Erste Spogomi WM in Japan: „der Erd-freundlichste Sport“

In Spogomi, das ist Müllsammeln als Sport, erfunden in Japan vor rund 15 Jahren, gibt es sogar Weltmeisterschaften! Diese Woche fand in Tokio die weltweit erste WM statt, bei der es darum geht, in einer vordefinierten Zeit möglichst viel Müll zu sammeln. 21 Teams aus aller Welt waren dabei – von den Philippinen und Marokko über USA, Brasilien, Australien bis Europa. Diese mussten sich einem strengen Auswahlverfahren in ihren Heimatländern unterziehen, um in Japan dabei sein zu können.

 

„Unser Grundgedanke ist, dass wir den Planeten sauberer machen wollen“, sagt Kenichi Mamitsuka, der den Sport vor 15 Jahren beim Joggen erfand. „Auf meiner regelmässigen Laufstrecke sah ich immer wieder Müll herumliegen“, erklärte der 56-jährige Event-Manager. „Deshalb hab’ ich mich so nach dem Müll gebückt, dass ich dabei möglichst nicht langsamer wurde. Und bald dachte ich mir: Das wäre doch eigentlich eine tolle Sportart!““ Er dachte sich Regeln aus und erfand das Spiel. Zuerst spielte er mit Bekannten, dann wurde das Konzept auf Schulen ausgeweitet. In der Zwischenzeit ist es in Japan ein Massenphänomen.

 

„Dass es jetzt eine WM darin gibt, ist wie ein Traum“, sagt Mamitsuka. „Wir wollen dafür sorgen, dass es überall auf der Welt zur Mode wird, Müll zu sammeln und zu trennen“, sagte Yohei Sasakawa, Vorsitzender dees offiziellen Partners Nippon Foundation, diese Tage auf einer Pressekonferenz.

 

Wie funktioniert Spogomi

Ein Team besteht aus drei Personen. Man darf sich nicht mehr als zehn Meter während des Müllsammelns von einander entfernen. Jedes Team wird von einem Schiedsrichter begleitet, der die Einhaltung der Regeln kontrolliert. Man hat dann eine Stunde Zeit, in einem vorher genau abgesteckten Gebiet Müll und Punkte mithilfe einer Metallzange zu sammeln. Dabei gibt es drei unterschiedliche Müllsäcke:

  • einen durchsich­tigen für Zigarettenstummel, wobei 100 Gramm Zigarettenreste = 300 Punkte ergeben
  • einen mit blauer Schrift für Restmüll, wobei 100 Gramm Restmüll = 10 Punkte ergeben
  • einen mit roter Schrift für Plastik, 100 Gramm Plastikmüll = 20 Punkte

 

Unterschiedliche Sammelstrategien

„Es haben sich sogar unterschiedliche Spielansätze herauskristallisiert“, meinte der Spogomi-Erfinder.

Meike Lukat aus dem rheinischen Haan, die mit ihrer zwölfjährigen Tochter und deren Freundin, die für Deutschland im rennen war, sagte in Tokio: „Wir sind auf Masse gegangen.“ Andere Truppen konzentrieren sich auf kleineren Müll wie Zigarettenstummel, die weniger wiegen, aber mehr Punkte bringen.

 

Bewusstseinsbildung, die Spaß macht

„In unserem Land haben wir ein sehr grosses Problem mit Müll. Nicht nur, aber auch auf der Strasse“, erklärt Tauqueer Malik, der Teamleiter des pakistanischen Spogomi-Teams und für den pakistanischen Logistikkonzern Bin Qutab International arbeitet. Dessen Chef hatte in der Zeitung von der anstehenden Spogomi-WM gelesen, woraufhin sie ein Turnier initiierten. „Für uns kann so ein Event das Bewusstsein für Umweltverschmutzung fördern“, sagt Malik. „Wir sind eine junge Bevölkerung. Je mehr Spass es macht, Ortschaften sauber zu machen, desto vielversprechender.“

 

 

Weltmeister wurde Großbritannien, das Gastgeberland wurde zweiter. Insgesamt sammelten alle Teilnehmer:innen zusammen fast 550 Kilogramm Müll.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Es tut gut, über solche positiven, sinnstiftenden Aktionen zu lesen, besonders, wenn sie mit Spaß, Bewegung und Gemeinschaft kombiniert sind. Wir hoffen, dass es irgendwann keine Spogomi-WMs mehr braucht, weil es derlei Müll einfach nicht mehr gibt.

 

Links:

Offizielle Seite der Spogomi-WM

 

Beim Titelbild handelt es sich um ein Symbolfoto.