Rückschau 2023: Temperatur- und Emissionsrekorde

2023 war ein Jahr der Extreme. Es ist laut dem EU-Dienst Copernicus das heißeste Jahr seit 125.000 Jahren. Wetterextreme wie Starkregen und Hitze – verstärkt durch die sich zuspitzende Klimakrise – betrafen Millionen Menschen und verwüsteten weltweit ganze Landstriche. Und dazu kommen noch Spitzenwerte bei den weltweiten Treibhausgasemissionen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir das Pariser 1,5 Grad-Ziel noch schaffen?

 

„Die Menschheit bricht alle falschen Rekorde, wenn es um den Klimawandel geht“,

 Inger Andersen (UNEP)

 

2023 ist das Jahr der Temperatur- und Emissionsrekorde

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat seinen jährlichen Bericht über die Emissionslücke veröffentlicht (Emissions Gap Report 2023), aus dem hervorgeht, dass die für 2030 prognostizierten Emissionen im Vergleich zu den derzeitigen politischen Szenarien um mindestens 28-42 % gesenkt werden müssen, um die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2°C bzw. 1,5°C zu erreichen.

 

Der Bericht mit dem Titel „Broken Record: Temperatures hit new highs, yet world fails to cut emissions (again)“ stellt fest, dass die Welt auf dem besten Weg ist, die globale Durchschnittstemperatur um 2,5 bis 2,9 °C über das vorindustrielle Niveau ansteigen zu lassen, wenn die Länder ihre Treibhausgasemissionen in diesem Jahrzehnt nicht stärker senken.

 

Der Emissions Gap Report 2023 hebt die jüngsten Emissions- und Temperaturrekorde hervor, darunter 86 Tage zwischen Januar und Oktober 2023 mit Temperaturen von mehr als 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau und ist damit das wärmste je gemessene Jahr seit Messbeginn und laut EU-Dienst Copernicus seit 125.000 Jahren.  Jeder Monat von Juni bis November war angeheizt von Klimaphänomen „El Nino“  heuer global ein Rekordmonat, extrem warm ist auch bisher der Dezember. Seit Jahrzehnten warnen Wissenschafter:innen vor höheren Temperaturen, stärkeren Niederschläge und längeren Dürren. Dieses Jahr hat gezeigt, dass die Warnungen richtig waren.

Laut Report stiegen die globalen Treibhausgasemissionen um 1,2 % von 2021 auf 2022 an, was einen neuen Rekord von 57,4 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent (GtCO2e) bedeutet. Die Tendenz für 2023 deutet laut WMO auf einen neuen Rekord gegenüber 2022 hin.

 

Quelle: ClimateActionTracker

 

Die Emissionslücke im Jahr 2030 zwischen den nicht an Bedingungen geknüpften nationalen Klimaschutzziele (NDCs) und den 1,5°C-Pfaden beträgt mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 50 % etwa 22 GtCO2e. Wenn auch die bedingten NDCs vollständig umgesetzt werden, verringert sich die 1,5°C-Emissionslücke auf 19 GtCO2e.

 

Quelle: UNEP Emissions Gap Report 2023

 

Wahrscheinlichkeit für Erreichung des 1,5 Grad Ziels liegt bei 14 Prozent

Der Bericht über die Emissionslücke 2023 warnt davor, dass die Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels im Einklang mit der derzeitigen Politik zu einer globalen Erwärmung von 3°C in diesem Jahrhundert führen werden. Die Umsetzung der nicht an Bedingungen geknüpften nationalen Klimaschutzziele (NDC) würde den globalen Temperaturanstieg auf 2,9°C begrenzen, während die zusätzliche Erreichung der an Bedingungen geknüpften NDC zu einer Erwärmung von 2,5°C über dem vorindustriellen Niveau führen würde. Der Bericht unterstreicht, dass in einem Szenario, in dem alle bedingten NDCs und Netto-Null-Zusagen erreicht werden, das 2°C-Ziel erreicht werden könnte. Der Bericht gibt jedoch zu bedenken, dass die Emissionen keines der Länder der Gruppe der 20 (G20) in einem Tempo sinken, das mit ihren Netto-Null-Zielen vereinbar ist. Selbst im optimistischsten Szenario des Berichts liegt die Wahrscheinlichkeit, die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, bei nur 14%.

 

Sofortige Maßnahmen erforderlich

Es sind sofortige, beschleunigte und unnachgiebige Minderungsmaßnahmen erforderlich, um die tiefgreifenden jährlichen Emissionssenkungen herbeizuführen, die von jetzt an bis 2030 erforderlich sind, um die Emissionslücke zu verkleinern, und zwar mit beispiellosen jährlichen Senkungen, um die Lücke zu schließen, selbst ohne Berücksichtigung der überschüssigen Emissionen seit 2020, so der Report weiter.

 

 

Fossile Energie ist für 86% der CO2-Emissionen verantwortlich

Energie ist die wichtigste Quelle für Treibhausgasemissionen und macht derzeit 86 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus. Die Kohle, das Öl und das Gas, die während der Lebensdauer der produzierenden und im Bau befindlichen Minen und Felder (Stand 2018) gefördert werden, würden mehr als das 3,5-fache des Kohlenstoffbudgets ausstoßen, das zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C zur Verfügung steht, und fast das gesamte für 2°C verfügbare Budget (Abbildung unten). Eine globale Transformation der Energiesysteme ist daher unabdingbar, auch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen dringende Entwicklungsziele neben einem Übergang weg von fossilen Brennstoffen erreicht werden müssen.

 

Quelle: UNEP Emissions Gap Report 2023

 

 

Treibhausgasemissionen könnten ab 2024 sinken

Einem neuen Bericht von ClymateAnalytics zufolge könnten die weltweiten Treibhausgasemissionen (GHG) ab 2024 sinken, wenn sich die derzeitigen Trends bei den sauberen Technologien fortsetzen. Sollte sich der jüngste Boom bei Wind- und Solarenergie fortsetzen, würde er das Wachstum der Energienachfrage übersteigen und fossile Brennstoffe aus dem Energiesystem verdrängen. Dies führt zu einem Peak bei Kohle im Jahr 2023 und bei Gas im Jahr 2024. Peak Oil würde im Jahr 2025 folgen, wenn die derzeitigen Wachstumsraten bei Elektrofahrzeugen beibehalten werden.

 

Laut dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) müssen die weltweiten Treibhausgasemissionen spätestens 2025 ihren Höhepunkt erreichen, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Die neue Analyse des Wissenschafts- und Politikinstituts Climate Analytics stützt sich auf Projektionen der Internationalen Energieagentur für Kohlendioxidemissionen und kommt zu dem Ergebnis, dass der IPCC-Meilenstein für alle Treibhausgase erreicht werden kann, wenn die derzeitigen Wachstumsraten für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge beibehalten werden und die Nutzung fossiler Brennstoffe verdrängt wird.

 

Es ist noch erreichbar, wenn …

„Wir kommen zu dem Ergebnis, dass die Welt ihren Emissionshöchststand rechtzeitig vor Ablauf der IPCC-Frist erreichen kann, aber nur, wenn die Regierungen mit dem Markt zusammenarbeiten, um erneuerbare Energien zu unterstützen, und aufhören, mit der Finanzierung und Subventionierung fossiler Brennstoffe in die falsche Richtung zu gehen“, sagt die Autorin des Berichts und Leiterin der Abteilung Politik bei Climate Analytics, Claire Fyson.

 

Weiterführender Link

Report zu Treibhausgasemissionen weltweit 2023