Best Practices als Wegweiser zum Bauen der Zukunft

Klimafreundlich und zukunftsfähig bauen: Schweden strebt beispielsweise konsequent nach „Fossilfreiheit“ in allen Bereichen. Die 2226 GmbH in Lustenau wiederum hat ein Konzept gefunden, wie ein Haus ohne Heizung und Kühlung ein angenehmes Raumklima bieten kann.

 

In Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz lud die Plattform ReConstruct vergangenen Donnerstag zu einer internationalen Expertendiskussion, im Rahmen derer aktuelle Fragen zur nachhaltigen Transformation des Bauens im Fokus standen. Die zentrale Fragestellung war, welche Baukonzepte für die Gesellschaft notwendig sind, um den ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen standhalten zu können.

 

Schweden: Entschlossen zum Ausstieg

Die schwedische Stiftung Mistra Carbon Exit identifiziert die Potenziale in Technik, Wirtschaft und Politik, die mit dem Klima-Ziel Schwedens, bis 2045 die Netto-Nullemission zu erreichen, verbunden sind. Analysiert werden die Lieferketten, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt, inklusive Energiebedarf.

 

CO2 EMISSIONEN SCHON HEUTE HALBIERBAR

„Schon mit aktuell verfügbaren Technologien und Praktiken lassen sich die Treibhausgase bis zu 50 Prozent reduzieren – und diese Rate lässt sich mittelfristig noch steigern.“

Ida Karlsson, Mistra Carbon Exit

Im Jahr 2045 könne nahezu Netto-Null Emissionen erreicht sein. Dies erfordere Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette, wodurch eine große Herausforderung in viele kleine Ansatzpunkte zerlegt werde. Ein besonders wichtiger wäre die Etablierung systematischer Arbeitsmethoden – dazu gehören Klima Aktionspläne und die Einführung eines Carbon Managers, zuständig für den Co2-Haushalt eines Gebäudes.

Außerdem braucht es unter anderem klimaneutralen Zement und Stahl mit Co2-Abscheidung und Elektrifizierung. Die schwedischen Projekte ‚HYBRIT‘ und ‚H2 Green Steel‘ arbeiten derzeit an der Entwicklung von fossilfreiem Stahl.

 

ARCHITEKTUR BIETET LÖSUNGEN: GEBÄUDE MIT MINIMALER HAUSTECHNIK

Wie Energieeffizienz funktionieren kann, zeigte der Bauphysiker Sebastian Nödl. Sein Büro bietet Optimierung durch Unterstützung der Architektur sowie Reduktion der klassischen Haustechnik – ersetzt durch intelligente Software nach dem 2226 Prinzip:

Ein Haus ohne Heizung und Kühlung hält eine angenehme Raumtemperatur von 22 bis 26 Grad. Dazu dienen Frischluft und die Wärme von Menschen und Geräten einerseits sowie ein System von Lüftungsklappen andererseits. Ein Pioniergebäude in Lustenau liefert seit zehn Jahren den praktischen Beweis, dass das Konzept funktioniert. Der jährliche Energieverbrauch ist weniger als ein Drittel dessen, was eine vergleichbare Standardimmobilie benötigt. „2226 steht für ressourcenschonend und reduzierte Kosten – und ist geeignet für Neubau und Gebäudesanierung,“ erklärt Nödl.

Die angewandte Technik sei langlebig und brauche keine Updates.

„Darauf basiert unser Anspruch, auch technisch für einen Zeithorizont von 100 Jahren und mehr zu planen,“ so Nödl, der abschließend an die Politik appellierte: Um innovative Technologie zur Energieeffizienz voranzubringen, braucht es mehr Förderungen sowie vereinfachte und standardisierte Genehmigungsverfahren.

 

Über ReConstruct

Ein sauberer Planet für alle: Das herausfordernde EU-Ziel einer klimaneutralen Gesellschaft bis 2050, zu dem sich Österreich bereits für 2040 bekannt hat, erfordert radikale Veränderungen. Im Fokus stehen dabei Baustoffe, deren Funktionalitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie ein evolutionäres Management. Um all das zu verwirklichen, wurde ReConstruct ins Leben gerufen. Als Forschungsplattform zur Zukunft des Bauens in Partnerschaft von WIFO, Sustainserv Zürich – Boston, Center for European Policy Studies Brüssel, Wegener Center an der Universität Graz, gefördert vom Fachverband Steine Keramik.