.

 

Die wichtigsten Aussagen zusammenfasst:

  • Es wurden final drei mögliche Klimaszenarien definiert und anhand deren drei mögliche Szenarien  beschrieben:
    • RCP2.6 steht für eine starke Reduzierung der anthropogenen Treibhausgasemissionen
    • RCP4.5 und RCP6 sind mittlere Stabilisierungsszenarien mit mäßigen bzw. begrenzten Minderungsgraden
  • Bei einem RCP 4.5 – auch „Business-as-usual“-Szenario wird erwartet, dass die Temperatur bis 2100 um rund 2,5 bis 3 Grad steigt und dadurch bis zum Jahr 2100 bereits 35% und 2500 bis zu 40 % der Landflächen an ein anderes Ökosystem angepasst sein werden.
  • Beim RCP6 werden es bis 2500 sogar bis zu 50% der Landflächen sein
  • Für den borealen Wald und die trockene Tundra, wird der größte Verlust an geeigneten Flächen vorhergesagt.
  • Dies bedeute einen Verlust an Holzflächen und auch an vorhandenen CO2-Senken
  • Zunehmen werden Wüstengebiete, Graslandschaften und tropische Buschlandschaften
  • Ohne Abhilfe könnten diese Veränderungen schwerwiegende Folgen sowohl für die globale biologische Vielfalt als auch für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen haben.
  • Die biologische Vielfalt der Fauna wird durch den Klimawandel und den Verlust oder die Abwanderung der Vegetation, auf die sie angewiesen ist, doppelt bedroht sein und muss entweder gemeinsam abwandern oder sich anpassen, um zu überleben. Die gemeinsame Abwanderung funktioniert allerdings nur, wenn die Verschiebung nicht zu schnell passiert und die Distanzen nicht zu groß sind.

 

„Wenn die Entfernungen in Zukunft so groß sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Pflanzen dorthin migrieren, praktisch gleich null“, wird Bethany Allen in der Süddeutschen Zeitung zitiert.

„Während jedoch einige Regionen weniger bewohnbar werden, können sich andere öffnen, und die Gesellschaft muss plausible, wünschenswerte und gerechte Strategien entwickeln, um Landschaften zu teilen, Zugang zu Ökosystemleistungen zu erhalten und Konflikte zu vermeiden, während sie lernt, mit diesen Veränderungen zu leben“, meinen die Wissenschaftler:innen in der Studie.

In ihrem Schlusswort erklären die Forscher:innen die Wichtigkeit eines besseren und tieferen Verständnisses der Auswirkungen des Klimawandels und der Verschiebung der weltweiten Ökosysteme nach 2100.

 

Unser pro.earth. Fazit: Beim ersten Durchlesen der Studienresultate wurde mir kurz übel. Die Verschiebung von 50% aller Ökosysteme in nur 500 Jahren kann ich mir sehr schwer vorstellen – die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf Pflanzen, Tierwelt und uns Menschen schon gar nicht. Unvorstellbar.