Was kommt nach Rekordjahr 2023 im Solarsektor?

Im Jahr 2023 konnte bereits 87% des benötigten Stroms österreichweit aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Das teilte das Umweltministerium am 5. Januar mit Verweis auf Hochrechnungen des Fraunhofer Instituts mit. Damit belegt Österreich 2023 EU-weit den 2. Platz hinter Luxemburg (89,6 Prozent). Besonders der Ausbau an PV-Anlagen war auf Rekordniveau und doppelt so hoch wie im Jahr davor. Allerdings bewege sich der Ausbau im internationalen Vergleich auf „Mickey-Mouse-Noveau“ so Günther Grabner, Gründer und Geschäftsführer der PV-Invest-Gruppe.

 

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„Für die Klimaneutralität müsste rund ein Drittel des heimischen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden. Das entspricht der Stromerzeugung, die aktuell durch Wasserkraft geleistet wird. Allein bis 2030 brauchen wir 21 TWh PV-Strom, wenn wir die Klimaneutralität ernst meinen“, fordert die Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic (PV) Austria, Vera Immitzer, vermehrte Anstrengungen im Photovoltaik-Ausbau. Wie aus der Grafik gut ablesbar ist, fehlt uns noch der Großteil, der aus PV-Anlagen stammenden Erzeugungsleistung, um die Klimaneutralität zu erreichen.

 

Ist-Stand 2023

2023 hat die Solarkraft stark zugelegt. Trotz Photovoltaik-Boom kommen derzeit aber nur knapp sechs Prozent des in Österreich produzierten Stroms aus der Solarenergie. Für das erklärte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 wären aber laut Prognosen von Photovoltaic Austria mindestens 40 Terawattstunden aus Photovoltaik notwendig.

„Ab jetzt brauchen wir dieses Niveau jedes Jahr, damit wir die Ziele erreichen“, meint Immitzer. Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, müsste die aktuelle Produktion allerdings verdreifacht werden, erklärte sie weiter. Allerdings sei in den letzten Monaten ein Nachfragerückgang zu beobachten gewesen.

Durch die künftige Mehrwertsteuerbefreiung für private PV-Anlagen bis 35 Kilowatt erhofft die Branche einen neuerlichen Aufschwung, sowie durch höhere Stabilität bei Zulieferern und günstigere Preise bei Batteriespeichern.

 

Forderungen für 2024

 

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Quelle: Photovoltaic Austria , ©️Photovoltaic Austria

Netzkapazitäten ausbauen

Die Netzkapazitäten müssen dringend ausgebaut und das E-Wirtschaftsgesetz (ElWG) modernisiert werden. „Die Verzögerungen beim ElWG hemmt die Branche und das Potenzial erneuerbare Energien voll auszuschöpfen“, sagt Immitzer diesbezüglich.

Energiewende – Neue Regeln sorgen für zielgerichteten Ausbau der Netze und schnelleren Anschluss von Sonnenkraftwerken

 

 

Absicherung gegen niedrige Strompreise

PV Austria fordert laut DerStandard darüber hinaus eine“ höhere Absicherung gegen niedrige Strompreise in der PV-Förderung. Aktuell liegt die sogenannte Marktprämie, für die sich Anlagenbauer bewerben können, bei 9,33 Cent pro Kilowattstunde für Dach- und Agri-PV-Anlagen und rund sieben Cent für Standard-Freiflächen-Anlagen. Sollte der Strompreis unter diesen Wert fallen, würden die Betreiber die Differenz als Förderung erhalten.“  „Wir haben keine Zeit, uns auf schönen Zahlen aus dem vergangenen Jahr auszuruhen.“, meint Immitzer dazu und fordert dringend eine Nachjustierung.

 

Agri-PV-Anlagen fördern

PV Austria fordert auch ein klares politische Bekenntnis zu Agri-PV und Flächen abseits von Gebäuden: „Um die vorhandenen vielfältigen Synergieeffekte der unterschiedlichen Konzepte für Landwirtschaft und Energiewende auch nutzen zu können, müssen Anreize für Photovoltaikanlagen im Agrarsektor geschaffen und erhalten werden.“

 

Darüber hinaus braucht es dringend einen weiteren Bürokratieabbau für die Errichtung dieser Anlagen. Dies betrifft unter anderem Erleichterungen bei Umwidmungen für Photovoltaik-Flächen oder ein erleichterter Netzanschluss. Durch die Schaffung eines „Sonderfördertopfes“ kann die Umsetzung von (Pilot-)Anlagen vorangetrieben und weitere wichtige Ergebnisse zur optimalen Integration in die Landwirtschaft sowie zu weiteren Synergien geliefert werden.

 

Der Geschäftsführer der Agri-PV-Anlage „Energiepark Bruck an der Leitha“ zieht eine positive Bilanz: „Es hat funktioniert, so viel ist sicher. Die Erträge von Landwirtschaft und Energie zusammengerechnet kommen wir auf 140 bis 170 Prozent eines Normalertrages. Es ist wie ein Baum: Ich nutze den Boden auf verschiedenen Ebenen, und deswegen ist es auch sehr effizient. Und genau darum geht es in Zukunft.“

 

Dies sieht der Generalsekretär des Ökosozialen Forums, Hans Mayrhofer ähnlich: „Agrar-Photovoltaik kann im Idealfall eine dreifache Ernte einfahren – gute Lebensmittel, sauberen Strom und höhere Biodiversität. Und das in unmittelbarer Nähe zu den Menschen, die dies alles brauchen“. Auch hob er den Aspekt der Versorgungssicherheit hervor: „Wenn wir Lebensmittel und Strom erzeugen und das im Einklang mit der Umwelt, sichern wir dauerhaft die Versorgung und stärken damit die heimische Wirtschaft und sichern Arbeitsplätze. Wir brauchen begleitend aber auch den Netz- und Speicherausbau, um die Energie zu den Menschen zu bringen und sie dann zur Verfügung zu haben, wenn wir sie brauchen. Das macht uns unabhängiger von Energielieferungen“, betont Mayrhofer.

Schafe unter Strom

 

Genehmigungsverfahren vereinfachen

Günther Grabner, Gründer und Geschäftsführer der PV-Invest-Gruppe konstatiert, dass sich der PV-Ausbau hierzulande im internationalen Vergleich auf „Mickey-Mouse-Niveau“ befinde. Die Bürokratie in den einzelnen Bundesländern bremse die Ausbaugeschwindigkeit massiv.  „Jede einzelne Genehmigung wird als Gnadenakt gesehen“, kritisiert er.

 

Im Vergleich dazu hat Italien im Jahr 2022 beschlossen, dass  300 Meter neben Autobahnen und 500 Meter neben Industrieanlagen Solarstromanlagen ohne langwierige Genehmigung errichtet werden dürfen. Für Agri-PV-Anlagen gilt sogar ein Radius von bis zu drei Kilometern!

 

Links:

klimaaktiv Agri-PV-Anlagen

Bundesverband Photovoltaic Austria