Was ist eigentlich zu Weihnachten mit uns los?
Heute ist also der 23. Dezember. Da wird gekocht, eingepackt, geputzt, eingekauft, Christbäume werden waghalsig balanciert, Christbaumschmuck aus dem Keller geholt, dann der Schock um 20.35 – „… die Christbaumhakerl sind aus!!“ – wobei, vielleicht sollte ich nicht so sehr von mir auf andere schließen…
Es gibt sicher auch Menschen, die den 23. Dezember ganz entspannt angehen – warum eigentlich überhaupt dieser Stress vor Weihnachten? Wo wollen denn alle in größter Eile hin?
Ich habe manchmal das Gefühl, die Menschen, die für dieses Phänomen anfällig sind (und ich nehme mich selbst nicht aus), sind geplagt von einem inneren Zwang, der gewisse Parameter entwickelt, die zu Weihnachten erfüllt sein müssen.
Diese müssen gar nicht zwingend tatsächlich mit Christi Wiegenfest zu tun haben. Zum Beispiel eine Badezimmerrenovierung, eine Schuhreparatur oder ein Kelleraushub sollen auch noch VOR Weihnachten über die Bühne gehen – als wäre das eine unsichtbare Grenze, die nicht zu überschreiten ist.
Die tatsächlichen Weihnachtsziele wie Wäsche muss gebügelt sein, Vorhänge müssen gewaschen, Fenster geputzt sein, Tiefkühler in tadellosem Zustand, alle Böden müssen glänzen, die Bäder müssen strahlen, die Geschenke müssen der/dem Beschenkten mindestens ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubern, die Kinder müssen lieb und andächtig und die Haare frisch gefärbt sein.
Da frag ich mich…
Was soll denn das?
Woher kommen diese hohen Erwartungen an einen Tag, der wie jeder andere 24 Stunden dauert?
Was ist los mit uns?
Ich selbst bin jedes Jahr aufs Neue überrascht, wie sehr er mich aus der Fassung bringt, dieser 24. Dezember. Hat das mit dem vieltherapierten inneren Kind zu tun?
Vielleicht wirft er uns zurück in eine Zeit, in der wir noch ohne großartigen Sinn für Realität an Wunder geglaubt haben – diese wurden uns ja an jedem Heiligen Abend am Silbertablett mit Zuckerguss und viel Lametta präsentiert. Wir konnten sie nehmen und uns ohne Sarkasmus und Ironie in Augenblicke der Magie hineinstürzen.
Ich vermute, etwas in der Art bindet mich so sehr an den heiligen Abend und an die Vorbereitungen dazu. Es ist, als würde ein hochgeschätzter, weitgereister, seltener Gast zu Besuch kommen, den es in aller Feierlichkeit mit Pauken und Trompeten, frisch gewaschenen Ohren und glänzenden Schuhen willkommen zu heißen gilt.
Ich selbst nehme an, dass ich ihm auch im hohen Alter noch mit derselben Energie die Ehre geben und mit viel Glitzer aufgeregt seine Ankunft erwarten werde.✨