Die Jugend ist nicht mehr das, was sie einmal war – oder doch?

Die Klimakrise stürzt die Welt in eine Stimmung, wie sie noch nie da war. Die Zukunft ist weniger einzuschätzen als je zuvor. Was macht das mit der Jugend?

Diffuse Ängste und düstere Zukunftsvisionen versus Zweckoptimismus und Aktivismus – die Soziologin Reingard Spannring hat sich bei einer Gruppe junger Menschen umgehört, wie es ihnen mit ihrer Zukunft in Zeiten der Erderwärmung denn so geht.

Rund 30 Innsbrucker Oberstufenschüler*innen wurden befragt, es handelt sich also um keine repräsentative Studie.

Das auf diesem Weg gezeichnete Stimmungsbild deckt sich interessanterweise durchaus mit internationalen Studien, so die Soziologin und präsentierte es auf der Tagung „Jugend in Zeiten von Krisen“ in Innsbruck.

 

Jugendkultur und Klimaschutz – wie soll das zusammenpassen?

Auf der einen Seite sind viele junge Menschen von diffusen Zukunftsängsten geplagt, da die Entwicklung des Klimas und damit auch des eigenen Lebens nicht einzuschätzen ist.

Auf der anderen stecken Jugendliche in den Idealen der Konsum- und Wegwerfgesellschaft fest, die durch die allgegenwärtigen Sozialen Medien auch noch befeuert wird.

Ihnen ist die Notwendigkeit zum klimabewussten Verhalten bewusst, doch gesellschaftlich ist das nicht so leicht durchzuführen.

„Das ist so ein bisschen der Konflikt zwischen dem, was sie als vernünftig erachten und machen wollen, und den gesellschaftlichen Bedingungen, die sie ja doch immer wieder in die traditionellen kulturellen Praktiken hineinziehen und sie dort festhalten“, fasst Reingard Spannring diese Ambivalenz zusammen.

Über Konsequenz und Frust

Der Verzicht auf Flugreisen, Fleisch oder Autos ist für die junge Generation leichter als für die ältere, dennoch sind sie von einer Ohnmacht befallen, „weil sie wissen, dass sie alleine mit ihrem Verhalten das Problem nicht lösen können, sondern dass es globale Lösungen und Veränderungen braucht“, so Spannring.

Je höher der Bildungsgrad und je urbaner die Lebensbedingungen, desto eher werden Jugendliche zu Klimaaktivisten oder zumindest zu klimabewussten Menschen, das zeigt auch eine Studie der Soziologin Natalia Wächter von der Uni Graz, auf die Spannring verweist.

Solidarität hilft

Sich einer Klimabewegung anzuschließen, hilft oft sehr, das Gefühl der Ohnmacht zu bekämpfen und ins Tun zu kommen und abgesehen vom gesamtgesellschaftlichen Nutzen, hilft Aktivität auch der Seele.

 

Optimismus und Klimawandel?

Junge Menschen begreifen das Problem Klimawandel durchaus differenziert.

Eine Schülerin habe etwa gesagt, die Situation sei in gewisser Weise vergleichbar mit Pandemie, wo man auch am Anfang nicht gewusst hat, wie man das Problem lösen könnte und wie man sich verhalten sollte. „Wir mussten Schritt und Schritt lernen, damit umzugehen. Und genauso ist es beim Thema Klimawandel. Es ist etwas, was die Gesellschaft als Ganzes herausfordert, Schrittchen für Schrittchen zu lernen, wie wir damit umgehen sollen“, fasst Spannring die Schülerin zusammen.

Grundsätzlich ist durchaus eine Tendenz zum Optimismus erkennbar, ein von der Gesellschaft gebautes Fundament wäre allerdings eine gute Basis dafür – damit er auch begründet ist. 💚