„Recht auf Reparatur“ kommt EU-weit

Gegen die Wegwerfmentalität hat sich die EU nun auf ein „Recht auf Reparatur“ geeinigt. Dies soll sowohl unser Geldbörsel als auch die Umwelt schonen. Denn entsorgte Produkte sind häufig noch gebrauchsfähige Waren, die repariert werden können, aber oft vorzeitig weggeworfen werden. Dies verursacht jährlich 35 Millionen Tonnen Abfall in der EU. Mit dem „Recht auf Reparatur“ soll es für Verbraucher:innen  künftig einfacher und kostengünstiger werden, Waren zu reparieren, statt sie ersetzen zu lassen.

 

„Wir können es uns nicht mehr leisten, in einer Wegwerfgesellschaft zu leben.“

René Repasi, Verhandlungsführer des Europaparlaments

 

Vorgestern  kamen Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten überein, dass Hersteller bestimmter Produkte wie Kühlschränke, Staubsauger oder Handys defekte Geräte künftig reparieren müssen. Wie Repasi (SPD) und die belgische Ratspräsidentschaft erklärten,  werde es erstmals einen Rechtsanspruch auf Reparatur bei sogenannter weißer Ware geben.  Damit sind vor allem Küchengeräte gemeint , insbesonders Kühlschränke, Herde, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Trockner. Dies soll auch für typische Alltagsprodukte wie Smartphones gelten. Andere Waren wie Kopfhörer und Möbel sind allerdings von der Regelung ausgenommen.

Dies ist Teil des übergeordneten Ziels der Europäischen Kommission, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Das geht jedoch nur, wenn die Verbraucher:innen und die Unternehmen nachhaltiger konsumieren und produzieren.

 

Was wird die Regelung beinhalten?

  • Wird ein Gerät innerhalb der zweijährigen gesetzlichen Garantie kaputt, soll es zukünftig standardmäßig repariert statt ersetzt werden.
  • Dieses Recht auf Reparatur soll für manche Produkte auch nach Ablauf der Garantie weiter bestehen, solange diese möglich sei.
  • Darüberhinaus will die EU sicherstellen, dass unabhängige Betriebe, die Reparaturen und Instandsetzung anbieten, sowie Endverbraucher alle nötigen Ersatzteile, Informationen und Werkzeuge zu angemessenen Preisen bekommen.
  • Dazu sollen Hersteller nicht  absichtlich durch spezielle Schlüssel oder Hürden in der Software die Reparatur erschweren dürfen

 

 

Durchbruch für Verbraucherschutz

Nach eigenen Angaben kämpft das EU-Parlament seit rund zehn Jahren für ein Recht auf Reparatur. 2022 einigte sich das EU-Parlament darauf, dass Produkte so gestaltet werden müssen, dass sie länger halten, sicher repariert werden können und ihre Teile leicht zugänglich und ausbaubar sind.

 

Über Online-Plattformen sollen Verbraucher:innen Reparaturbetriebe (darunter auch sogenannte Repaircafés) und Verkäufer überholter Waren in ihrer Nähe finden können. Über nationale Reparaturfonds sollen Gutscheine und andere finanzielle Anreize bereitgestellt werden, um Reparaturen erschwinglicher und attraktiver zu machen, so der Vorschlag des Parlaments.

 

„Reparatur wird einfacher und erschwinglicher, indem der Zugang zu Ersatzteilen zu einem angemessenen Preis und zu Reparaturanleitungen der Hersteller auch für kleine Repairshops um die Ecke und Tüftlerinnen in ihren Garagen garantiert wird“, meinte dazu Anna Cavazzin, die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses des EU-Parlaments, die die Einigung für einen Durchbruch in Sachen Verbraucherschutz hält.

 

Hintergrund

Konsumgüter wegzuwerfen, die noch repariert werden könnten, hat tiefgreifende Folgen für die Umwelt: Jedes Jahr entstehen in der EU dadurch Emissionen in Höhe von 261 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent und 35 Mio. Tonnen Abfall, gleichzeitig werden 30 Mio. Tonnen Ressourcen verschwendet. Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Produkte ersetzen anstatt sie zu reparieren, entstehen pro Jahr rund 12 Mrd. EUR Mehrkosten. Einer Studie der Europäischen Kommission zufolge würden 77 % der EU-Bevölkerung eine Reparatur einem Neukauf vorziehen.

 

Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal, sagte: „Reparatur ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, das Modell der Wegwerfgesellschaft ad acta zu legen, das für unseren Planeten, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft so schädlich ist. Ein fehlerhaftes Kabel oder ein beschädigter Ventilator muss nicht bedeuten, dass man ein ganz neues Produkt kaufen muss. Im vergangenen Jahr haben wir Vorschriften vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass Produkte grundsätzlich reparierbar sind. Heute schlagen wir vor, die Reparatur zu einer einfachen und attraktiven Option für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.“