Chemikalien, die uns „ewig“ belasten

Sogenannte perfluorierten und polyfluorierten Alkylsubstanzen PFAS (Pifas ausgesprochen)  – auch ewige Chemikalien genannt – sind sehr langlebige, von Menschen hergestellte und  potenziell giftige Substanzen. Zu diesen PFAS gehören rund 4.700 chemische Verbindungen. Diese kommen in der Natur nicht vor und brauchen sehr lange, um abgebaut zu werden.

Sie werden in der Industrie ebenso eingesetzt wie in Konsumgütern. Sie werden entweder direkt in die Luft oder Abwässer freigesetzt oder indirekt durch die Entsorgung von PFAS-hältigen Produkten. Heutzutage können PFAS überall auf unserem Planeten nachgewiesen werden – in Gewässern, Böden, Tieren, Lebensmitteln, Regen – und auch im menschlichen Körper.

 

Daten aus ganz Europa wurden nun im Rahmen vom „Forever Pollution Project“ , an dem auch mehrere Medien beteiligt waren, darunter das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), der britische „Guardian“ und für Deutschland NDR, WDR und die „Süddeutsche Zeitung“ sowie Le Monde für Frankreich, in einer interaktiven Karte zusammengefasst.

Darin sind mehr als 17.000 möglicherweise mit „ewigen Chemikalien“ belastete Orte identifiziert, unter anderem Flughäfen und Militärstandorte, wo früher PFAS-haltiger Löschschaum eingesetzt wurde, Kläranlagen und Deponien sowie Industrieunternehmen – die Textilindustrie, die Metallveredelung oder Altpapier verarbeitende Betriebe.

 

„Mit der Aufnahme von PFAS aus verunreinigten Böden und Wasser in Pflanzen und der Anreicherung in Fischen werden diese Stoffe auch in die menschliche Nahrungskette aufgenommen.“

Umweltbundesamt

 

Wo sind PFAS enthalten?

Der Einsatzbereich von PFAS ist äußerst vielfältig, da sie wasser-, fett- und schmutzabweisende Eigenschaften haben.

  • Geschirr mit Teflonbeschichtung, Fast-Food-Verpackungen (To-Go),
  • Textilien wie Outdoor- und Arbeitskleidung,
  • Kosmetikprodukte
  • Papier, Pizzakartons, beschichtete Tiefkühlverpackungen
  • Teppichbeschichtungen
  • Wachs,
  • Schmier- und Imprägniermitteln, die etwa Smartphones und Solarpaneele schützen
  • Pestizide sowie
  • Baustoffe, zum Beispiel spezielle Lacke und Farben
  • Löschschaum
  • Autoindustrie
  • Elektronik

 

Wer ist betroffen?

Wir alle.

„Die Stoffe sind sehr persistent. Sie können sich im Körper anreichern. Und das ist das Hauptproblem, dass sich am Ende eine Dosis anreichern kann, die eine problematische Konzentration sein könnte“ erklärt Professor Thomas Göen vom IPASUM, dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (IPASUM) in Erlangen, Süddeutschland.

„Von den relativ wenigen gut untersuchten PFAS gelten die meisten als mittel- bis hochtoxisch, vor allem für die Entwicklung von Kindern“, schreibt die Europäische Umweltagentur (EEA).

Laut Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien deutet einiges daraufhin, „dass ein Viertel der Jugendlichen in Österreich höher belastet sind, als man sich das wünschen würde“. Die Situation in Deutschland sieht ähnlich aus: Jedes Kind hat ewige Chemikalien im Körper, davon ein Fünftel in so hoher Konzentration, dass kritische Werte überschritten werden.

So sollen auch 98 Prozent der US-Bürger PFAS im Blut haben und diese konnten auch in fast allen Proben von Muttermilch bei Studien in Indien, Indonesien und den Philippinen nachgewiesen werden.

 

Auswirkungen auf den menschlichen Organismus

  • Reduktion der Immunabwehr, besonders bei Babys, die im Mutterleib bereits PFAS ausgesetzt waren
  • Verringertes Geburtsgewicht und Entwicklungsstörungen bei Kindern
  • PFAS können die Leber schädigen
  • Sie führen zu erhöhtem Krebsrisiko
  • PFAS besitzen fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften

Dies wurde in einigen Studien erforscht.

 

Wie kommen PFAS in Lebensmittel?

  • Durch kontaminierte Böden, Regen und Wasser, beim Anbau von Nahrungsmitteln
  • durch die Konzentration dieser Stoffe in Tieren über Futter und Wasser,
  • durch Lebensmittelverpackungen, die PFAS enthalten
  • Anlagen, die während der Lebensmittelverarbeitung PFAS enthielten

 

Methoden zur Zerlegung ewiger Chemikalien

Bis dato mussten große Hitze oder hoher Druck und damit ein hoher Energieaufwand eingesetzt werden, um PFAS zu eliminieren. Forscher*innen um die Chemikerin Brittany Trang von der US-amerikanischen Northwestern University ist es zuletzt gelungen, einige dieser  Stoffe nachhaltig zu zerstören. Forscherinnen und Forscher. Die im Fachjournal „Science“ veröffentlichte internationale Studie ihres Teams zeigt auf, dass einige der weltweit häufigsten PFAS auch mit niedrigeren Temperaturen und kostengünstigen Mitteln zerlegt werden können.

 

EU-weites Verbot gefordert

Einige PFAS sind aufgrund ihrer Gefährlichkeit bereits verboten. Bei der europäischen Chemikalienagentur wurde ein Antrag eingereicht, der die tausenden PFAS-Verbindungen EU-weit großteils verbieten könnte. Allerdings wird eine Entscheidung der Europäischen Kommission gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten voraussichtlich bis 2025 dauern.

„Eine starke Einschränkung des Einsatzes ist in Hinblick auf den Umweltschutz sicher eine sehr sinnvolle und unterstützenswerte Maßnahme.“

Unser pro.earth.Fazit: Wir unterstützen ein Verbot dieser ewigen Chemikalien, zum Schutz der Umwelt und unserer Körper, denn es ist dem einzelnen nicht möglich zu erkennen, wo und wann genau er mit diesen toxischen Stoffen in Berührung kommt und kann sich als Individuum dagegen auch nur sehr eingeschränkt schützen.

 

Link:

Detailliertere Beschreibung der unter PFAS zusammengefassten Stoffe und deren Grenzwerte  – sofern vorhanden