Flussdelfine:

Alle sechs Flussdelfin-Arten gehören weltweit zu den am stärksten gefährdeten Säugetieren. Dieses Jahr war für die Tiere im Amazonas besonders hart: Weit über 200 Flussdelfine sind seit September im Lago Tefé im brasilianischen Bundesstaat Amazonas ums Leben gekommen – betroffen sind sowohl der Rosa Flussdelfin als auch der Tucuxi, der grau und etwas kleiner ist. Zehn Prozent der Flussdelfin-Population im Lago Tefé starb in nur einer Woche.

Wahrscheinlich haben hohe Wassertemperaturen von bis zu 39,1 Grad Celsius zum Tod der Flussdelfine geführt. Neben Wasserkraftwerken oder Quecksilberverschmutzung sind die Süßwasserdelfine nun auch direkt von der Klimakrise betroffen. Der WWF startete eine Rettungsaktion vor Ort. Zugleich wurde im Oktober eine globale Erklärung unterzeichnet, um den Rückgang der Populationen in Südamerika zu stoppen und die Flussdelfinpopulationen in Asien zu verdoppeln.

 

Amphibien:

Das große Sterben im Reich der Frösche, Kröten und Salamander geht auch 2023 weiter: Über 40 Prozent aller Amphibienarten weltweit sind laut der Roten Liste akut bedroht. Vor allem aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensräume und des Klimawandels. Damit sind sie die am stärksten bedrohte Wirbeltierklasse – noch vor Säugetieren, Reptilien oder Vögeln. Unter den Amphibien sind die Salamander die am stärksten bedrohte Gruppe. Mehr als jede zweite Salamanderart ist bedroht. Vier Amphibienarten wurden in den letzten drei Jahren für ausgestorben erklärt. 185 Amphibienarten werden nun als „möglicherweise ausgestorben“ geführt.

 

Huchen:

Der Huchen gehört zu den größten und attraktivsten Vertretern der lachsartigen Fische und kommt nur im Donau Einzugsgebiet vor. Die Art gehört zu den großen Verlierern des Biodiversitäts-Jahres. Schon seit Jahren sind die Bestände des Wanderfisches aufgrund der starken Verbauung unserer Flüsse rückläufig. Nunmehr ist ausgerechnet in der Flussstrecke an der Oberen Mur, die die allerletzte intakte Population beherbergt, ein neues Wasserkraftwerk geplant. Das ist fatal, weil ein Wasserkraftwerk durch den Aufstau, die Ableitung von Wasser und vor allem durch die Unterbrechung des Flusses massive Auswirkungen haben würde.

 

Atlantische Lachse:

Der Atlantische Lachs gilt laut der neuen Roten Liste global als «potenziell gefährdet». Die weltweite Population ist in den vergangenen Jahren um 23 Prozent geschrumpft. Die Fischart, die in Flüssen schlüpft und dann ins Meer wandert, leidet unter vielen Bedrohungen: Dämme und andere Hindernisse versperren den Zugang zu den Laich- und Futterplätzen, während Wasserverschmutzung und Sedimentation, vor allem durch Holzeinschlag und Landwirtschaft, zu einer höheren Sterblichkeit der jungen Lachse führen. Zudem bedroht die Lachslaus, die oft Lachszuchten befällt, auch Wildbestände.

 

Afrikanische Löwen:

Die Löwenpopulation in Afrika wird auf etwa 23.000 geschätzt. Bereits zwischen 2006 und 2018 brach die Population der afrikanischen Löwen um ein Viertel ein. Dank verstärkter Schutzmaßnahmen konnte der Abwärtstrend zwar verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. 2018 bis 2023 ging der Gesamtbestand um weitere 8 Prozent zurück, wobei die stärksten Rückgänge in West- und Zentralafrika vermutet werden. Der WWF arbeitet beispielsweise im KAZA-Schutzgebietskomplex zu Lebensraumschutz und Mensch-Löwen-Konflikten.

 

Humboldt-Pinguine:

Die Vogelgrippe fegte auch 2023 durch das Tierreich und kommt dabei selbst in entlegensten Weltregionen an. Infolge der aktuellen Vogelgrippekrise sind bis Oktober bereits ca. 3.000 der ungefähr 10.000 in Chile brütenden, gefährdeten Humboldt-Pinguine verendet sowie mehr als 18.000 Mähnenrobben. Nun fürchten Artenschützer:innen eine Ausbreitung des tödlichen Virus auch in der Antarktis und auf den Galapagos-Inseln, die viele Arten beherbergen, die nur dort vorkommen.

 

 

Kabeljau in der Nordsee:

Der Kabeljau gehört 2023 abermals zu den Verlierern. In den Übereinkommen der EU mit Norwegen und Großbritannien liegen die neuen, erlaubten Fangmengen über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Der Kabeljau in der Nordsee wird damit weiterhin überfischt. Auch im dänischen Meeresgebiet Kattegat fehlt Raum zur Erholung. Die beschlossene Kürzung der Fangmenge um zehn Prozent wird wenig nutzen, da die Schollenfischerei im gleichen Gebiet um 19 Prozent angehoben wird. Dort landet der Kabeljau als Beifang im Netz.

 

Luchse:

Die maximal 40 heimischen Eurasischen Luchse leben in kleinen, voneinander isolierten Populationen und sind durch illegale Verfolgung, Flächenfraß und genetische Verarmung regional erneut vom Aussterben bedroht. Auch heuer wurde wieder in Kärnten ein Luchs gewildert.

 

 

Wölfe:

Während der Herdenschutz weiterhin nur unzureichend gefördert und angewendet wird, setzen die meisten österreichischen Bundesländer auf EU-rechtswidrige Verordnungen, um Wölfe abzuschießen. Seit Inkrafttreten der ersten Verordnungen wurden bereits 13 Wölfe getötet, 12 davon im laufenden Jahr. Bei einem Bestand von etwa 70 Individuen bedeutet das eine erhebliche Schwächung der Population.