Selbstoptimierung – Fluch und Segen

Wir lassen uns nicht hängen, nutzen jede Minute des Tages für „sinnvolle“ Tätigkeiten, sind nie zufrieden mit dem, was wir selbst uns bieten. Ab wann wird dieser Lebensstil ungesund? – Eine Bestandsaufnahme.

 

Wer rastet, der rostet

Ein universell gültiges Lebensmotto? – Je nach Persönlichkeitsstruktur.

Das kann motivieren und zermürben gleichzeitig. Mir persönlich widerstrebt es sehr, die Welt in Gut und Böse einzuteilen, denn alles hat mindestens zwei Seiten.

So hat auch Selbstoptimierung beides in sich. Sie hält uns davon ab, den Anschluss zu verlieren, verlängert unsere Jugend, lässt uns intensiv am Leben teilhaben. Kann uns aber auch unter massiven Druck setzen.

Ich selbst spüre ihn, wenn ich mich gehen lasse und, in welcher Hinsicht auch immer, vom Pfad der sinnvollen Betätigung abkomme – manchmal neige ich dazu, in so einem Fall sehr streng mit mir zu sein und die Zeit, die ich „vertrödelt“ habe, als verloren zu sehen.

Dabei bin ich diejenige, die sich stets für die Wichtigkeit von „Narrenkastl-Schauen“ und Nasenbohren in der Kinderaufzucht stark gemacht hat. Mir selbst gönne ich das nicht so.

Ich möchte mich weiterentwickeln, voranschreiten, schlauer werden, erfolgreicher, schlanker, am besten auch jünger, denn immerhin ist 60 das neue 40 – das kann anstrengend werden.

 

Perfektionismus?

Er kann uns antreiben und zu besseren Ergebnissen bringen, aber er ist auch ein gnadenloser Richter, wenn es um ihre Beurteilung geht, denn er kennt keine Gnade.

Lassen wir uns nicht von ihm einschüchtern, nehmen wir seine guten Seiten und sobald er uns klein macht und hart kritisiert, verweisen wir ihn auf seinen Platz im Selbstoptimierungs-Werkzeugkoffer.

 

Wege aus dem Wahn

Es erfordert Selbstdisziplin, aber es ist zu schaffen. Ich persönlich bin dabei, ihn mit striktem unkontrolliertem Seele-Baumeln-Lassen mindestens einmal täglich zu durchbrechen.

Mindestens einmal am Tag in einer Phase des „Leerlaufs“ nicht zum Telefon zu greifen, Vorträge, die mich schlauer machen auf YouTube anzuhören, regulierend in Haushaltsthemen einzugreifen oder andere Projekte zu erfüllen.

Einmal am Tag gönne ich meinem Geist Auslauf, meiner Seele das Baumeln von den höchsten Bäumen und meinem Körper, was immer er braucht – vielleicht Nasenbohren…

Den Schlüssel zum Werkzeugkoffer spüre ich dabei in meiner Hosentasche. 💚