Klimawandel und Wissenschaftsskepsis – ein Duo Infernal

Ausgedünnte Wissenschaftsredaktionen, Bildungslücken und massives Lobbying bewirken allerdings eine massive Wissenschaftsskepsis, die eine schlechte Grundlage für Klimaschutz in der Gesellschaft bietet.

Helga Weisz vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist überzeugt, dass dem auf verschiedenen Ebenen entgegengewirkt werden muss.

„Wir leben in einer Welt, die vielfältig von hochkomplexen technischen Bedingungen abhängig ist, die letztendlich alle auf Wissenschaft beruhen. Wenn es dafür kein Grundverständnis gibt, dann ist das ein großes Problem“, so Helga Weisz.

Die Komplexität der Sachverhalte rund um Klimawandel und Klimaschutz passen einfach nicht in eine mediale Landschaft , „wo man Dinge verkürzt, um Aufmerksamkeit buhlt und die Geschäftsmodelle in den vergangenen zwei Jahrzehnten erodiert sind“.

Die mediale Berichterstattung kommt zu kurz, weil die Etats für den Wissenschaftsjournalismus sinken.

„Letztendlich kostet das Geld, aber dieses Geld ist gut investiert, genauso wie es in Bildung gut investiert ist“, erklärte die Expertin, die das FutureLab „Social Metabolism & Impacts“ am PIK leitet.

Hochqualitativer Journalismus trägt ja auch zur Bildung der Gesellschaft bei.

 

Lobbying macht skeptisch

Ohne fundamentaler Umstellung vieler wirtschaftlicher Bereiche ist echter Klimaschutz nicht möglich. Allen voran der Bereich Energiesysteme – dies bedeute auch „eine riesige Verlagerung von Vermögen und Gewinnchancen von einem Teil der Wirtschaft, der die vergangenen 100 Jahre davon extrem profitiert hat und damit politisch Einfluss nehmen kann, auf andere“.

Diese Bewegung oder Kippung des Systems rufe massive Lobbying-Aktivitäten hervor, was wiederum viel zur Wissenschaftsskepsis beitrage.

„Man muss klarstellen, dass wichtige Akteure ihr Geschäftsmodell verlieren und aus dieser Richtung großer Widerstand kommt, während viele andere und vor allem künftige Generationen davon profitieren werden“, so Weisz.

 

Das Problem hat mehr als zwei Seiten

Laut Helga Weisz sind einzelne technische Lösungen, die in der Öffentlichkeit als Lösung des Klimaproblems präsentiert werden nichts als eine gefährliche Vereinfachung der Sachlage.

So einfach wie die Botschaft mancher Politiker klingt, ist es nicht:

„Diese Botschaft lautet, dass sich für den Einzelnen gar nichts ändern muss. Wir stellen einfach die Technik um und alles geht so weiter wie bisher. Das ist natürlich vollkommen falsch und leitet in die Irre“, stellte Weisz klar.

Die Zusammenhänge des wirklich großen Themas müssten auch kommuniziert werden. Das Schlechteste ist nun sicherlich die Vereinfachung zum vermeintlichen Wohl des Lesers bzw. des potentiellen Wählers.

 

“Katastrophenmüdigkeit“

Klimaschutz hat in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal Konjunktur und tritt dann wieder in den Hintergrund.

Kein Thema kann in unserer schnelllebigen Zeit kurzer Aufmerksamkeitsspannen so lange oben gehalten werden.

„Jetzt haben wir Inflation und Krieg in der Ukraine und das ist Top-Priorität. Man könnte aber kommunizieren: Ja, die hohe Inflation gibt es und dann ist sie wieder weg, aber der Klimawandel geht nicht weg“, so Weisz.

So ist es leider.