Schrittweiser Ersatz von Erdgas durch Erneuerbare-Gas-Gesetz
Gestern passierte ein lange verzögerter Gesetzesentwurf zum Ausbau der heimischen Biogasproduktion den Ministerrat. Darin werden Gasversorger verpflichtet, sukzessive Erdgas durch Biogas zu ersetzen. Damit soll einerseits der Verbrauch an fossilen Energien und andererseits die Abhängigkeit von Gasimporten reduziert werden. Bis 2040 soll der heimische Gasverbrauch vollständig durch Grüne Gase gedeckt werden.
Das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EEG) sieht im Entwurf, der noch im Parlament mit Zweidrittelmehrheit angenommen werden muss, folgendes vor:
- Bis 2030 sollen jährlich mindestens 7,5 Terawattstunden an heimischem Biogas produziert werden
- Versorger müssen dann sicherstellen, dass sie ihre Kund:innen mit mindestens 9,75 Prozent grünem Gas versorgen
- Dieser Anstieg bedeutet mehr als eine Verfünzigfachung der heimischen Biomethanproduktion von heute 0,14 Terawattstunden auf dann eben 7,5 Terawattstunden und soll stufenweise erfolgen
Laut österreichischer Bundesregierung werden durch das EEG bis 2030 4,2 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 gespart werden.
Allein beim Biomethan aus Vergärung könnte sich die Produktion bis 2030 laut Studien auf 10 TWh belaufen, wenn der notwendige Rechtsrahmen vorhanden ist. Dazu kommen noch Biomethan aus Holzvergasung (25 TWh) sowie Wasserstoff (abhängig vom Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung), so der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), der den Entwurf begrüßt. Ebenfalls positiv sieht der Kompost & Biogas Verband Österreich KBVÖ den Gesetzesentwurf, denn dadurch wird ihrer Meinung nach auch der Weg hin zu einer nachhaltigeren, regionaleren Energieversorgung geebnet.
Mit dem EGG kommen wir ein ganzes Stück weiter, wenn es darum geht die heimischen Potenziale an erneuerbarem Gas endlich zu nutzen und nicht weiter brach liegen zu lassen. Wir brauchen sie dringend als wichtigen Baustein bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen, unabhängigen und sicheren Energieversorgung
, betont Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des EEÖ.
Für Energiewende unerlässlich
Erneuerbares Gas ist für die Energiewende unerlässlich. Das Potenzial für die heimische erneuerbare Gasproduktion ist aber stark beschränkt. Studien zeigen, dass nur rund ein Viertel des zukünftigen Bedarfs an grünen Gasen durch inländische Produktion zu decken sein wird. Erneuerbare Gase müssen daher künftig äußerst sparsam und vernünftig eingesetzt werden. Sinnvoll ist der Einsatz dabei vor allem in der Stromerzeugung und in Teilbereichen der Industrie. Gerade die Industrie ist aus der Kostentragung laut Gesetz allerdings ausgenommen.
Was sind Grüne Gase?
Dazu zählen Biomethan (gereinigtes Biogas), erneuerbarer Wasserstoff und Synthesegas, speichern Energie, die sonst verlieren ginge und sind erneuerbar, klimaneutral und verbrennen feinstaubfrei. Gas lässt sich wesentlich leichter speichern als andere Energiearten.Mit der Power-2-Gas-Methode wird grüner Strom (zum Beispiel aus einer Überproduktion bei Windenergie) in Grünes Gas umgewandelt und gespeichert, bis es benötigt wird.
Hier erfährt man mehr darüber.
Biogasanlagen in Österreich
Momentan gibt es österreichweit etwa 270 Biogasanlagen. Von den bestehenden 270 Biogas-Anlagen könnten laut EEÖ innerhalb kürzerer Zeit etwa 80 bis 100 Anlagen bereits Biomethan in Höhe von 2-2,5 TWh zur Verfügung stellen. Derzeit produzieren 14 Anlagen etwa 0,14 TWh. Insgesamt sollen in Österreich 9,75% des derzeitigen Gasverbrauches durch erneuerbare Gase, also Biomethan, erneuerbaren Wasserstoff und synthetisches Methan, ersetzt werden.
Durch die Veredelung zu Biomethan ist eine Einspeisung direkt ins Erdgasnetz möglich, wobei kaum Energie verloren geht. Davon profitiert insbesondere die Industrie, die dieses Gas dringend benötigt. Als Rohstoff dienen etwa Ernterückstände, Wirtschaftsdünger, Zwischenfrüchte und weitere ungenutzte organische Reststoffe oder auch Klärschlamm. Der Gärrest – also der flüssige oder feste Rückstand aus der Produktion – dient wiederum als wertvoller Dünger für Grünland- oder Ackerflächen.
Kritik am Entwurf
Im Vergleich zum Begutachtungsentwurf vom letzten Jahr sieht die Regierungsvorlage nun eine Weiterverrechnung der Kosten zur Erreichung der Grün-Gas-Quote an kleine Unternehmen und Haushalte vor, schreibt die Arbeiterkammer. „Erneuerbares Gas wird mittelfristig gar nicht mehr in den Haushalten zum Einsatz kommen, trotzdem sollen Haushalte die Kosten tragen. Großverbraucher, wie die Industrie sind ausgenommen, das ist nicht hinnehmbar“, meint Tobias Schweitzer, AK Bereichsleiter Wirtschaft. Dies sehen die Oppositionsparteien ähnlich. Auch die Produktionsmenge wird als zu niedrig bemängelt.
Wir müssen weg von fossilen Energien. Das ist klar. Der Weg dorthin bleibt strittig. Eine Verfünfzigfachung der Biogasmenge innerhalb von sechs Jahren ist eine Aufgabe. Das Gesetz soll Klarheit und geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Warum wir Konsument:innen die Zeche zahlen sollen, leuchtet mir nicht ein.