Wir bewegen uns in Richtung planetarer Belastungsgrenzen

Wir beuten unseren Planeten seit Generationen aus – das kann nicht ewig so weitergehen, das ist spätestens seit einer neuen, alarmierenden Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK) wissenschaftlich bewiesen. Von neun definierten planetaren Belastungsgrenzen sind sechs bereits überschritten, zum Teil deutlich.

 

„Wir können uns die Erde als einen menschlichen Körper vorstellen und die planetaren Grenzen als eine Form des Blutdrucks. Ein Blutdruck von über 120/80 bedeutet zwar nicht, dass ein sofortiger Herzinfarkt droht, aber er erhöht das Risiko“, erläutert Erstautorin Katherine Richardson.

 

Wie sind die planetaren Grenzen definiert?

Definiert wurden die Belastungsgrenzen erstmals 2009 um einen halbwegs gesicherten Handlungsraum für die Menschheit abzustecken.

Um das zu erreichen wurden die Hauptthemen in neun Punkten formuliert.

 

Welche Grenzen sind überschritten?

Die Grenze der Globalen Erwärmung des Planeten ist deutlich überschritten

Artenvielfalt ist die Versicherung des Systems, die etwaige Störungen ausgleichen kann – je dünner sie wird, umso kleiner wird der Spielraum. Aufgrund von Artensterben unter anderem durch die Zerstörung von Lebensräumen ist auch die Grenze der Überlastung der Biosphäre überschritten.

„Neben dem Klimawandel ist die Funktionsfähigkeit der Biosphäre die zweite Säule der Stabilität unseres Planeten“, sagt Co-Autor Wolfgang Lucht vom PIK. „Und wie beim Klima destabilisieren wir derzeit auch diese Säule.“

Die Grenze des Einbringens neuartiger Stoffe in die Umwelt, also den Eintrag vom Menschen erzeugter chemischer Verbindungen wie Mikroplastik, Pestiziden oder Atommüll, ist ebenfalls überschritten.

Auch die Grenze des Verbrauchs von Süßwasser ist erreicht.

 

Wo ist noch Spielraum?

Die Aerosolbelastung der Atmosphäre ist gerade noch im grünen Bereich.

Die Partikelverschmutzung der Atmosphäre befindet sich, auch wenn Grenzwerte regelmäßig in einigen Regionen wie etwa Südasien überschritten werden, innerhalb der definierten Grenzen.

Das gilt ebenso für die Ozeanversauerung wie für den Ozonabbau in der oberen Atmosphäre.

Genau dieser Punkt gibt Hoffnung, denn in den 1990er Jahren wurden mit dem Abbau der Ozonschicht die Grenzwerte überschritten. Hier halfen globale Initiativen, die das durch einen Schulterschluss bei großen politischen Entscheidungen eindämmen konnten.

 

Wenn die Grenze überschritten ist

Das Studienteam betont, dass es in einigen Bereichen möglich ist, die Lage zu verbessern.

Sollten wir es zum Beispiel schaffen, den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu begrenzen und den Bestand des tropischen und des borealen Waldes nicht unter 60 Prozent der ursprünglichen Bewaldung sinken zu lassen, könnte die Erderwärmung tatsächlich noch deutlich gebremst werden:

„Dann deutet die Simulation auf einen durchschnittlichen Temperaturanstieg über dem Land von 1,4 Grad bis zum Jahr 2100 hin“, heißt es.

Es gibt allerdings auch etliche Experten, die das Erreichen des 1,5 Grad-Zieles, im Vergleich zur vorindustriellen Phase, für nicht mehr realistisch.