Biden schränkt Ölbohrungen in Alaska ein

Präsident Biden setzte sich am Mittwoch dafür ein, mehr als 10 Millionen Hektar Land in Alaska vor der Erschließung zu schützen, indem er Ölbohrungen in riesigen Gebieten verbot und die unter Präsident Donald Trump erteilten Pachtverträge im Arctic National Wildlife Refuge aufhob.

 

Das Schutzgebiet  ist umgerechnet so groß wie Dänemark und umfasst fast die Hälfte (40%) des National Petroleum Reserve-Alaska (NPR-A), das größte bundeseigene Gebiet der USA, das Lebensraum für eine Reihe empfindlicher arktischer Wildtiere bietet, darunter Karibus, Eis- und Grizzlybären und hunderttausende Zugvögel.

 

„Alaska beherbergt viele der atemberaubendsten Naturwunder und kulturell bedeutendsten Gebiete Amerikas“, hieß es in der Erklärung des US-Präsidenten. „Da die Klimakrise die Arktis mehr als doppelt so schnell erwärmt wie den Rest der Welt, haben wir die Verantwortung, diese wertvolle Region (…) zu schützen“, so Biden.

 

Keine weiteren Bohrungen auf Bundesland zulassen, Punkt.

Das dauerhafte Verbot neuer Öl- und Gaserschließung betrifft 10,6 Millionen Hektar des Reservats, blockiert aber nicht das Willow-Projekt von ConocoPhillips,  das Biden dort Anfang des Jahres genehmigt hat und das in den nächsten drei Jahrzehnten an drei Standorten 576 Millionen Barrel Öl fördern soll. Dieses hatte ja im März zu heftiger Kritik und einem weltweiten Aufschrei in den sozialen Medien geführt, wie wir damals berichteten.

 

https://news.pro.earth/2023/03/15/praesident-biden-und-stopwillow/

 

Enttäuschende Klimabilanz

Laut ZEIT könnte das aktuelle Bohrverbot dazu dienen, die massive Kritik am Willow-Projekt zu entschärfen. Dies gelang ihm aber nur teilweise. So nannte Friends of the Earth die neuen Ankündigungen am späten Mittwoch „eine halbe Maßnahme“. „Kleine Maßnahmen wie die des Innenministeriums werden die  unglaublich enttäuschende Klimabilanz von Präsident Biden in Bezug auf Öl- und Gasleasing nicht auslöschen“, sagte Raena Garcia, die leitende Aktivistin der Gruppe für öffentliches Land und fossile Brennstoffe, in einer Erklärung. „Wenn sich die Regierung wirklich dem Schutz unserer Menschen und des Planeten verpflichtet fühlt, wird sie klimazerstörende Projekte wie Willow komplett stoppen.“

 

 Schutz des Lebensraums ist ermutigend

Dies sieht Chris Wood,Präsident der Naturschutzorganisation Trout Unlimited, etwas anders. Die Maßnahmen würden zwar die Erschließung von Willow – ein Hauptziel von Klimaaktivisten – nicht aufhalten, aber sie würden den langfristigen Schutz von Gebieten gewährleisten, die lebenswichtigen Lebensraum für Wildtiere bieten, meinte er. Wood schätzt, dass die Bundesregierung seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr so viele Hektar Land für den Naturschutz zur Verfügung gestellt hat.

„Naturschutz ist ein sehr langwieriges Spiel und dauert Jahrzehnte“, sagte Wood. „Es ist selten, dass man diese groß angelegten Möglichkeiten hat. Daher ist es großartig und ermutigend zu sehen, dass die Regierung eine gewisse Kühnheit an den Tag legt, wenn es um den Schutz unseres Landes und unserer Gewässer geht.“

 

Klimaschutz versus Ölbefürworter

Die Bohrungen in Alaska haben Bidens Versuch erschwert, aggressive Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen. Ölbefürworter und Industrieanalysten haben erklärt, dass einige Gebiete von NPR-A zu den reichsten Ölreserven des Landes gehören, und die Gesetzgeber Alaskas haben die Erschließung als wichtige Quelle für Arbeitsplätze und Einnahmen gefördert. Aber Biden hatte bei seinem Amtsantritt 2020 versprochen, „keine weiteren Bohrungen auf Bundesland zuzulassen, Punkt. Punkt, Punkt, Punkt“. Dieses Versprechen hat er eindeutig nicht gehalten. Da tröstet auch das neu geplante Schutzgebiet nicht darüber hinweg, das an sich eine gute Sache ist.