Wo man den Hebel ansetzen muss
Der Earth Overshoot Day letzte Woche in Österreich hat gezeigt, dass wir noch lange nicht am richtigen Weg zur massiven Reduktion von Treibhausgasemissionen THG sind. Laut Umweltbundesamt zählen die Sektoren Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft zu den größten Verursachern der THG-Emissionen, wobei der Verkehr das Hauptproblem ist.
Die Gesamtemissionen dieser Sektoren im Überblick (2021)
- Energie und Industrie – 34,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent
- Verkehr – 21,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent
- Gebäudesektor – 9,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent
- Landwirtschaft – 8,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent
- Abfallwirtschaft – 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent
- Fluorierten Gase – 1,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.
Räumlich gesehen sind große Städte wie Wien THG-Hotspots, was an der großen Menschenanzahl auf engem Raum liegt. Pro Kopf gesehen führt Oberösterreich mit 29% vor Niederösterreich und der Steiermark, was auch mit der Anzahl an großen Industriebetrieben korreliert.
Vor allem der Verkehrssektor mit einer Steigerung von 57% an Treibhausgasausstoß in den letzten 30 Jahren ist das größte Problemfeld.
Dabei wäre es so einfach
Maßnahmen, die den THG im Verkehrssektor einschränken könnten, sind laut Umfragen in der Bevölkerung nicht sehr beliebt. So sprechen sich rund 61% der Bevölkerung gegen das viel diskutierte Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen aus, so eine Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Wiener Städtischen Versicherung. Dieses Tempolimit hätte einen großen Effekt, so das Umweltbundesamt: „Weniger Schadstoffe, weniger Treibstoffverbrauch, weniger Lärm und mehr Verkehrssicherheit: Pro gefahrenem Kilometer emittiert ein PKW bei Tempo 100 statt Tempo 130 im Schnitt um 49,7% weniger Stickoxide und um 34,2% weniger Feinstaub. Zusätzlich reduziert man durch die niedrigere Geschwindigkeit die CO2-Emissionen um rund 23% und spart damit ebenso viel Treibstoff.“.
https://news.pro.earth/2023/01/27/groessere-co2-einsparung-durch-tempolimit-laut-neuer-studie/
Mitbestimmen lassen
„Wenn sich die Leute eingebunden fühlen, dann schlagen sie diese Maßnahme selbst vor, wie der Klimarat gezeigt hat. Aber wenn nicht, dann wird es als Bevormundung wahrgenommen. Angst vor einer klimagerechten Politik ist dort verbreitet, wo die Menschen das Gefühl haben, die Entscheidungen werden weit weg von ihrer Lebensrealität getroffen.“, sagt Marianne Penker, Professorin für Landsoziologie am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, die Beraterin des Klimarates letztes Jahr war, in dem 100 zufällig ausgewählte Menschen aus Österreich letztes Jahr eingeladen waren, Empfehlungen zur Klimapolitik abzugeben.
Bodenversiegelung ist großes Aufgabengebiet
Neben den THG ist auch der Verbrauch und die Zerstörung natürlicher Ressourcen Teil der Berechnung des Earth Overshoot Days, dazu zählt auch die Bodenversiegelung. Österreich nimmt traurigerweise in der EU den ersten Platz beim Flächenversiegeln ein.
Statistisch gesehen haben wir am 21.März 2023 das offizielle „Nachhaltigkeitsziel“ von maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag für das gesamte Jahr 2023 bereits überschritten, schreibt WWF Österreich. Wir liegen momentan bei 11,3 Hektar Bodenverbrauch pro Tag, das ist mehr als das Vierfache über dem “Nachhaltigkeitsziel”. Der WWF rief eine eigene Petition „Natur gegen Beton“ ins Leben und kämpft seit Jahren gegen die fortschreitende Betonisierung unserer Böden.
„Die Konkurrenz um Fläche wird noch größer werden, denn auch die Transformation Richtung Klimagerechtigkeit braucht Fläche für die Produktion von erneuerbarer Energie und Biomasse.“ meint Penker und fordert bundesweit strengere Vorgaben, um die Flächenversiegelung einzudämmen.
Unser Motto ist wieder einmal gefordert: #handelnstattreden
https://news.pro.earth/2023/04/06/heute-haben-wir-in-oesterreich-also-die-ressourcen-die-wir-fuer-das-jahr-zur-verfuegung-gehabt-haetten-verbraucht/
Weiterführende Links:
Umweltbundesamt zum Thema Flächenversiegelung
