Glückstag: Was uns glücklich macht

Wir alle streben nach Glück. Und was uns glücklich macht, ist für jeden anders. Aber einige Gemeinsamkeiten gibt es. Wie die Tatsache, dass Geld nicht glücklich macht, sondern vorwiegend gute menschliche Beziehungen. Jedes Jahr erscheint der „World Happiness Report“ am Internationalen Tag des Glücks am 20.März. Und Finnland ist zum sechsten Mal der „Sieger“ der glücklichsten Länder der Welt.

 

„Ein charakteristisches Merkmal der finnischen Kultur ist, dass zwischenmenschliche Beziehungen betont gefördert werden. Die Menschen werden ermutigt, starke, gesunde Beziehungen zu ihren Familien, Freunden und der Gemeinschaft aufzubauen und zu pflegen,“ erklärt Helena Schneider, Dozentin an der Internationalen Hochschule für Management (IU) München, die zu Unterschieden zwischen deutscher und finnischer Arbeitskultur forscht.„Dieses hohe subjektive Wohlbefinden führt zu einer besseren Gesundheit, einer höheren Lebenserwartung, besseren sozialen Beziehungen und zu mehr Produktivität in der Arbeit – insgesamt ein erstrebenswerter Gesamtzustand, der wiederum glücklich macht.“ Und dies bestärkt das Grundvertrauen und daraus resultierend die Hilfsbereitschaft.

 

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Die wichtigsten Ergebnisse des Happiness Report

Eine Bevölkerung wird nur dann ein hohes Maß an allgemeiner Lebenszufriedenheit erfahren, wenn die Menschen auch pro-sozial, gesund und wohlhabend sind. Mit anderen Worten: Die Menschen müssen ein hohes Maß an dem haben, was Aristoteles „eudaimonia“ nannte. Auf der Ebene der Gesellschaft gehen Lebenszufriedenheit und Eudaimonia also Hand in Hand.

Auf individueller Ebene können sie jedoch auseinanderklaffen. Es ist erwiesen, dass tugendhaftes Verhalten im Allgemeinen das Glück des tugendhaften Akteurs (und auch des Nutznießers) steigert. Es gibt jedoch eine beträchtliche Anzahl tugendhafter Menschen, einschließlich einiger Pflegekräfte, die mit ihrem Leben nicht so zufrieden sind.

 

Das Ausmaß des Elends

Wenn wir eine Gesellschaft, eine Situation oder eine Politik bewerten, sollten wir nicht nur auf das durchschnittliche Glück schauen, das sie (auch für künftige Generationen) mit sich bringen. Wir sollten vor allem das Ausmaß des Elends (d. h. die geringe Lebenszufriedenheit) betrachten, das daraus resultiert. Um Elend zu verhindern, sollten Regierungen und internationale Organisationen Rechte festlegen, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen (AEMR) enthalten sind.

Sie sollten auch die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) erweitern, um Wohlbefinden und umweltpolitische Dimensionen gemeinsam zu berücksichtigen, um das Glück künftiger Generationen zu sichern. Diese Rechte und Ziele sind wichtige Instrumente, um das Glück der Menschen zu steigern und das Elend jetzt und in Zukunft zu verringern.

 

Glück als politisches Ziel für einen gut funktionierenden Staat

Sobald Glück als Ziel der Regierung akzeptiert wird, hat dies weitere tiefgreifende Auswirkungen auf die institutionelle Praxis. Die Gesundheit, insbesondere die psychische Gesundheit, erhält einen noch höheren Stellenwert, ebenso wie die Qualität der Arbeit, des Familienlebens und der Gemeinschaft.

Auch für die Forscher gibt es große Herausforderungen. Alle staatlichen Maßnahmen sollten anhand des Prüfsteins des Wohlbefindens (pro ausgegebenem Dollar) bewertet werden. Und die Förderung der Tugendhaftigkeit muss zu einem wichtigen Thema der Forschung werden.

 

Gutes tun und sich gut fühlen

Eine Person verhält sich altruistisch, wenn sie einer anderen Person hilft, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Altruistische Verhaltensweisen wie Fremden zu helfen, Geld zu spenden, Blut zu spenden und sich ehrenamtlich zu engagieren sind weit verbreitet, während andere (wie die Spende einer Niere) weniger verbreitet sind.

Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Glück und all diesen altruistischen Verhaltensweisen. Dies gilt sowohl für den Ländervergleich als auch für den Vergleich zwischen einzelnen Personen. Aber warum?

Normalerweise erfahren Menschen, die altruistische Hilfe erhalten, ein höheres Wohlbefinden, was die Korrelation zwischen den Ländern erklärt. Darüber hinaus gibt es jedoch zahlreiche (experimentelle und andere) Belege dafür, dass helfendes Verhalten das Wohlbefinden des einzelnen Helfers erhöht. Dies gilt vor allem dann, wenn das helfende Verhalten freiwillig und hauptsächlich durch die Sorge um die Person, der geholfen wird, motiviert ist.

Experimentelle und andere Belege zeigen, dass Menschen altruistischer werden können, wenn ihr Wohlbefinden steigt. Insbesondere, wenn das Wohlbefinden der Menschen durch die Erfahrung altruistischer Hilfe steigt, werden sie eher bereit sein, anderen zu helfen, was eine Tugendspirale in Gang setzt.

 

Glück und materieller Wohlstand

Sowohl eine Studie der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton als auch die UNO kommen zu dem Schluss, dass eine materielle  Grundversogung wichtig ist und uns zufrieden, aber nur bedingt glücklich macht. Ab einem Jahreseinkommen von rund 75.000 US Dollar steigt das Glücksgefühl nicht mehr weiter an. „Die Menschen denken, sie wären mit 20 Prozent mehr Geld glücklicher – das stimmt aber nicht, weil ein hohes Einkommen auch für mehr Arbeit und Belastung sorgt“, sagt Kulturwissenschaftlerin Annegret Braun, die zum Thema Glück forscht und schreibt.

 

Das Glück is a Vogerl …

„Dauerglück gibt es nicht und der Anspruch darauf ist unrealistisch“, so Braun weiter. „Glück ist ein Kontrasterlebnis – man kann Glück nur erleben, wenn man auch den Normalzustand und negative Gefühle zulässt. “ Und man darf folgendes nicht vergessen: „Die Unzufriedenen, Kritischen und Grüblerischen bewirken Veränderungen. Menschenrechtler und Naturschützer sind eben nicht besonders glücklich, sondern mit einem Zustand unzufrieden. Und man stelle sich eine Welt vor, in der nur die Glücklichen Literatur, Kunst und Musik produzieren…“