Das Klima steht kurz vor dem Kollabs und wir gehen ganz entspannt shoppen
Zugegeben – die Komplexität der Klimakrise ist überbordend und eine Lösung nicht eindimensional zu denken. Dennoch – wenn ich mich manchmal so umhöre, habe ich das Gefühl, es gibt sie vielleicht gar nicht.
Wie kann es sonst sein, dass wir ohne mit der Wimper zu zucken weiterhin Fleisch und Milchprodukte in rauen Mengen aus dem Supermarktregal konsumieren, mit unseren Autos egal wohin, aber am liebsten bis ins Foyer brausen, die Welt unter Müllbergen begraben und wir dann auch noch dem nächsten Ausverkauf entgegenfiebern.
Ja sind wir denn noch zu retten???!
Die Londoner Psychoanalytikerin Sally Weintrobe meint dazu, dass die Klimakrise und ein ihr zuträgliches, nachhaltiges Leben uns dermaßen aus unserer Komfortzone holt, dass man schon sehr stark sein muss, um das auch auszuhalten. Es sei gesellschaftlich einfach nicht kompatibel. Sie hat recht.
Als Veganerin wurde sie zum Beispiel bei einer Essenseinladung angehalten, sich doch ihr Menü bitte selbst mitzubringen. Wenn sie die Insel ohne Flugreise verlassen möchte, ist sie dem Spott ihrer Kollegen ausgesetzt.
Würden wir jetzt noch weiterdenken und das Autofahren, den Konsum, den Stromverbrauch – die großen Themen auf unser tägliches Leben ummünzen, wären wir ganz schön im Eck. Stimmt.
Die einzige Alternative, die sich auftut ist Verdrängung – bei denen, die den Klimawandel nicht leugnen, durchaus inklusive schlechtem Gewissen. Oder auch Resignation, die mit Aussagen wie „so ist es nun mal“, „es gibt keinen Ausweg“, „das war’s“ untermauert wird. Das ist offenbar tatsächlich der einfachere Weg.
Die Herausforderung unserer Gesellschaft ist nun, sich neu zu erfinden. Wir glauben, es ist zu schaffen. Wenn man sieht, wie schnell hohe Energie- und Lebenshaltungskosten die Menschen zum Umdenken bewegen, muss es auch möglich sein, wenn es um das Überleben der konkret nächsten Generationen geht.
Vielleicht können wir den ersten Dominostein in die gute Richtung gemeinsam umwerfen.💚
Sally Weintrobe arbeitet als Psychoanalytikerin in London. Zum Thema Klimakrise und unserem Umgang damit hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. 2021 erschien Psychological Roots of the Climate Crisis bei Bloomsbury, London
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