EU: Erstes weltweites Gesetz zum Stopp von Entwaldung tritt in Kraft

Heute, am internationalen Tag der Tropen, tritt das neue EU-Waldschutzgesetz in Kraft. Mehr als zwei Jahre kämpften NGOs in der europaweiten Kampagne #Together4Forests  dafür. Viele sehen darin einen historischen Meilenstein auf dem Weg zu einem besseren Schutz der Wälder. Denn es ist das weltweit erste Gesetz, das den Handel mit Produkten aus Waldzerstörung verbietet.

 

Gleichzeitig weist die Menschenrechtsorganisation Südwind darauf hin, dass noch viel zu tun bleibt. Denn nun sind Österreich und die anderen Mitgliedsstaaten an der Reihe. Südwind appelliert an den zuständigen ÖVP-Land- und Forstwirtschaftsminister Norbert Totschnig, für eine wirksame Einhaltung und Durchsetzung der Verordnung zu sorgen. „Die Lücken der EU-Holzhandelsverordnung müssen uns eine Lektion sein: Ohne strenge Kontrollen kein wirksames Gesetz“, sagt Joachim Raich, Südwind-Waldschutzexperte. „Um endlich effektiv gegen illegale Importe aus zerstörten Waldgebieten vorzugehen, braucht es jetzt ausreichende Mittel für strenge Kontrollen und abschreckende Strafen bei Verstößen.“

 

Die Ist-Situation

Laut einem WWF-Report ist die EU nach China der weltweit größte Importeur von Produkten, die mit Regenwaldzerstörung in Verbindung stehen.  So war die EU im Jahr 2017 für 16% der Regenwaldabholzung verantwortlich. Alle zwei Sekunden wird Wald in der Größe eines Fußballfeldes zerstört, schreibt Greenpeace. 90 Prozent der dadurch entstehenden Flächen werden für den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten wie Palmöl, Kakao, Fleisch, Holz, Kautschuk oder Soja oder die Gewinnung von Bodenschätzen genutzt.

 

Gesetz als Trendwende

„Das neue EU-Waldschutzgesetz könnte eine Trendwende beim Schutz der Wälder einleiten. Aber auch das beste Gesetz ist nur so viel Wert wie seine Durchsetzung “, sagt Raich. „Unabdingbar ist aber auch der Schutz der Menschenrechte. Vor allem indigene Gruppen, deren Lebensgrundlage die Wälder sind, sind besonders betroffen. Hier muss das Gesetz in Zukunft noch nachgeschärft werden.“

 

https://news.pro.earth/2022/12/13/eu-importverbot-fuer-mehr-regenwaldschutz/

 

Kritik an der neuen Verordnung

Der größte Kritikpunkt seitens vieler NGOs wie WWF, Südwind und Greenpeace ist die Tatsache, das andere waldähnliche Ökosysteme wie zum Beispiel der artenreiche Cerrado in Brasilien nicht miteinbezogen wurden. “Werden andere Ökosysteme wie Savannen und Feuchtgebiete nicht möglichst bald in der Verordnung berücksichtigt werden, droht ihre Zerstörung umso schneller voranzuschreiten.” warnt Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens .

 

Weiterer Fahrplan

Nach dem heutigen Inkrafttreten haben Unternehmen 18 Monate Zeit sich auf das EU-Waldschutzgesetz vorzubereiten. Erst dann wird es auf sie anwendbar sein. Ab dem Zeitpunkt gilt ein Importverbot auf eine Reihe von Erzeugnissen wie zum Beispiel Sojafuttermitteln, Palmöl, Rindfleisch, Leder, Holz, Kakao und Kaffee, die auf Flächen produziert worden sind, die nach dem 31. Dezember 2020 entwaldet worden sind. Die nationalen Kontrollbehörden müssen ebenfalls nach 18 Monaten mit der Durchsetzung beginnen. Bis dahin müssen deren Kompetenzen und Ressourcen aufgebaut sein.

 

Unser pro.earth. Fazit:

Wir freuen uns auf dieses Gesetz, denn es ist neben einem Meilenstein auch ein Leuchtturm. Wir wünschen uns eine effektive Umsetzung auf nationaler Ebene inklusive scharfer Kontrollen, damit es kein zahnloser Tiger wird. Wir erhoffen uns dadurch, dass Unternehmen gezwungen sind nachhaltiger zu agieren und die massive Attacke auf so viele Ökosysteme entschärft wird. Klingt nach einem hehren Wunsch.