Die Rauhnächte und das Räuchern

Die Rauhnächte sind die Zeit zwischen Heiligabend und dem 6. Januar, mancherorts beginnen sie bereits mit der Thomasnacht vom 20. auf den 21.Dezember. In der alpenländischen Tradition verbinden sie das zu Ende gehende Jahr mit dem neuen. Es soll eine Zeit des Loslassens, des Erkennens, des Reinigens sein. Ein weit verbreitetes Ritual ist das Räuchern von Haus bzw. Wohnung und Stall in diesen Nächten.

 

Wortherkunft

Bei unserer Recherche viel uns auf, dass „Rau“ verschieden geschrieben wurde. Mal ohne „H“, mal mit „CH“. Die Herkunft des Wortes Raunacht, Rauhnacht bzw. Rauchnacht ist umstritten. Auf Wikipedia finden sich zwei mögliche Herleitungen, einmal vom mitteldeutschen „ruch“ für pelzig, haarig und andererseits hergeleitet vom Brauch des Räucherns durch Priester.

Dass dies eine spezielle Zeit ist, lässt sich durch den Unterschied von 11 Tage beziehungsweise zwölf Nächte zwischen dem Mondjahr mit nur 354 Tagen und dem Sonnenjahr mit 365 erklären. Die Fehlenden wurden von den Kelten als „tote“ Tage außerhalb der Zeit eingeschoben und der Zeitunterschied damit ausgeglichen.

 

 

Brauchtum

Im Volksbrauchtum sagt man, dass die Gesetze der Natur aufgehoben seien und die Grenzen zu anderen Welten fielen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Großmutter mir in einer sternklaren kalten Weihnachtsnacht todernst erklärte, die Tiere können in dieser einen Nacht sprechen wie Menschen. Wir müssten nur zuhören. Und dabei war sie eine ausgesprochen rationelle Person. Meine Mutter wiederum würde NIEMALS Wäsche über Heiligabend oder Silvester hängen lassen, denn dies bringe Unglück. Um diese spezielle Zeit im Jahr ranken sich viele Mythen und uralte Rituale sind dieser Jahresphase geschuldet.

 

Ritual

Geräuchert wird zumindest zu Heiligabend und zu Silvester. In anderen Gegenden drei-, vier-, oder gar zwölfmal. Es geht darum, schlechte Einflüsse fortzuschicken, sich beim alten Jahr zu bedanken und das neue gereinigt begrüßen zu können. Auf dass es ein gutes Jahr wird: „Unglück hinaus, Glück ins Haus“.

 

Bei uns im östlichen Kärnten wurde mit Weihrauch und einem daraufliegenden Fichtenasterl in einer Räucherpfanne Menschen und Tiere, Haus und Hof geräuchert. Es gibt je nach Geschmack und Anlass unterschiedliche Räuchermischungen. Diese kann man u.a. auf Christkindlmärkten fertig zusammengestellt kaufen. Falls nicht,  hier eine kleine Auswahl von Räuchergut:

 

Reinigend: Salbei, Rosmarin, Minze, Thymian, Beifuß, Liebstöckel, Weihrauch

Schützend: Mistel, Föhrenharz, Kornblume, Wacholder

Ausgleichend: Lavendel, Rosenblüten, Eisenkraut, Styrax, Melisse

 

Räucherwerk aus dem eigenen Garten

 

In den Rauhnächten soll das Räuchergut richtig rauchen. Dazu benötigt man eine adäquat große Räucherpfanne mit Sand und glühender Kohle, auf die die Räuchermischung gelegt wird. Damit geht man von Raum zu Raum und mancherorts auch dreimal ums Haus. Alle BewohnerInnen sollten laut Brauchtum dabei sein, um Unglück zu verhindern.

 

Aus unserer pro.earth.Sicht bietet diese spezielle Zeit die Möglichkeit zu hinterfragen, was wir im nächsten Jahr in unserem Leben verbessern und verändern können, um eine enkeltaugliche Welt zu schaffen. Was kann ich loslassen? Wohin meine Aufmerksamkeit lenken?