Nach Jahren der Selfcare-Bewegung taucht ein neuer Terminus am Lebensoptimierungshimmel auf: Community-Care

Nach intensiver Erforschung der psychischen und somit physischen Schwachpunkte unserer Zeit, entwickelte sich ein Trend zur Selbstliebe und -fürsorge, die ja tatsächlich die Basis für jedes erfüllende Tun ist.

 

Mir persönlich waren diese Begriffe stets zu groß als dass ich sie erfassen konnte. Irgendwann erschloss sich mir die Erkenntnis, dass wohl nichts anderes als der wertschätzende, liebe- und respektvolle sowie achtsame Umgang mit der eigenen Person gemeint ist, wie man ihn zum Beispiel auch mit den Kindern, mit dem Partner oder engen Freunden pflegt.

Diese Erkenntnis macht für mich den Begriff Self-Care greifbarer.

Die These zur Selbstliebe ist wohl in einer Zeit der chronischen Überarbeitung und mit ihr einhergehender Zeitnot entstanden. Dass sie allein zu einem erfüllten Leben führt, ist allerdings fraglich.

Immer wieder drängt sich mir die Frage auf, wie es den Menschen in früheren Zeiten wohl erging. Ich denke an Zeiten, in denen Arbeit in unlimitierter und wenig reglementierter Form zum Leben gehörte und kein Urlaub, kein Day-Spa, kein NETFLIX-Marathon oder auch keine Gelmaniküre die Seele zum Baumeln veranlasste. Was hat damals die Menschen aufrecht gehalten? (DIE MENSCHEN ist in diesem Fall eine Verallgemeinerung, die natürlich nur der Einfachheit halber hier verwendet wird. Uns ist vollkommen bewusst, dass Depressionen und Melancholie sowie Suizide zu jeder Zeit Teil der Gesellschaft waren. Selbiges gilt für die FRÜHEREN ZEITEN, denen wir keinerlei Heimatfilm-Idylle-Filter überstülpen möchten.)

Unsere Überlegung deckt sich mit neuesten Erkenntnissen, was die Burnout-Forschung angeht.

Die Kommune, die eigene Rolle in ihr und die Sicht auf ein großes Ganzes – ohne dass dies nun zu kommunistisch klingen soll – ist essenziell für unsere Seele. So ist zum Beispiel erwiesen, dass bei Burnout-Anwärtern nicht immer mehr Zeit im Kalender Erleichterung verschafft – oft ist es erstaunlicherweise das Gegenteil.

Das schreit nach Erklärung

Wer sich wie im Autopilot auf der Reise seines Lebens fühlt und nur noch auf REAKTIONS-Modus statt auf AKTIONS-Modus läuft könnte wieder Sinnhaftigkeit in mehreren wenn nicht allen Lebensbereichen erfahren indem er/ sie einer beflügelnden Leidenschaft nachgeht – im Idealfall in einer Gruppe.

Trotz gefühlter Zeitnot einen Termin freizuschaufeln und sich im Basketball-Club, im Chor, in einen Turnverein oder bei einem Literarischen Zirkel einzuschreiben oder zu engagieren kann unendlich heilsam wirken. Auch eine Ausbildung, die den eigenen Interessen entspricht und die Vernetzung mit Gleichgesinnten fördert, kann uns wieder ins Leben zurückholen.

Erstaunlich und auch nicht – wir brauchen Gemeinschaft und das Gefühl, ein Teil davon zu sein. Wir brauchen Menschen, die unsere Sorgen, unser Glück, unsere Hoffnungen teilen, die uns die Tränen trocknen und sich mit uns auf die nächste Etappe des Lebens freuen. Menschen, die uns zujubeln und auffangen, denn das ist es, was uns das Leben spüren lässt. 💚