Was ist Mikroplastik genau?

Plastik wird kaum vollständig zersetzt, sondern in immer kleinere Teilchen zerlegt. Bei festen und unlöslichen synthetische Polymeren (Kunststoffen), die kleiner als 5 mm sind, spricht man von Mikroplastik.

 

Arten von Mikroplastik

Man unterscheidet zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik.

Primäres Mikroplastik

Es erfüllt einen bestimmten Zweck und umfasst sogenannte Kunststoffpellets, die von der Industrie zur Weiterverarbeitung hergestellt werden. Feines Plastikgranulat und flüssiges Plastik findet Anwendung in der Kosmetikproduktion. Zu finden sind sie beispielsweise in Peelings oder als Massageperlen in Duschgels, aber zum Beispiel in flüssiger Form auch als Bindemittel. Darüber hinaus wird es in Farben, aber auch bei Düngemitteln oder im Aufbau von Kunstrasen eingesetzt.

 

Sekundäres Mikroplastik

Dieses entsteht durch Zerfall  zum Beispiel durch Sonneneinstrahlung, Wind und Wellen und/oder Abrieb. Dazu zählen:

  • Waschen von Textilien
    • pro Waschgang entstehen bis zu 500.000 Mikroplastikpartikel! (Eine Fleecejacke verliert zB bis zu 3.000 Partikel)
    • Können in Kläranlagen nicht ausgefiltert werden – sammeln sich sowohl im Klärschlamm an als auch im Wasser, das dann wiederum in Flüsse und Meere gelangt und auch auf unsere Felder
    • 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer stammt vom Faserabrieb der Textilwäsche
  • Reifenabrieb
  • Absplittern von Farbe
  • Zuschnitt von Dämmmaterial
  • Littering (achtloses Wegwerfen in der Umwelt) und vieles mehr

 

Verteilung von Mikroplastik in der Umwelt

Über unsere Abwässer und die Kanalisation gelangt Mikroplastik in unser Klärsystem und von dort aus in Flüsse, Seen und die Meere. Durch die Ausbringung des Klärschlamms auf die Felder gelangt es besonders in unsere Böden.

Auch in Flüssen und Seen konnten es Forscher*innen bereits nachweisen. So wurden in der Donau stellenweise mehr Plastikpartikel als Fischlarven gefunden werden und  bei einer Untersuchung zehn britischer Flüsse wiesen Wissenschafter*innen aus Manchester mehr als eine halbe Million Plastikpartikel pro Quadratmeter Flussbett nach!

Auch die weltweite Fischerei trägt zur Problematik besonders durch Netze (sogenannte Geisternetze) und Seile, die von den Fischenden im Meer entsorgt werden, bei.

Die Partikel werden auch über die Luft transportiert und anschließend durch Schnee wieder ausgewaschen werden, wie eine Studie des Alfred Wegener Instituts (AWI) nahelegt. So wurden in Schneeproben aus Deutschland, den Schweizer Alpen und der Arktis äußerst hohe Konzentrationen gemessen. In der Zwischenzeit überall auf unserem Planeten nachweisen. Auf den höchsten Bergen ebenso wie im Ewigen Eis und den entlegensten Wüsten.

Über Mikroplastik in Lebensmitteln gibt es noch nicht so viele Studien, es konnte jedenfalls bereits in Salz, Muscheln und Fischen nachgewiesen werden.

 

Magnet für Giftstoffe

Der BUND schreibt zum Thema, dass aufgrund seiner Oberflächenbeschaffenheit Mikroplastik wie ein Magnet für Umweltgiftstoffe wirkt und diese anzieht.“Diese befinden sich im Wasser und reichern sich auf der Kunststoffoberfläche an. Hier lassen sich hundertmal höhere Konzentrationen als im Meerwasser messen. Die Kunststoffe werden dann samt Schadstoffen von den Meeresorganismen aufgenommen: Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen, die es passiv oder mit ihrer Nahrung aufnehmen. Im Magen-Darm-Trakt können diese Schadstoffe wieder freigesetzt werden und Einfluss auf den Organismus nehmen.“ so der BUND weiter.

 

Plastikpartikel im menschlichen Körper

Nicht nur das, wir haben es auch in unseren Körpern. In menschlichem und tierischem Blut konnte Mikroplastik nachgewiesen werden. Und auch in Muttermilch. Ob es die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, ist aktuell wissenschaftlich noch nicht belegt. Quarks schreibt dazu, dass „Beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin geht man aber davon aus, dass Mikroplastik-Partikel, deren Durchmesser größer als zwei Mikrometer ist, weder über den Darm noch über die Blut-Hirn-Schranke aufgenommen werden können. “

 

Die Langzeitfolgen für unseren Körper sind noch nicht ausreichend untersucht. Dies befindet sowohl das BfR als auch die WHO, die auch meint, dass von der derzeitigen Mirkoplastik-Konzentration in Trinkwasser allerdings auch keine Gefahr ausgehe (Stand 2019). Dies kritisiert der Naturschutzbund: „Die WHO-Studie gibt zu früh Entwarnung“, sagt Nadja Ziebarth vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND).

 

„Gesunde Haut oder Schleimhaut stellt tatsächlich eine recht effiziente Barriere gegenüber größeren Teilchen dar“, meint dazu Hanns Moshammer, Fachgebietsleiter Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health von der Medizinischen Universität Wien: „Forschungsbedarf besteht noch zum Barriereverhalten von erkrankter Haut oder Schleimhaut – zum Beispiel nach Verletzungen und Entzündungen.“