Kann der Bausektor klimaneutral werden?

Laut einem Bericht des UNO-Umweltprogramms (UNEP) und des Zentrums für Ökosysteme und Architektur (CEA) der US-Universität Yale sollte das bis 2060 weltweit möglich – und notwendig sein. Aber nur dann, wenn Material gespart wird. Baustoffe wie Beton und Stahl müssten klimafreundlicher hergestellt und außerdem mehr nachwachsende Rohstoffe genutzt würden.

 

Täglich entstehen weltweit so viele neue Gebäude, dass alle fünf Tage eine Stadt in der Größe von Paris aus dem Boden gestampft werden könnte – das besagt der soeben veröffentlichte Bericht.

37 Prozent des CO2-Ausstoßes weltweit gehen auf die Kappe der Bauwirtschaft.

„Bis vor Kurzem wurden die meisten Gebäude aus lokal gewonnener Erde, Stein, Holz und Bambus gebaut. Doch moderne Materialien wie Beton und Stahl vermitteln oft nur die Illusion von Dauerhaftigkeit, landen meist auf Mülldeponien und tragen zur wachsenden Klimakrise bei“, erklärte die Direktorin der UNEP-Abteilung Industrie und Wirtschaft, Sheila Aggarwal-Khan.

 

Nutzholz, Biomasse und Bambus aus nachhaltiger Herkunft wären mögliche biologische Rohstoffe.

Beton, Stahl oder Glas müsste zumindest klimafreundlicher produziert werden.

 

Wiederverwendung

Der Trend müsste weg von Neubauten und hin zur Nutzung von vorhandener Bausubstanz gehen. Die Überlegung geht so weit, dass man beim Neubau von Gebäuden bereits über ihre Weiterverwendung oder Zerlegung nachdenken sollte.

 

Was ist der größte Brocken?

Die Produktion von Beton, Stahl und Aluminium ist für fast ein Viertel (23 Prozent) der Emissionen verantwortlich.

Allein der Betonverbrauch hat sich in den letzten 65 Jahren verzehnfacht.

Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2060 bei Beton zu erreichen, müsste der am meisten für die Produktion verwendete Portlandzement ersetzt werden – am besten durch regional verfügbare Alternativen aus landwirtschaftlichen Nebenprodukten, Forst oder Industrie.

 

CO2-Vermeidung

Bis jetzt war sie erst nach Fertigstellung eines Gebäudes ein Thema. Nutzung und Installation erneuerbarer Energiequellen und Minimierung des Energieverbrauchs standen im Fokus. Dabei ist die Branche auf einem sehr guten Weg.

Während der Bautätigkeit allerdings steigt der CO2-Ausstoß in schwindelnde Höhen.

 

Wie könnte eine Lösung aussehen?

„Unsere beste Hoffnung auf eine radikale Dekarbonisierung“, meinen die Autoren und Autorinnen, sei die Nutzung von Biomaterialien wie Bambus und Holz, sowie landwirtschaftlichen Nebenprodukten.

Die Nutzung von Baumaterialien, die selbst Kohlendioxid speichern, könnten Gebäude demnach in Zukunft sogar CO2-negativ werden – unvorstellbar, aber rechnerisch möglich, wenn sie in ihrer Entstehung mehr CO2 einsparen als ausstoßen.