Dia de los Muertos – buntes Fest des Lebens für die Toten

Das von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe ernannte Totenfest in Lateinamerika ist voll im Trend, doch es bedeutet viel mehr als bunt bemalte Totenköpfe und üppig blumenbekränzte Frauen. Auf dem Weg zum Grund des Kults haben wir eine neue Perspektive zum Umgang mit Tod und Vergänglichkeit entdeckt. Taucht mit uns!

 

Obwohl die Nähe zum finsteren Halloween besteht, ist das Fest der Toten oder der Dia de los Muertos tatsächlich nicht das Zelebrieren der Finsternis oder gar des düsteren Grusels – es ist eine Explosion des Lebens in all seiner Kraft. Das beinhaltet Essen, Tanzen, prachtvolle Kostüme und den so berühmten Farbenrausch.

Im Vordergrund stehen der Respekt und die Liebe den Verstorbenen gegenüber, die in diesen Tagen – so sagt es der Volksglaube – die Schwelle überschreiten können und mit ihren Lieben feiern.

Der Ursprung dieser Idee stammt von den Azteken, den Tolteken, den Nahua und anderen Völkern, die das Betrauern ihrer Toten sogar als respektlos empfanden. Diese prä-hispanischen Kulturen sahen den Tod als eine natürliche Phase im langen Kontinuum des Lebens.

Somit sind die Toten in diesem Weltbild Mitglieder der Gesellschaft, die durch Erinnerungen und Wertschätzung am Leben gehalten werden. In den Tagen vom 31. Oktober bis 2. November können sie sogar „zu Besuch“ kommen.

 

Literarische Calaveras

Calavera bedeutet Schädel und ist an den Feiertagen in Mexiko ein allgegenwärtiges Symbol. Er wird, vor allem in Form von bemalten Zuckerschädeln, an jeder Ecke verkauft.

Die literarischen Calaveras sind kluge, satirische Reime oder Kurzgedichte, die sich in Form von Grabinschriften und Zeitungsinseraten über die Lebenden lustig machten. Auch heute noch werden sie in Lesungen auch im Radio und Fernsehen zum Besten gegeben.

 

Calavera Catrina

Im frühen 20. Jahrhundert fertigte der mexikanische Karikaturist und Kupferstecher José Guadalupe Posada einen Kupferstich für ein literarisches Calavera an, in dem er dem personifizierten Tod einen eleganten französischen Hut tragen ließ.

In seinem Meisterwerk, dem Wandgemälde “Dream of a Sunday Afternoon in Alameda Park” stellte Diego Rivera (Frida Kahlos Ehemann) Posadas Skelett ebenfalls mit großem Damenhut dar. Er gab ihm den Spitznamen Catrina, ein Slangwort für dekadentes Großbürgertum.

Calavera Catrina, der elegante Schädel, ist heute wohl das allgegenwärtigste Symbol des Día de Muertos.

 

La Ofrenda – der Altar

Altäre werden in allen Häusern eingerichtet. Sie sollen die Toten willkommen heißen. Auf ihnen befinden sich Studentenblumen, sie werden meist von der Grabstelle zum Haus gestreut, Wasser, um nach der langen Reise den Durst zu stillen, für jeden Toten eine Kerze, Essen, meist das Lieblingsgericht des Verstorbenen, wenn Kinder unter den Toten sind, Spielsachen, und so weiter.

Aus Baumharz gefertigte Räucherkerzen sollen den Raum um den Altar reinigen.

 

Perspektivwechsel – die Entscheidung liegt bei uns

Die Endlichkeit gib dem Leben seine Kostbarkeit. Wie wir zu ihr stehen, können wir selbst entscheiden. Den Tod als natürlichen Teil des Lebens zu sehen, ist wohl sehr gesund und nimmt ihm seine Düsterheit. Lassen wir doch im stillen, traurigen Gedenken an unsere Lieben etwas vom rauschenden Fest des Lebens einfließe – das würde ihnen wohl auch gefallen.💚