Ötztaler Alpen durch neue Erschließungen bedroht

Nach dem Aus für den Zusammenschluß des Ötztaler und des Pitztaler Schigebietes letzten Herbst, präsentierten nun überraschenderweise die Pitztaler und Kaunertaler Gletscherbahnen neue Pläne für die Erweiterung ihrer Schigebiete. Aus diesem Anlass fordern die Alpenvereine Deutschland und Österreich sowie des WWF Österreich und der Naturfreunde Österreich, dass das Gebiet um den Linken Fernerkogel in das Ruhegebiet „Ötztaler Alpen“ integriert werden soll.

 

Alleine in den Ötztaler Alpen werden derzeit drei Großprojekte geprüft: Die Erweiterungen der Skigebiete im Pitztal und im Kaunertal (ORF-Bericht vom 17.2.2023) sowie die Erweiterung des Wasserkraftwerks Kaunertal. Sie dringen in bislang unerschlossene Gebiete und Geländekammern vor, zerstören Gletscher und Moorflächen.

 

Ein solches Ruhegebiet hat „neben dem Schutz der Natur auch die Erholung in der freien Natur zum Ziel“ (Land Tirol); infrastrukturelle Erschließungen wie Seilbahnen oder Straßen sind dort nicht zulässig. „Als einzige Maßnahme mit einem endgültigen Lösungscharakter hat die Unterschutzstellung besonders hochwertiger Flächen als Ruhegebiet in Tirol einen hohen Stellenwert in Landesentwicklung und Umweltpolitik“, erklärt Andreas Schieder, Bundesvorsitzender der Naturfreunde Österreich.

 

Ausbau von Schigebieten in Zeiten des Klimawandels

Für die Naturschutzverbände ist eine Neuerschließung von Gletscherflächen in der heutigen Zeit nicht vertretbar. Die Klimakrise setzt den Gletschern zu: Milde und niederschlagsarme Winter bedeuten, dass sie im Sommer kaum Schutz haben – sobald der Schnee weggetaut ist, schmilzt das Eis.

 

https://news.pro.earth/2022/10/17/klimawandel-zeigt-starke-auswirkungen-in-den-alpen/

„Die Gletscherzungen ziehen sich im Schnitt jedes Jahr um 20 bis 30 Meter zurück, und auch die Dicke nimmt ab“, weiß Stierle. „Durch die ständigen Landschaftsveränderungen wäre es mit dem Liftbau nicht getan. Jeden Sommer wären dann unter anderem Planierungsarbeiten im Gletschervorfeld nötig, um eine Pistenpräparierung und Skibetrieb im Winter überhaupt zu ermöglichen. Dann heißt es Dauerbaustelle statt Naturerlebnis“.

 

https://news.pro.earth/2022/11/28/der-sterbende-winter-in-den-alpen/

Dasselbe Problem trat schon bei den alten Planungen zum Zusammenschluss zu Tage: Innerhalb des Planungszeitraums (2015 bis 2019) haben sich die Gletscherflächen so stark zurückgezogen, dass die ursprünglich angedachten Pistenflächen und Skiwege nicht mehr realisierbar waren.

 

Naturnaher Tourismus

Nachhaltiger, zukuftsweisender, naturnaher Fremdenverkehr wird durch die Mega-Projekte massiv bedroht. DAV-Präsident Roland Stierle: „Der Ausbau soll weitere Geländekammern für den Alpinski-Tourismus erschließen und damit einen wichtigen Stützpunkt für naturverträglichen Bergsport zerstören.“

 

Unser pro.earth.Fazit: Diese Ausbaupläe wirken metaphorisch gesehen wie die heftigen Ruderbewegungen eines in Treibsand versinkenden Menschen. Diese verzweifelten Bewegungen führen dazu, dass derjenige schneller untergeht und sich jeglicher Lösung verschließt.

 

Weiterführender Link:

Presseaussendung Naturfreunde

 

Bild © Vincent Sufiyan/WWF

Bauarbeiten am Pitztaler Gletscher