Umweltschutzorganisationen und VERBUND fordern bundesweiten Masterplan für Photovoltaik-Ausbau

Photovoltaik wird eine bedeutende Rolle bei der Erreichung der Klima- und Energieziele im Strombereich einnehmen. Bis 2030 sollen auf Basis der österreichischen Klimastrategie zusätzlich etwa 11 TWh aus PV-Anlagen kommen. Die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und ÖKOBÜRO n und VERBUND fordern dafür jetzt einen „bundesweiten Photovoltaik-Masterplan“ als verbindlichen Standard für die Raumordnung und Flächenwidmung von Bundesländern und Gemeinden. Darin sind die Ausbauziele des Bundes in den Bundesländern verbindlich und naturverträglich zu regeln sowie die unterschiedlichen Regelungen zu harmonisieren.

 

„Wir brauchen einen Masterplan für die Energiewende“, so Michael Strugl, CEO VERBUND. „Damit PV-Freiflächen-Anlagen rasch und an den geeignetsten Standorten umgesetzt werden können, braucht es im Vorfeld gute Planung, klare Kriterien und effiziente Genehmigungsverfahren.“

 

Sonnenstrom-Pflicht für Neubauten

Der WWF Österreich fordert im Sinne des gemeinsamen Konsenspapiers eine verpflichtende Sonnenenergie-Nutzung bei allen Neubauten und umfangreichen Sanierungen sowie auf bereits versiegelten Flächen. „Wir müssen die Photovoltaik massiv ausbauen, um die Klimaziele zu schaffen. Die bestmögliche Lösung dafür ist der Ausbau auf Dächern und verbauten Flächen. Die Potenziale dafür sind riesig, weil Österreich bisher nur wenige Prozent des vollen Sonnenstrom-Potenzials ausschöpft“, sagt WWF-Energiesprecher Karl Schellmann. Für die geplante Nutzung von Freiflächen seien Eignungs- und Ausschlusszonen nach bundesweit gültigen Naturschutz-Kriterien zu verankern.

„Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Strom in Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Damit das wirklich funktioniert, müssen wir alle naturverträglichen Potenziale für erneuerbare Energieerzeugung ausschöpfen. Dass schon versiegelte Flächen hier gut genutzt werden können, liegt auf der Hand. Doch auch die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen – also Agri-PV – bietet eine Chance, die Energiewende mit unserer Landwirtschaft zu vereinen“, so Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von GLOBAL 2000. Werden PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet, soll daher die Doppelnutzung eine Fördervoraussetzung sein.

 

Naturverträglichkeit sichern

Wichtig ist für Umweltorganisationen und VERBUND auch ein klarer Rahmen und Zonierung für den Naturschutz. Deshalb sollen Freiflächen in Nationalparks und Wildnisgebieten sowie in Naturschutzgebieten (wie in den Landesgesetzen definiert) von einer Verbauung ausgeschlossen werden. Zudem soll es Abwägungszonen geben wie Natura 2000 oder UNESCO-Biosphärenparks, in denen nach erfolgreicher Naturverträglichkeitsprüfung PV-Anlagen auf Teilflächen errichtet werden können. Zugleich soll es Eignungszonen geben, die nach Prüfung gemäß bundesweit einheitlicher Kriterien (z.B. netztechnische-, Umwelt- und Naturschutzkriterien) für Freiflächenanlagen geeignet sind. Dort sind Flächen in dem Ausmaß für PV zu widmen, dass die Ziele des Bundes gemeinsam mit dem Ausbau auf Dachflächen und verbauten Flächen erreicht werden können.

 

Alle Potenziale ausschöpfen

„Um bis 2040 das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, werden wir alle Potenziale für den Ausbau der erneuerbaren Energien ausschöpfen müssen“, so Michael Strugl, CEO VERBUND. „Mit Flächen-PV, Agri-PV, Anlagen auf Industrie- und Gewerbeanlagen sowie bei Privaten bietet Photovoltaik breite Anwendungs- und Teilhabemöglichkeiten.“ VERBUND testet derzeit die landwirtschaftliche Zusatznutzung von PV-Anlagen durch Beweidung: Am Draukraftwerk in Ludmannsdorf/Bilčovs im Kärntner Rosental wird auf einer Fläche von 2,5 Hektar Sonnenstrom geerntet und mit einer Spitzenleistung von 1,3 Megawatt direkt ins österreichweite Übertragungsnetz einspeist, während hier eine Schafherde grast.

Ein zeitlich paralleler, ausgewogener und zugleich naturverträglicher PV-Ausbau ist aus Sicht der Umweltorganisationen und von VERBUND erforderlich, um Diversität im Anlagenmix sowie bei der regionalen Verteilung zu gewährleisten und ein Maximum an Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen.

 

Klarer Rahmen beschleunigt Umsetzung und erhöht Akzeptanz

Entscheidend wird ein gut geplantes und strukturiertes Vorgehen sein. „Die Klärung von Grundsatzfragen auf strategischer Ebene entlastet die Verfahren auf Projektebene, der Prüfaufwand von Behörden und Gemeinden verringert sich und die Planungssicherheit von Projektwerbenden wird erhöht“, sagt Lisa Weinberger vom ÖKOBÜRO.

Durch eine frühzeitige Einbeziehung der Öffentlichkeit kann außerdem Verständnis für den notwendigen Ausbau und damit einhergehende Herausforderungen generiert werden, was die Akzeptanz von PV-Anlagen erhöht. Genehmigungsverfahren gehören durch Vereinheitlichung der Verfahren, einheitliche Richtlinie zum Stand der Technik bei der Umsetzung von PV-Anlagen, transparente Nachvollziehbarkeit der Kriterien und Bewertungen sowie ausreichend personelle Ausstattung der Behörden und Gerichte unter anderem mit Gutachter:innen gestärkt.