Die Ressourcen auf unserem Planeten sind endlich. Die Klimakrise, das massive Artensterben und viele damit einhergehende Probleme zwingen uns zu einer anderen Wirtschaftsweise, die respektvoll und achtsam mit unseren Ressourcen umgeht. Das Kreislaufwirtschaftssystem ist ein Ausweg aus dieser Sackgasse. Seit 2021 hat die Europäische Union einen dementsprechenden Aktionsplan in Leben gerufen, mit dem Ziel, bis 2050 den Übergang zu einer kohlenstoffneutralen, ökologisch nachhaltigen und schadstofffreien Kreislaufwirtschaft zu schaffen.

 

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Es ist laut Definition des Europäischen Parlaments „ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.“

In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.

 

Natur als Vorbild

Das Vorbild ist die Natur. In ihr werden alle Ressourcen genutzt, es gibt keine Abfälle. Alle Abfallstoffe sind wichtige Rohstoffe für andere. Dies wird auch Cradle-to-Cradle-Prinzip genannt und geht noch eine Stufe weiter, indem Materialien, ohne Qualitätsverlust, in geschlossenen Kreisläufen verbleiben und noch mehr positiven Mehrwert schaffen. Dabei wird die Produktion von Anfang an so gestaltet, dass Abfall vermieden wird. Dieses Prinzip kann als optimierte Kreislaufwirtschaft verstanden werden.

 

Um dies auch im wirtschaftlichen Sinn zu erreichen, müssen wir umdenken. Dies beginnt bereits beim Produktdesign  und umfasst den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen.

Im Ergebnis  soll ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus möglichst

  • vollständig verwertet,
  • die in ihm enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen oder
  • als Ausgangspunkt (Nährstoff) für andere Nutzungen verwendet werden können (Cradle-to-Cradle).
  • Zu der Gesamtbetrachtung zählen auch Material-, Wasser- und Energiereduzierung während der einzelnen Produktionsschritte.

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Das Modell basiert auf mehreren Prinzipien:

  • Vermeidung von Abfall und Umweltverschmutzung durch Design und Innovation
  • Minimierung des Energieverbrauchs durch effizientere Prozesse und das Nutzen erneuerbarer Energiequellen
  • Systemische und ganzheitliche Betrachtungs- und Denkweise als Basis
  • Erweiterung des Lebenszyklus von Produkten und Materialien bei gleichbleibender Qualität
  • Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte, die nachgerüstet und repariert werden können.
  • Schutz natürlicher Systeme und Artenvielfalt

 

Vorteile der Kreislaufwirtschaft

In einer Kreislaufwirtschaft werden CO₂-Emissionen gesenkt, das Wirtschaftswachstum angekurbelt und neue Arbeitsplätze geschaffen.

Wirtschaft

Neben einer nachhaltigen Transformation bietet die Kreislaufwirtschaft auch wirtschaftliche Vorteile. So geht die EU davon aus, dass durch die konsequente Umsetzung ihres Aktionsplans das BIP um 0,5% steigen wird und auch viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden (700.000 Arbeitsplätze allein in der EU bis 2030). Daher ist Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Hebel für Wohlstand und Wachstum.

 

Umweltschutz

Durch Kreislaufwirtschaft kann die Nutzung von Primärressourcen massiv verringert werden. Sie ist also ein sehr ressourcenschonendes System. Dadurch kann die anhaltende Zerstörung der Naturräume beendet werden, was sich auch auf die Artenvielfalt und Biodiversität positiv auswirkt. Auch die CO2-Emissionen sinken durch Kreislaufwirtschaft.

Eine vielzitierte Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung von 2019 errechnete, dass 55 Prozent der globalen Emissionen dem Energiesektor zuzurechnen sind, während die restlichen 45 Prozent darauf zurückzuführen sind, wie wir Produkte herstellen und nutzen. Diese könnten laut der Studie um 55 Prozent durch innovative Technologien und Negative-Emission-Technologien sowie zu 45 Prozent durch Kreislaufwirtschaft gesenkt werden.

 

Verringerung der Rohstoffabhängigkeit

Rohstoffe sind knappe Güter. Durch die wachsende Erdbevölkerung nimmt die Nachfrage zu. Laut Eurostat importiert die EU etwa die Hälfte der von ihr verbrauchten Rohstoffe. Durch Kreislaufwirtschaft wird der Druck auf Primärrohstoffe und die Abhängigkeit von der jeweiligen Verfügbarkeit verringert.

 

Wichtige Schritte

Bevorzugung ressourcensparender Materialien

  • Schaffung neuer Materialien, um vorhandene, nicht erneuerbare zu ersetzen
  • Verbesserung der Ressourcen-Effizienz, z.B. durch generative Fertigung (Additive Manufacturing)

 

Produktnutzung optimieren, zum Beispiel durch Einführung neuer Geschäftsmodelle wie Servitization oder Leasing- bzw. Mietmodelle.

  • “Product-as-a-Service” Modelle
  • Modelle, die Menschen das Teilen ihrer Produkte ermöglichen

 

Lebensspanne ausweiten

  • Precycling
  • Weiterverteilung von Waren über Plattformen

 

Materialien zirkulär verwenden

  • Smarte Müllsammlung
  • neuen Methoden, um Abfall zu wiederverwendbarem Material zu machen

 

Gemeinsam statt einsam

Es braucht die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, einschließlich Herstellern, Verbrauchern, Regierungen und Recyclingunternehmen, damit Kreislaufwirtschaft gelingt.