COP28 endet mit starkem Signal zu Ende der fossilen Energien

Manche nennen es einen historischen Moment. Erstmals in der Geschichte der Weltklimakonferenzen wurde im Abschlusstext der Ausstieg aus fossilen Energien genannt. Zwar nicht in Form des – von vielen gewünschten  – Komplettausstiegs, sondern in Form eines Übergangs. Diesem Text ging es tagelanges Ringen um die Formulierung voraus.

 

Während bei uns noch Dunkelheit herrschte, wurde in Dubai bereits intensiv gearbeitet: Heute, Mittwoch morgen wurde ein neuer, nachgeschärfter Abschlusstext dem Plenum vorgelegt und noch am selben Vormittag angenommen. Dieser entstand aus einem weitaus weniger progressiven Textvorschlag, den die EU und eine Vielzahl an Staaten abgelehnt und auch mit Abbruch der Verhandlungen gedroht hatten.

 

Foto ©️ COP28 / Christopher Pike

 

Besonders die ölfördernden Länder wie Saudi Arabien standen bis zuletzt auf der Bremse, was die Festschreibung des Ausstiegs aus Öl und Gas im Abschlussdokument betraf. So gesehen ist es als wichtiges Signal und Erfolg der diesjährigen COP zu sehen, dass sich die Weltgemeinschaft nun doch auf eine diesbezügliche Formulierung geeinigt hat. Der Konferenzpräsident Sultan Al-Jaber sprach von einem „historischen Paket“.

 

„Wir haben das Zeitalter der fossilen Brennstoffe nicht beendet, aber dieses Ergebnis ist der Anfang vom Ende“

UN-Klimasekretär Simon Stiell beim Abschluss der COP28

 

Foto ©️ COP28 /Kiara Worth

 

Mehr als 100 Staaten (und die EU) hatten zuvor den klaren Ausstieg („Phase out“) aus fossilen Energien gefordert, möglichst mit festgeschrieben Daten. Dieser kommt in dem am Mittwoch in Dubai verabschiedeten Abschlusstext nicht vor, statt dessen ist von einem Übergang („Transition away“) die Rede. Aber im selben Satz heißt es: Mit diesem Umstieg müsse „im Einklang mit der Wissenschaft die Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden“. Darüberhinaus wird außerdem betont, dass der Übergang weg von fossilen Energieträgern „auf eine gerechte, geordnete und faire Weise“ erfolgen müsse – dieser Zusatz war vor allem Entwicklungsstaaten sehr wichtig.

 

Foto ©️ COP28 / Christopher Pike

 

Dieses Jahrzehnt ist kritisch

Der Text enthält auch einen Aufruf, noch in diesem, kritischen Jahrzehnt die Anstrengungen zu beschleunigen,  und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent zu senken – versteckt in einer anderen Textpassage. Darüber hinaus soll bis 2030 die Infrastruktur für erneuerbare Energien verdreifacht und die Steigerungsrate der Energieeffizienz verdoppelt werden. Mehr als 190 Staaten werden aufgefordert zu handeln, es wird nicht nur „vorgeschlagen“ – wie im Textentwurf davor.

Neu im Text ist die Anerkennung von Transition Fuels – normalerweise ein Codewort für Gas, so Christoph Bals von Germanwatch. Und neu ist auch der Aufruf, den Einsatz von Atomkraft und anderen umstrittenen Technologien zu beschleunigen.

 

Kein idealer Text, aber Verbesserung

Christoph Bals  ist recht zufrieden mit dem Ausgang: „Erstmals fordert eine Weltklimakonferenz, eine COP, formal alle Staaten auf, sich von fossilen Energien wegzubewegen. Das ist ein starkes Signal, für die Ölländer und für alle, die noch in fossile Energien investieren wollten.“, erklärte er im Interview mit ORF Ö1.

Die Umweltorganisation WWF sieht dies kritischer.  Thomas Zehetner, WWF, meint dazu, die Formulierungen reichten nicht aus, um einen Wendepunkt in der internationalen Klimapolitik zu markieren. Dies sieht Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich ähnlich: „Der Text ist nicht so ambitioniert wie er sein könnte“, sagt sie. Er sende ein starkes Signal, jedoch lasse er eine Hintertür für „falsche Lösungen“.

 

Foto ©️ COP28 /Kiara Worth

 

 

Unser pro.earth.Fazit: Dass sich alle Staaten auf diesen Text geeinigt haben, ist ein gutes Signal. Bedenkt man, wie wenig Zeit uns bleibt, um die Klimaerwärmung auf ein für uns Menschen erträgliches Maß einzudämmen, müssen allerdings diesen Worten sehr schnell viele Taten folgen. Und da es den Ölländern gelungen ist, sich einige Schlupflöcher offen zu lassen, muss abgewartet werden, inwiefern die Weltgemeinschaft den Ausstieg aus Öl und Gas, sowie Kohle vollziehen wird. Die Aktionen der nächsten Jahre werden sehr entscheidend für uns Menschen sein. Wir hoffen, dass die vorhandenen Pläne, die Gas- und Ölförderung weiter auszubauen, nun in den Schubladen landen und die Mittel zukunftsweisender verwendet werden. Träumen darf man ja.

 

Titelfoto ©️COP28 / Andrea DiCenzo