Der weltweit erste Solar-Geländewagen, der 1000 km durch die Wüste fährt

Bis dato war es kaum möglich, ein Elektroauto in Gegenden fernab von Lademöglichkeiten zu nutzen. Student*innen der Technischen Universität Eindhoven (TUE) haben mit Partnern gemeinsam das erste geländegängige Solarauto der Welt gebaut und eine Testfahrt durch Marokko bis zur Sahara unternommen. Dabei konnten sie bei sonnigem Wetter Tagesreichweiten von bis zu 700 Kilometer ohne Aufladen zurücklegen.

 

Stella Terra, das „erste solarbetriebene Geländefahrzeug der Welt“ könnte dazu beitragen, abgelegene Gebiete zu erschließen, „in denen die Straßen weniger entwickelt und die Energienetze nicht so zuverlässig sind“, und bei Nothilfe und Lieferungen helfen,  erklärt Thieme Bosman, Event&PR-Manager bei Solar Team Eindhoven.

Entwickelt wurde das Auto von einem 22-köpfigen Student*innenteam im Alter zwischen 21 und 25 Jahren. Um ihre Vision in die Realität umzusetzen, legten sie ihre akademischen Aktivitäten für ein Jahr lang auf Eis und konzentrierten sich voll und ganz auf die abenteuerliche Entwicklung von Stella Terra. Anfang des Monats war es dann soweit und das Team testete das Fahrzeug in Marokko auf Herz und Nieren und legte dabei mehr als 1.000 Kilometer zwischen der Nordküste des Landes und der Wüste Sahara im Süden zurück.

 

 Solar Team Eindhoven presents the world's first off-road solar car: Stella Terra

Bild ©️ STE/Bart van Overbeeke

 

„In Marokko gibt es eine große Vielfalt an Landschaften und unterschiedlichen Oberflächen auf einer relativ kurzen Strecke“, sagt Bosman und fügt hinzu, dass das Auto „auf jeder Art von Oberfläche getestet wurde, auf die ein Auto wie dieses treffen könnte.“ In einem Interview mit The Guardian schwärmte er, dass die Technologie des Stella Terra der aktuell auf dem Markt verfügbaren um etwa 10 Jahre voraus wäre.

 

Alle Teile neu entworfen

Der khakigrüne, 1.200 Kilogramm leichte Geländewagen mit sehr speziellem Design lädt seine Elektrobatterie mithilfe von hocheffizienten Solarzellen auf dem Schrägdach auf, weshalb er auch ohne Ladestationene lange Strecken zurücklegen kann. „Während der SUV-Markt derzeit die Vorgängermodelle erneuert, fangen wir wirklich bei Null an und entwerfen alles selbst“, erklärt Bosman.

 

„Wir verschieben die Grenzen der Technologie. Mit Stella Terra wollen wir zeigen, dass der Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft Grund zum Optimismus bietet.“ Wisse Bos , STE Teammanager

 

Die Minimierung des Fahrzeuggewichts war von entscheidender Bedeutung, und das 22-köpfige Studententeam konzentrierte sich darauf, jedes Element äußerst effizient zu gestalten. Mit nur 1.200 Kilogramm wiegt der Stella Terra etwa 25 % weniger als ein durchschnittlicher SUV der Mittelklasse.

Dabei musste das Student*innnenteam die meisten Teile selbst entwerfen, um die schwierigen Bedingungen im Gelände zu  meistern und gleichzeitig leicht und energieefffizient genug zu sein. Dies betraf die Aufhängung ebenso wie zum Beispiel die Wechselrichter für die Solarpaneele.

Das aerodynamische Design reduziert auch den Luftwiderstand und verwendet „leichte und robuste“ Verbundwerkstoffe, um Gewicht zu sparen, sagt Bob van Ginkel, technischer Leiter von Stella Terra.

„Einer der Vorteile der Solarzellen auf der Oberseite ist, dass wir eine viel kleinere Batterie haben können, weil wir während der Fahrt aufladen“, fügt van Ginkel hinzu.

 

Höchtgeschwindigkeiten und Reichweiten

Das für die Straße zugelassene Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 145 Kilometern pro Stunde (90 Meilen) erreicht. Die Testfahrten in Marokkoa auf Straße und in unterschiedlichem Gelände haben ergeben, dass die Batteriereichweite an einem sonnigen Tag rund 710 Kilometer auf der Straße und rund 550 Kilometer im Gelände beträgt, je nach Untergrund. Bei bewölktem Himmel reduzierte sich die Reichweite etwas und lag bei rund 660 Kilometer.

 

Bild ©️ STE/Bart van Overbeeke

 

Das Team war selbst überrascht über die gute Performance, also die Effizienz der Solarzellen des Autos: Diese übertraf die vorher berrechneten Erwartungen des Teams um 33 Prozent. Wisse Bos stellte fest, dass Stella Terra aufgrund seiner leichten Bauweise in unwegsamem Gelände weniger anfällig und seine Federung weniger belastet ist. einzig die Lenkung machte während des Testmonats Schwierigkeiten und wurde vor Ort repariert.

 

Über das Solar Team Eindhoven

„Das Solar Team Eindhoven baut innovative, effiziente Autos, die von der Sonne angetrieben werden. Das Team hat bereits viermal in Folge die World Solar Challenge in Australien in der Klasse der Familienfahrzeuge (Cruiser Class) gewonnen. Mit den Stellas will das Team zeigen, dass es viele Möglichkeiten für eine nachhaltige mobile Zukunft gibt, und so alle dazu ermutigen, die Energiewende zu beschleunigen.“, schreibt STE.

 

Wir sind begeistert, was diesem Team aus jungen, engagierten, ideenreichen, tüftelnden Leuten gelungen ist! Einfach großartig!