Weltbodentag: Wir müssen dringend unseren Bodenverbrauch einschränken

In Österreich werden laut Berechnungen der Umweltschutzorganisation täglich bis zu 13 Hektar natürliche Böden verbaut und beansprucht, Forststraßen eingerechnet. 2022 waren das 4.755 Hektar – das entspricht mehr als der Fläche des Attersees. Umweltschutzorganisationen fordern von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden, noch dieses Jahr eine ambitionierte Bodenschutzstrategie mit einem klaren Zielwert von 2,5 Hektar pro Tag bis 2030 zu beschließen. Der heutige Weltbodentag zeigt die Wichtigkeit eines intakten Bodens für unser Überleben.

 

Das Wunder Erde

“Ein Teelöffel Boden enthält mehr Organismen als Menschen auf der Erde leben. Unser Untergrund beherbergt fast 60 Prozent aller Arten -von kleinen Bodenmikroben über Regenwürmer, bis hin zu Kaninchen, die unterirdische Erdbaue und ganze Höhlensysteme anlegen. Doch dieser wundersame Lebensraum wird nicht nur in Österreich, sondern weltweit für den Profit erstickt. Damit ziehen wir uns buchstäblich selbst den Boden unter den Füßen weg”, sagt Sebastian Theissing-Mateil, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich.

Das Wunder unseres Erdbodens

 

Gesunde Böden sind nicht nur unsere wichtigsten Verbündeten gegen die Artenkrise
Sie sind die Basis unserer Ernährung, reinigen Wasser und Luft, schützen bei Überschwemmungen und Hitzewellen und fungieren als natürliche Kohlenstoffsenke. So speichert die Humusschicht des Bodens drei- bis viermal so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Pflanzenwelt aus Bäumen, Sträuchern und Gräsern – und mehr als doppelt so viel wie die Atmosphäre. Doch wenn Boden intensiv bewirtschaftet, verdichtet oder mit einer luftundurchlässigen Schicht aus Asphalt oder Beton übergossen wird, kann er viele dieser wichtigen Funktionen nicht mehr erfüllen.

 

Neue Berechnungen zum Bodenverbrauch

Erst am vergangenen Freitag wurden neue Berechnungen zu Bodenverbrauch und Bodenversiegelung veröffentlicht, die auch die langjährigen Warnungen des WWF bestätigen. “Wie aus den neuen Berechnungen hervorgeht, sind in Österreich pro Kopf rund 330 Quadratmeter versiegelt – über 20 Prozent mehr, als bisher angenommen. Zugleich versucht die Politik, den verschwenderischen Umgang mit Österreichs Böden zu relativieren und die verantwortungslose Betonpolitik von Bund, Ländern und Gemeinden schönzufärben”, kritisiert WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories.

 

Bodenschutzstrategie von Umweltschutzorganisationen gefordert

Die österreichische Regierung hat sich bereits 2002 im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel gesetzt, den Bodenverbrauch pro Tag auf 2,5 Hektar zu senken. Auch das aktuelle Regierungsprogramm (2020-2024) sieht eine solche Reduktion bis 2030 vor. Doch der Beschluss der österreichischen Bodenschutzstrategie durch die ÖROK (Österreichische Raumordnungskonferenz) lässt auf sich warten. Ein großer Streitpunkt zwischen Bund, Ländern, sowie Städte- und Gemeindebund ist das konkrete Bodenschutzziel.

 

Intakte Böden gehören zu unseren wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise:  “Es ist daher fahrlässig, den Bodenschutz weiter auf die lange Bank zu schieben, während neue Straßen und Logistikzentren gegen alle Widerstände durchgeboxt werden.” Der WWF fordert daher insbesondere die Ökologisierung der Raumordnung und des Steuersystems sowie eine Naturschutz-Offensive. “Neue Einkaufs- und Gewerbeparks auf der grünen Wiese zerstören Natur und Ortszentren gleichermaßen und verstärken die Zersiedelung des ländlichen Raums. Das hat hohe Folgekosten für die gesamte Gesellschaft”, warnt Simon Pories vom WWF. “Daher braucht es strengere Regeln in der Raumordnung. Darüber hinaus muss die Natur insgesamt besser geschützt und umweltschädliche Subventionen abgebaut werden.”

 

“Eine Bodenschutzstrategie ohne klaren Zielwert ist ein Freibrief für noch mehr Beton. Doch ein versiegelter Boden braucht Jahrhunderte, um sich zu regenerieren, und wieder ein vollwertiger Lebensraum und Kohlenstoffspeicher zu werden. Es bleibt keine Zeit mehr für Blockieren und Verzögern: Angesichts der Klima- und Artenkrise müssen wir schleunigst eine Kehrtwende in der Bodenschutzpolitik schaffen. Bund, Länder, Städte und Gemeinden müssen noch 2023 eine ambitionierte Bodenschutzstrategie mit einem klaren Zielwert beschließen”, sagt Theissing-Matei von Greenpeace.

 

Zur Problematik des Bodenverbrauchs findet man bei uns bereits viele lesenswerte Artikel.

Bodenversiegelung – eines der ganz großen Umweltprobleme