UNHCR-Klimabericht belegt Zusammenhang von Klimaschocks, Konflikten und Vertreibung

In seinem ersten Klimabericht warnt das UN-Flüchtlingshochkommissariat davor, dass Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen mussten, zunehmend von der globalen Klimakrise betroffen sind. Weiters geht das UNHCR davon aus, dass die Zahl jener Länder, die extremen klimabedingten Gefahren ausgesetzt sind, bis 2040 von drei auf 65 ansteigen wird und dass die große Mehrheit dieser Länder Vertriebene beherbergt. Dadurch werden bereits gefährdete Menschen in eine noch schlimmere Situation gebracht, ohne die Mittel und Unterstützung, um sich anzupassen. 

 

Das UNHCR – in Zusammenarbeit mit 13 Expert*innenorganisationen, Forschungseinrichtungen und von Flüchtlingen geführten Organisationen – stellte den Bericht im Rahmen der Weltklimakonferenz in Baku, Aserbaidschan vor. Er zeigt anhand neuester Daten, wie Klimaschocks mit Konflikten interagieren und bereits gefährdete Menschen in eine noch schlimmere Situation bringen.

 

„Die Klimakrise stellt eine große Ungerechtigkeit dar“

UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi

 

Keyfacts des Berichts

  • Von den weltweit mehr als 120 Millionen Vertriebenen leben drei Viertel in Ländern, die stark unter dem Klimawandel leiden.
  • Weiters erhob der Bericht, dass 90 Millionen Vertriebene in Ländern mit hoher bis extremer Exposition gegenüber klimabedingten Gefahren leben und fast die Hälfte aller gewaltsam vertriebenen Menschen die Last sowohl des Konflikts und die negativen Auswirkungen des Klimawandels tragen.
  • Dazu gehören laut UNHCR Länder wie der Sudan, Syrien, Haiti, die Demokratische Republik Kongo, Libanon, Myanmar, Äthiopien, Jemen und Somalia.
  • In den letzten 10 Jahren haben wetterbedingte Katastrophen 220 Millionen Menschen zumindest kurzfristig aus ihren Dörfern und Städten vertrieben – das entspricht etwa 60.000 Vertreibungen pro Tag.

 

Laut dem Bericht „No Escape: On the Frontlines of Climate Change, Conflict and Forced Displacement“ (in etwa: Kein Entkommen – an den Frontlinien von Klimawandel, Konflikt und Vertreibung) wird erwartet, dass die Zahl jener Länder, die extremen klimabedingten Gefahren ausgesetzt sind, bis 2040 von drei auf 65 ansteigen wird und dass die große Mehrheit dieser Länder Vertriebene beherbergt. Auch in den meisten Flüchtlingssiedlungen und -lagern wird es bis 2050 voraussichtlich doppelt so viele Tage mit gefährlicher Hitze geben.

 

„Für die am stärksten gefährdeten Menschen auf der Welt ist der Klimawandel eine harte Realität, die ihr Leben zutiefst beeinträchtigt“,

 

sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Die Klimakrise vertreibt Menschen aus Regionen, die bereits viele Menschen, die vor Konflikt und Unsicherheit geflohen sind, beherbergen. Ihre Notlage verschärft sich dadurch weiter und sie können sich nirgendwohin in Sicherheit bringen.“

 

Klimafinanzierung erreicht die am stärksten betroffenen Menschen nicht

Der Bericht zeigt ebenfalls auf, dass die Klimafinanzierung Flüchtlinge, Aufnahmegemeinschaften und andere Menschen in instabilen und von Kriegen betroffenen Ländern nicht erreicht, so dass sich ihre Fähigkeit, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen, schnell verschlechtert.

Gegenwärtig erhalten extrem fragile Staaten nur etwa zwei US-Dollar pro Person an jährlichen Anpassungsmitteln, eine erstaunlich niedrige Summe im Vergleich zu 161 US-Dollar pro Person in nicht-fragilen Staaten. Wenn Investitionen in fragile Staaten fließen, dann zu mehr als 90 Prozent in die Hauptstädte, während andere Orte kaum davon profitieren.

 

UNHCR fordert fairere Verteilung

Im Rahmen der Veröffentlichung des Berichts auf der COP29 in Baku, Aserbaidschan, fordert UNHCR eine verstärkte Klimafinanzierung, die die Bedürftigsten erreicht. UNHCR fordert die Staaten außerdem auf, Vertriebene zu schützen, die zusätzlich von Klimakatastrophen bedroht sind, und ihnen und den Gesellschaften, die sie aufnehmen, bei finanziellen und politischen Entscheidungen eine Stimme zu geben.

 

„Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, und die Gesellschaften, die sie aufnehmen, sind am wenigsten für Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich, zahlen aber den höchsten Preis dafür.“

UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi