Urban Farming – wir steigern unsere Lebensmittelversorgung

2050 werden mehr als 70% der Weltbevölkerung in städtischen Ballungszentren leben. Dies stellt die Nahrungsmittelversorgung vor immense Aufgaben. Gab es eine Zeit lang Trends Richtung Auflösung der städtischen Lebensmittelversorgung, was sich zum Beispiel im Niedergang vieler städtischer Gemüsegärtnereien und der Zubetonierung ehemaliger urbaner Anbauflächen zeitigte, entstehen weltweit immer mehr Urban Farming Initiativen. Inwieweit diese die Nahrung der Zukunft sichern werden, lässt sich noch nicht ablesen.

 

Was versteht man darunter?

Eine allgemeine Definition konnten wir nicht finden, aber prinzipiell allen gemeinsam ist die Tatsache, dass es sich dabei um alternative Formen der Lebensmittelerzeugung im städtischen Umfeld  handelt und Projekte aus den Bereichen Gartenbau, Sonderkulturen, Ackerbau, Nutztierhaltung, Aquakultur, Aquaponik, Vertical Farming oder städtische Imkerei umfasst.

Das Löwenzahn-Magazin schreibt zum Beispiel: „Urban Farming (dt. urbane Landwirtschaft) bezeichnet das Gärtnern in Städten, und zwar in größerem Stil. Es geht also darum, Nutz- und Zierpflanzen innerhalb von Städten anzubauen, dort zu verwenden oder zu vermarkten. Zu dem Konzept zählt aber auch die Tierhaltung, z. B. die Haltung von Geflügel oder urbane Imkerei.

Klingt nach einer neuen Idee, ist es aber nicht: Bis ins 19. Jahrhundert hinein war es ganz normal, dass Gemüse, Obst, Kräuter und Blumen in den Städten angepflanzt wurden.“ Dies geschah sowohl in den eigenen Gärten, als auch  kommunalen Gärten, Schrebergärten oder anderen Flächen in der Stadt.

 

Schlagworte sind:

  • Gemeinschaftsgärten
  • Solidarische Landwirtschaft
  • Vertical Farming
  • Dachgärten
  • Aquaponik (siehe Foto)
  • Indoor-Farming
  • Agrar-Hochhaus (Plantscraper)

 

Abgrenzung zu Urban Gardening

Bei Urban Farming geht es darum, die städtische Bevölkerung zu versorgen, bei Urban Gardening darum, sich selbst zu versorgen.

 

Die positiven Effekte

  • Die Selbstversorgungsrate der Stadt wächst und damit die Ernährungssouveränität
  • Gemeinschaftsgärten fördern das Miteinander und stärken das Nachbarschaftsgefüge
  • Menschen lernen viel über Pflanzen und Anbaumethoden und entwickeln dadurch ein besseres Verständnis zu natürlichen Abläufen
  • In einigen Projekten wird den Bewohner*innen eine Teilnahme an städtischer Entwicklung ermöglicht
  • Viele Projekte stellen Nahrungsmittel möglichst nachhaltig her
  • Durch Nutzung brachliegender Flächen erhöht sich auch die Artenvielfalt, zum Beispiel bei Insekten
  • Die neuentstehenden Grünflächen binden CO2
  • Kurze Transportwege vom Anbaugebiet zu den Abnehmer*innen

 

Risiken des Urban Farmings

Wie jedes Konzept kann auch dieses missbräuchlich verwendet werden. So gibt es zum Beispiel in China „Schweinehochhäuser“, also riesige Massentierzuchtbetriebe, die ebenfalls unter dem Begriff Urban Farming laufen, aber das Konzept einer ökologischen, nachhaltigen Bewirtschaftung konterkarieren. Auch ist das Vertical Farming, das „indoor“ durchgeführt ist, meist nicht nachhaltig, benötigt es doch viele Energieressourcen – sowohl beim Bau als auch beim Betrieb.

 

Gelungene Beispiele

Der Prinzessinnengarten in Berlin

Dieses Projekt zeigt den starken gemeinschaftlichen Charakter des Urban Farmings. Auf knapp 6.000 Quadratmetern wurde im Berliner Stadtteil Kreuzberg-Friedrichshain eine stillgelegte Brachfläche rekultiviert und dient seit 2009 als öffentlicher Garten, bei dem jede*r mitmachen kann. Seit 2020 geht der Prinzessinnengarten neue Wege und ist auf einen neuen Standort in Berlin-Neukölln umgezogen, auf das Gelände eines Friedhofes. Das Urban Farming Kollektiv beinhaltet neben der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung von Agrarflächen u.a. auch ein Café und viele Bildungsmöglichkeiten.

 

Urban Farming in Wien: die City Farm

Mitten in Wien, im Augarten Park, wachsen Gemüse und Obst in nachhaltiger Bewirtschaftung. Die City Farm ist eine zukunftstaugliche, ressourcenschonende und krisensichere Landwirtschaft mit einer Frischgemüseversorgung zu jeder Jahreszeit und bietet auch viele praktische Gartenworkshops, spannende Führungen durch den Vielfaltsgarten und Gemüseraritätenverkostungen an.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Die Urban Farming Projekte sind auf jeden Fall eine Bereicherung der städtischen Infrastruktur und bieten – je nach Ausprägung – verschiedene Vorteile. Besonders Gemeinschaftsgärten, die ökologisch bewirtschaftet werden, lassen unser pro.earth Herz höher schlagen. Sie bieten einen Begenungsraum für die Beteiligten, einen ungezwungenen Austausch, ein unkompliziertes Sich-Kennenlernen und lehren viele gute Dinge wie Toleranz und natürlich vermitteln sie auch sehr viel Wissen. Und nicht zu vergessen produzieren sie wunderbare Lebensmittel!