Supermärkte schließen Pakt gegen Lebensmittelverschwendung

Am Dienstag schloss das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 14 Unternehmen des Groß- und Einzelhandels, darunter Lidl, Edeka, Aldi und Rewe eine Vereinbarung zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen ab. Darin verpflichten sich die unterzeichnenden Unternehmen bis 2025 die Lebensmittelabfälle um 30 Prozent und bis 2030 dann um 50 Prozent zu reduzieren – sowohl im eigenen Unternehmen als auch an den Schnittstellen zu den vor- und nachgelagerten Bereichen der Lebensmittelversorgungskette. Im Jahr 2020 entfielen laut BMEL sieben Prozent der Lebensmittelabfälle in Deutschland auf den Handel.

 

„Der Handel und mein Ministerium haben sich zusammengetan, um die Lebensmittelverschwendung in Deutschland entschlossen anzupacken“, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). „Wir schließen einen Pakt, damit unsere wertvollen Lebensmittel im Topf und auf dem Teller landen – statt in der Tonne.“Es handelt sich bei diesem Pakt um eine freiwillige Zielvereinbarung.

 

https://news.pro.earth/2022/10/17/lebensmittelverschwendung/

 

Inhalt der Vereinbarung zwischen BMEL und den Supermarktketten

  • Reduktion der Lebensmittelabfälle um 30% bis 2025 und um 50% bis 2030
  • Weitergabe von noch verzehrfähigen Lebensmitteln in Form einer „Spendenverpflichtung“ vorwiegend an soziale Einrichtungen wie die Tafeln, aber auch an Vermittlerplattformen und Mitarbeiter*innen
  • Vermeidung von Lebensmittelabfällen durch Kreislaufwirtschaft
  • Konkrete Maßnahmen zur Reduktion von Überschüssen, beispielsweise
    • der Verkauf von Obst- und Gemüse mit Schönheitsfehlern,
    • Maßnahmen der Verbrauchersensibilisierung,
    • Schulungsmaßnahmen für relevantes Personal
    • Maßnahmen zur Optimierung der Prozess-, Logistik- und Kühlkette, zum preisreduzierten Abverkauf von Waren nahe dem Mindesthaltbarkeitsdatum sowie
    • Maßnahmen zur Unterstützung der Weitergabe überschüssiger Lebensmittel

 

Transparente und verbindliche Umsetzung der Vereinbarung

Das BMEL erklärt auf seiner Website, dass die Rechenschaftslegung durch das Thünen-Institut für Marktanalyse (TI) als unabhängige wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des BMEL überprüft wird.

 

Freiwilligkeit ist „stumpfes Schwert“

Das „Bündnis Lebensmittelrettung“ begrüßt die Zielvorgaben, bewertet die freiwillige Selbstverpflichtung jedoch als stumpfes Schwert ohne rechtliche Sanktionsmöglichkeiten. Das Bündnis fordert von der Bundesregierung rechtlich verpflichtende Maßnahmen zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030, die entlang der gesamten Lieferkette greifen. Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass freiwillige Zielvereinbarungen nicht zu notwendigen Veränderungen führen und mit regulatorischen Maßnahmen nachgeschärft werden müssen. Zudem kann nur eine umfangreiche Berichterstattung der einzelnen Unternehmen zu ausreichend Transparenz mit Blick auf Lebensmittelabfälle führen.

 

Sascha Müller-Kraenner, der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe meint dazu: „Der Lebensmittelhandel und die Bundesregierung haben eine freiwillige Selbstverpflichtung vereinbart, die nur auf dem Papier gut aussieht. Anstatt die vorgelagerte Lieferkette des Handels in den Blick zu nehmen, bleiben Produktion und Verarbeitung komplett ohne Reduktionsvorgaben. Der Handel kann also weiterhin seine Vormachtstellung ausnutzen, um die von ihm verursachte Lebensmittelverschwendung durch Handelsstandards auf den Rest der Lieferkette zu verlagern. Minister Cem Özdemir muss endlich der gesamten Lieferkette gesetzlich verbindliche Vorgaben gegen Lebensmittelverschwendung machen.“

 

Zur Situation in Österreich

Durch die Novelle  des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG), die diesen Mai beschlossen wurde, müssen Supermärkte dem Umweltministerium vierteljährlich melden, wie viele Lebensmittel sie wegwerfen und spenden. Wir haben darüber in folgendem Artikel berichtet.

https://news.pro.earth/2023/06/02/meldepflicht-fuer-supermaerkte-zum-verbleib-von-noch-geniessbaren-lebensmitteln/

 

Weiterführende Links

Vereinbarung zwischen BMEL und Supermärkten

BMEL zu Thema Pakt gegen Lebensmittelverschwendung

Bündnis Lebensmittelrettung