Hunger und Armut nehmen rasant zu

Heute ist der Welternährungstag. Nach Jahren des Rückgangs nehmen Armut und Hunger wieder zu, und das rasant. Im vergangenen Jahr hungerten weltweit 122 Millionen Menschen mehr als vor der Coronapandemie. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Auswirkungen des Klimawandels befeuern diese erschreckende Trendwende. Die Lebensgrundlagen besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen sind weltweit bedroht. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit reagiert mit aufgestockten Mitteln und Lösungsansätzen, die ganzheitlich greifen.

 

Am 16. und 17. Oktober rücken der Welternährungstag und der Internationale Tag für die Beseitigung der Armut die Menschen, die hungern, unterernährt sind und in Armut leben, in den Fokus. Die Zahlen rütteln wach:

  • Hunger: Laut Welternährungsorganisation sind aktuell bis zu 783 Millionen Menschen – knapp jede*r Zehnte – von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen.

 

  • Armut: Gleichzeitig könnten Prognosen der Weltbank zufolge im Jahr 2030 immer noch 7 Prozent der Weltbevölkerung – an die 600 Millionen Menschen – in extremer Armut leben. Sie haben täglich nur 2,15 US-Dollar zur Verfügung.

 

  • Zwar erholt sich die globale Wirtschaft seit dem Ausbruch von COVID-19 langsam wieder – 2022 ist die Anzahl hungernder Menschen im Vergleich zum Vorjahr der Welternährungsorganisation zufolge um 3,8 Millionen gesunken.

 

  • Dennoch geben die jüngsten Zahlen keinen Grund zur Entwarnung: 2022 litten immer noch 122 Millionen Menschen mehr als vor der Coronapandemie Hunger.

Krisen, Kriege, Klimawandel


Infografik: Welthunger-Index 2023: Ernste Hungerlage in 43 Ländern | Statista

Der Welthunger-Index stuft die Hungerlage 2023 in 43 Ländern als “(sehr) ernst” ein. Wie die Statista-Grafik veranschaulicht, betrifft das vor allem Länder in Südasien und Subsahara-Afrika. Die höchsten Indexwerte weisen Burundi, die Zentralafrikanischen Republik, die Demokratischen Republik Kongo, Lesotho, Madagaskar, Niger, Somalia, Südsudan und Jemen auf.

In 18 Ländern, die 2015 im Bereich “mäßig” bis “sehr ernst” eingestuft wurden, hat der Hunger 2023 zugenommen. Die Expert:innen schätzen, dass bei aktuellem Tempo bis 2030 ganze 58 Länder das Ziel eines niedrigen Hungerniveaus verfehlen werden.

Corona-Pandemie, gewaltsame Konflikte und etwaige Klimakatastrophen haben den Kampf gegen den weltweiten Hunger zuletzt deutlich erschwert. So blieben beispielsweise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine wichtige Getreidelieferungen an afrikanische Länder aus. Zudem legen instabile klimatische Bedingungen die Agrarwirtschaft in vielen Regionen lahm.

All diese Entwicklungen zusammen führen zu einer immer ernsteren Ernährungssituation. „Wir sind aktuell mit existenziellen Notlagen konfrontiert, die wir in diesem Ausmaß kaum noch erlebt haben. Für die Umsetzung der 17 Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung bedeuten diese Krisen einen herben Rückschlag. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, hier gegenzusteuern. Dafür stehen uns aktuell so viele Mittel wie noch nie zur Verfügung“, betont Dr. Friedrich Stift, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA).

Derzeit fördert die ADA 75 Projekte, die zur Stärkung von Ernährungssicherheit beitragen, mit einem Fördervolumen von insgesamt 155,1 Millionen Euro.

 

Gerechte Verteilung, gleichberechtigter Zugang
Ernährungssicherheit ist eine Frage von gerechter Verteilung und gleichberechtigtem Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen. Sie hängt eng mit dem Zugang zu Wasser und Energie zusammen.

 

Klimafitte Landwirtschaft – Stärkung der Kleinbäuer*innen

Im Vorfeld des Welternährungstages am 16.10.2023 hat der UN-Menschenrechtsrat ein neues Sonderverfahren zur Umsetzung der UN-Erklärung zu Kleinbauern*bäuerinnen (UNDROP) geschaffen. Dies ist ein bedeutender Schritt zur Unterstützung der Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern weltweit. UNDROP wurde im Jahr 2018 verabschiedet und hat das Ziel, deren Rechte zu schützen und zu fördern.Der UN-Menschenrechtsrat bestätigt mit der deutlichen Zustimmung, dass die Bewältigung der globalen Krisen rund um Ernährungssicherheit, Klimawandel, Biodiversität und Ausbeutung der Böden zu einem guten Teil von der Wahrung der Rechte von Kleinbäuer*innen und ihren Gemeinschaften abhängt.

 

Der Schutz kleinbäuerlicher Rechte durch UNDROP ist grundlegend für die Sicherung der Ernährungssouveränität und die erfolgreiche Transformation von Nahrungssystemen in Afrika,

so Million Belay, Koordinator der Alliance for Food Sovereignty in Africa bei seinem Besuch bei der Dreikönigsaktion.

 

Der Schutz von Menschenrechten in kleinbäuerlichen Gemeinschaften trägt direkt zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen in den am stärksten durch Armut, Klimawandel und Biodiversitätsverlust betroffenen Regionen bei. Die Schaffung dieses Sonderverfahrens unterstützt somit auch die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

 

Beispiel Mosambik

So etwa in Mosambik, einem Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und eines der ärmsten Länder der Welt. In der Provinz Sofala unterstützt die ADA Kleinbäuer*innen mit einem Projekt, das landwirtschaftliche Praktiken vermittelt, die den Auswirkungen des Klimawandels trotzen können: Durch minimale Bodenbearbeitung, Gründüngung und Fruchtfolge steigt die Fruchtbarkeit der Felder, das Risiko für die Erosion von Böden sinkt. Gegen Dürre, Krankheiten und Schädlinge resistente Pflanzen sind weniger anfällig für ungünstige klimatische Bedingungen.

 

Und das ist wichtig. Denn von 2017 bis 2020 sind die Maiserträge in Sofala um rund 30 Prozent gesunken. Zurückzuführen ist das auf unregelmäßige Niederschläge und die steigenden Temperaturen. Auch Überschwemmungen kommen immer öfter vor, zerstören Infrastruktur und vernichten ganze Landwirtschaftsgebiete. Das Projekt hilft den Landwirt*innen, ihre Anbaumethoden an diese Veränderungen anzupassen. In Schulungen lernen sie, wie sie Produktion und Absatz steigern können. Wettervorhersagen und Informationen über Preise und Nachfrage helfen ihnen, Entscheidungen darüber zu treffen, wann sie pflanzen und wann und wo sie verkaufen. Insgesamt profitieren 7.800 Menschen von dieser Initiative.