Extreme Hitze bringt Südeuropa fast zum Erliegen

Es ist zu heiß und zu trocken. In ganz Südeuropa steht dieses Wochenende die nächste Hitzewelle mit Temperaturen jenseits der 40 Grad-Marke ins Haus, die das Leben fast völlig zum Erliegen bringt. Dies betrifft besonders Spanien, Italien, Zypern, Griechenland, Bulgarien und auch die Türkei. Besonders Risikogruppen sollten tagsüber das Freie meiden. Das hat einen Grund. Laut einer neuen  Studie gab es allein letztes Jahr im Rekordsommer 2022 europaweit über 60.000 Hitzetote. Die Europäische Raumfahrtorganisation (ESA) geht davon aus, dass am Wochenende sogar die höchsten Temperaturen erreicht werden, die jemals in Europa gemessen wurden. Der bisherige Rekord liegt bei 48,8 Grad im August 2021 gemessen in Floridia  auf Sizilien.

 

Ein Hochdruckgebiet folgt dem nächsten mit Temperaturen über 40 Grad, was dazu führt, dass in vielen Regionen, zum Beispiel den italienischen Städten Rom, Bologna und Florenz der Hitzenotstand und die Hitzealarmstufe Rot ausgerufen wurde. Dasselbe gilt u.a. auch für Mittelgriechenland und Athen, wo überlegt wird, die Akropolis aufgrund der hohen Temperaturen für Tourist*innen zu sperren.

Lieferdienste dürfen in Griechenland erst ab 17:00 unterwegs sein. Für Streuner und Haustiere sollen genügend Wasserstellen zurVerfügung gestellt werden. Kinder, Schwangere und ältere Menschen, die besonders schlecht mit der extremen Hitze reunde kommen, werden aufgefordert, in gekühlten Räumen zu bleiben. So bieten einige griechische Gemeinden gekühlte Säle für ihre Bewohner*innen an.

Auch nimmt die Brandgefahr durch die anhaltende Trockenheit zu, so warnt das griechische Bürgerschutzministerium bereits vor erhöhter Gefahr in den kommenden Tagen aufgrund der starken Winde.

Spanien hat bereits zwei Hitzewellen hinter sich und steuert auf die nächste zu. Dies geht mit eklatantem Wassermangel einher. Nach Angaben von Expert*innen sind Landesteile so trocken wie seit tausend Jahren nicht mehr. Man zählt bereits 34 aufeinanderfolgende Dürremonate. Viele Stausseen, die als wichtige Wasserreservoirs dienen, sind so leer wie noch nie. Die Landwirtschaft ist massiv betroffen, manche Betriebe stehen vor dem Aus.

 

Übersterblichkeit durch Hitze

Hitze ist ein leiser Tod. Die Gruppe um Joan Ballester vom Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) ermittelte in einer im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlichten Analyse, dass besonders die Mittelmeerländer von einer Übersterblichkeit aufgrund der Extremhitze letztes Jahr betroffen waren. So sind die meisten Hitzetoten an einer Vorerkrankung und nicht direkt an einem Sonnenstich oder Hitzschlag gestorben, doch die Hitze hat den Körper zusätzlich belastet.

Sein Team ermittelte die europäischen Temperaturabweichungen, die im Juni 2022 zwischen 0,78 und 2,33 Grad, im Juli zwischen 0,18 und 3,56 Grad und im August zwischen 0,91 und 2,67 Grad höher als die Basistemperaturen lagen.

Spanien und Südfrankreich erreichten die höchsten Werte.

Die Spitzenreiter bei der Anzahl  an Hitzetoten pro eine Million Einwohner*innen waren Italien (295), Griechenland (280), Spanien (237) und Portugal (211). In Österreich waren es 47. Im Schnitt der 35 erfassten Ländern waren es 114 hitzebezogene Todesfälle.

 

Maßnahmen treffen

„Angesichts des Ausmaßes der hitzebedingten Sterblichkeit auf dem Kontinent mahnen unsere Ergebnisse eine Neubewertung und Stärkung von Hitzeüberwachungsplattformen, Präventionsplänen und langfristigen Anpassungsstrategien an“, so die Studienautor*innen.

Sollten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ausbleiben, erwarten die Wissenschaftler*innen eine Verdoppelung der Anzahl an Hitzetoten bis 2050.

In Zahlen gehen sie von einer mittleren hitzebezogenen Sterblichkeitsbelastung pro Sommer

    • von etwa 68.000 Todesfällen bis 2030
    • mehr als 94.000 Todesfällen bis 2040
    • deutlich über 120.000 Todesfällen bis 2050

aus.

Auch bei uns in Mitteleuropa waren die ersten Tage dieser Woche extrem heiß. Diese Extreme, gemeinsam mit Dürre, Waldbränden, Stürmen, Überschwemmungen und anderen Starkwetterextremen werden weiter zunehmen, dies ist laut UNO-Weltklimarat klar: Durch die Klimakrise werden diese häufiger und intensiver.